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DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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aufstieg. Den Vorreitern folgte eine kleine Einheit von Plünderern: alte Männer und Frauen, die sich ihren Weg zwischen den verstreuten Toten sorgfältig aussuchten, um Waffen und Wertsachen, Kleidungsstücke und Stiefel und Rüstungen einzusammeln. Einige führten lange Lederbeutel mit sich, die sie am Boden hinter sich herzogen. Andere, die zu zweit oder zu dritt unterwegs waren, schleppten Weidenkörbe mit sich; und wieder andere zogen kleine Handkarren hinter sich her.
    In die Beutel, Körbe und Karren warfen sie Habseligkeiten, für die die Toten keine weitere Verwendung mehr hatten. Einige Leichen wurden nackt ausgezogen, andere verloren nur Kopfbedeckungen oder Gürtel. Außerordentlich wenige verloren überhaupt nichts, doch man untersuchte alle, und ihre materiellen Güter wurden bewertet und zum größten Teil konfisziert.
    Die Plünderer arbeiteten schnell und effizient, doch ohne übermäßige Eile. Sie bewegten sich zwischen den Toten, die über die breite Talschüssel zu beiden Seiten des Flusses verstreut waren, von Leichnam zu Leichnam. Giles und Haven beobachteten das grauenvolle Unterfangen, während die Plünderer sich systematisch ihrem Bunker in der Erde näherten.
    »Ich fürchte, wir müssen woanders hinziehen, Mylady«, bemerkte Giles. »Es wäre am besten, wenn man uns hier nicht finden würde.«
    »Dem stimme ich zu«, erklärte Haven mit krächzender Stimme. »Doch wohin können wir gehen?«
    »Wir könnten den Abhang hinaufklettern. Ich glaube nicht, dass sie dort hochkommen werden. Und wir können von dort beobachten und sehen, was bald geschehen wird.« Er hielt inne und schaute fort in Richtung Fluss. »Ich habe kein Interesse, mich weit außerhalb der Sichtweite von Wasser zu bewegen.«
    »Ich ebenfalls nicht«, pflichtete Haven ihm bei. »Geh voran, Giles. Ich bin damit einverstanden, dir zu folgen.«
    Während die Leichenfledderer immer noch ein Stück weit weg waren, verließen die beiden Reisenden ihren Zufluchtsort und kletterten so schnell wie möglich den nächstgelegenen Abhang hoch. Sie hatten die Spitze fast erreicht, als die Rufe anfingen – zuerst schlug eine einzelne Stimme Alarm und dann einige andere. Hastig warf Giles einen Blick über die Schulter. Ungefähr vier oder fünf Plünderer hatten ihre Arbeit eingestellt und machten nun eindringliche Gesten in ihre Richtung.
    »Sie haben uns gesehen!«, sagte Giles. »Lauft!«
    Sie flohen den Hügel hinauf, kraxelten die letzten paar Yards zur Spitze und stürzten sich über den Gipfel hinweg, wo sie sich duckten, damit man sie vom Tal aus nicht direkt sehen konnte. Sie warfen sich in das lange Gras und blieben schnaufend auf dem Rücken liegen; sie hielten an der unwirklichen Hoffnung fest, dass sie nicht verfolgt würden. Als er wieder ein wenig zu Atem gekommen war, rollte sich Giles auf seinen Bauch und begann, zur Hügelspitze hochzukriechen.
    »Giles! Bleib unten. Sie werden dich sehen!«
    »Ich muss wissen, was sie tun«, flüsterte er kurz angebunden. »Wir können immer noch in Gefahr sein.«
    Er zog sich langsam hoch und höher, bis er über die Spitze des Hügels und hinunter ins Tal spähen konnte. Die Rufe der Plünderer hatten Vorreiter zu ihrer Unterstützung herbeigebracht. Drei berittene Krieger mit Spießen waren gerade in diesem Moment unterwegs zum Abhang, den Haven und Giles hinaufgeflohen waren.
    Er rutschte zurück nach unten, wo Haven ängstlich wartete. Sie sah seinen Gesichtsausdruck und forderte ihn auf: »Sag es mir.«
    »Reiter.« Giles wischte sich den Schweiß von den Augen. »Wir sind gesehen worden. Sie kommen uns holen.«
    »Wie viele?«
    »Drei. Bewaffnet.«
    Haven biss sich auf die Lippe. »Giles, wir können nicht hoffen, ihnen davonzulaufen.«
    »Nicht zusammen, nein. Doch ich werde sie von Euch ablenken, und sobald sie mich verfolgen, rennt Ihr in die andere Richtung. Vielleicht könnt Ihr einen Platz zum Verstecken finden.«
    »Was wirst du tun?«
    »Ich werde fortlaufen, so weit ich kann.«
    »Das wird nicht weit sein«, entgegnete sie.
    »Ich muss sie nur lange genug in eine andere Richtung lenken, damit Ihr fliehen könnt.«
    »Doch man wird dich fangen.«
    »Es spielt keine Rolle.«
    »Es spielt für mich eine Rolle!«, spie sie. Mit ihren beiden Händen nahm sie seine Rechte und drückte sie fest. »Nein. Wir werden ihnen zusammen entgegentreten – komme, was wolle. Ich werde dich nicht einfach deinem Schicksal überlassen.«
    »Dann, fürchte ich, werdet Ihr es mit mir teilen

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