Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
Vom Netzwerk:
eisernen Griff und zog sie mit sich in die wilde, rücksichtslose Flut hinein.
    Die feurigen Salven schnitten durch den sich verdunkelnden Himmel und erfüllten ihn mit ihrem blutleeren Kreischen; wieder und wieder schlugen sie in einem todbringenden Regen zu. Die Sturzflut aus Menschen raste weiter, strömte über die Körper der Toten und Sterbenden hinweg. Die Langsameren wurden von denen, die hinter ihnen rannten, erfasst und zerquetscht, nach unten gezogen von der unaufhaltsamen Flut, die durch das Tal wogte.
    Von ihren allerersten Schritten an wusste Giles, dass sie beide sich in einem Wettrennen um ihr Leben befanden. Obgleich es eine unglaublich mühsame Anstrengung bedeutete, am sich steil neigenden Abhang des Hügels entlangzuklettern, war Giles entschlossen, sich und Haven am äußersten Rand der Flut zu halten – fort vom chaotischen, tödlichen Gedränge in der Mitte. Und so rannten sie auf dem abschüssigen Untergrund. Immer wieder rutschte Haven aus, und jedes Mal war Giles da, um sie zu unterstützen und wieder auf die Füße zu stellen.
    Die blendenden Feuerkugeln fielen rings um sie herum. Bei jedem vernichtenden Einschlag wurden Körper zerschmettert und auseinandergerissen. Was nicht durch den Aufprall zerstört wurde, löschte die unvermeidliche Eruption aus. Dicht und schnell fielen sie, und sie heulten, während sie kamen. Die weiche Erde erbebte unter den Explosionen, bei denen Flammen und ätzende Gase ausgespien wurden, die die Luft versengten.
    Bald rannten Giles und Haven durch einen Nebel aus beißendem Rauch, der in den Nasenöffnungen stach und den Weg voraus verschleierte. Sie würgten die Luft hinunter und spürten die Verbrennungen in ihren Lungen. Hustend und mit tränenden Augen liefen sie blind weiter.
    Direkt vor ihnen knallte einer der höllischen Gegenstände in den Berghang hinein. Er vernichtete Körper, schickte einen tödlichen Schauer aus Schlacke und geschmolzenem Metall hoch und schlug einen Krater in die weiche Erde. Giles sah das Loch zu spät und stolperte hinein, und dabei zog er Haven mit sich nach unten. Fragmente aus heißem Metall und verbrannter Dreck schwelten in dem Trichter. Die Luft stank nach versengtem Haar und verkohltem Fleisch. Giles rollte auf ein glühendes Schrapnellstück und brannte sich Löcher in sein Hemd und seine Hose. Er keuchte auf und krümmte sich von dem heißen Objekt fort, streifte brennende Schlacke von seinem Arm und Bein. Haven kam hart auf ihrer Seite auf und fühlte die Hitze von verbrannter Erde durch ihre Kleidung.
    Sie mühte sich auf die Knie und machte sich daran, aufzustehen. Im selben Moment ein tauchte fliehender Reiter aus dem Rauch auf. Er galoppierte stramm, sah das Loch und machte sich für den Sprung bereit. Als Havens Oberkörper jedoch über der schwelenden Aufschüttung auftauchte, scheute das Pferd und versuchte abzudrehen. Gefangen zwischen einem Sprung und einem Ausweichmanöver, gerieten die Vorderbeine des erschrockenen Tieres durcheinander, und es stürzte kopfüber in die Böschung hinein. Haven duckte sich hinter dem schützenden Rand der Erdaufschüttung nach unten, und der Reiter warf sich aus dem Sattel. Mit austretenden Beinen drosch das verletzte Tier auf den Boden ein. Es gab ein einziges Mal ein kreischendes Wiehern von sich, und dann wurde es still. Ein weiteres Geschoss sauste heulend durch den Rauchschleier nach unten. Der Krieger gab sein Reittier auf und rannte davon.
    Haven sprang abermals auf, doch Giles zog sie zurück. »Bleibt unten! Hier sind wir sicherer.«
    Der Körper des toten Pferdes veranlasste die fliehenden Horden, sich davor zu teilen – er wirkte wie ein Felsblock im Strom. Indem sie am Boden des Loches in Deckung gegangen waren, konnten sie sich aus dem heranbrausenden Getümmel heraushalten.
    Nach einer Weile hörten die Feuerkugeln auf, doch der verzweifelte Rückzug wurde fortgesetzt. In einem fort kamen Menschen, eilten in einem Schleier aus Rauch und Bewegung vorbei, bevor sie in die Nacht hinein verschwanden. Giles und Haven blieben am Boden des Kraters liegen. Gelegentlich bewegten sie sich ein wenig nach oben, um die Flut abzuschätzen, bis die Erschöpfung sie überkam und sie einschliefen.
    Als Giles sich erneut nach oben bewegte, ging die Sonne auf, und mit ihr kamen die Kundschafter des Vorauskommandos der eindringenden Streitkräfte: Männer auf Pferderücken ritten schnell den Flusslauf entlang, um in dem frühmorgendlichen Nebel zu verschwinden, der vom Wasser

Weitere Kostenlose Bücher