Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
Vom Netzwerk:
getaucht war. Haven öffnete eine Tür und geleitete Cass in einen Raum, der vom Boden bis zur Decke mit Bücherregalen gesäumt war. Dort hielt sie inne, um die Kerzen auf zwei Beistelltischen anzuzünden.
    »Bitte nehmt Platz«, sagte sie und stellte die Lampe auf einem großen Schreibtisch in der Nähe der Tische ab. Als Cass sich dankbar in einem großen Ledersessel neben dem leeren Kamin niederließ, erklärte Lady Fayth: »Ich verspüre eine Kühle in diesem Raum. Wenn Ihr mich nur für einen Augenblick entschuldigt, dann wird dies in Kürze richtiggestellt.«
    Haven verschwand und ließ Cass allein zurück. Sie schloss ihre Augen und schwelgte in der seligen Behaglichkeit eines Sessels, der ihren müden Körper in einer liebevollen Umarmung zu halten schien. Gegen ihren Willen glitt sie in den Schlaf – und erwachte, als ein Mädchen im Teenageralter mit einer Pfanne voll rot glühender Kohlen den Raum betrat und sich anschickte, ein Feuer zu machen. Sie schloss erneut ihre Augen und döste ein. Als sie wieder aufwachte, standen Lady Fayth und ein junger Mann neben ihr.
    »Es ist eine Schande und es tut mir außerordentlich leid, Euch zu wecken«, sagte Haven mit sanfter Stimme. »Doch es gibt Erfrischungen, und ich glaube, sie würden Euch auf wunderbare Weise wiederherstellen.« Dann wandte sie sich dem jungen Mann zu. »Giles, würdest du bitte?«
    Der junge Mann trat zu einem Beistelltisch, auf dem sich ein silbernes Tablett mit einem Dekanter und Kristallpokalen befand. Er schenkte drei Pokale ein, dann kehrte er mit zwei von ihnen zurück und bot sie den Damen an.
    »Es ist mir eine Freude, Euch Giles Standfast vorzustellen.«
    Der junge Mann verbeugte sich von der Taille aus abwärts.
    »Giles, dies ist Cassandra Clarke, eine Bekannte von Sir Henry – durch einen gemeinsamen Freund.« An Cass gerichtet, erklärte Lady Fayth: »Giles war Kutscher und Kammerdiener von Sir Henry.«
    »Mylady«, grüßte Giles mit einem Kopfnicken. »Eine garstige, schmerzliche Angelegenheit; das ist es zweifelsohne.«
    »Wie bitte?«, erwiderte Cass und blickte von einem zum anderen. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich richtig verstehe.«
    »Sie weiß es nicht, Giles«, erklärte Haven und berührte ihn am Arm, als wollte sie ihn davon abhalten, mehr zu sagen.
    Giles senkte seinen Kopf. »Ich bitte um Verzeihung, Mylady. Ich habe eine unpassende Bemerkung gemacht. Ich glaubte …« Er verfiel in Schweigen.
    »Vielleicht könntet Ihr Euer Interesse darlegen, Sir Henry zu kontaktieren?«, bat Haven.
    »Es war erwartet worden, dass Euer Onkel und ein gewisser Mr Livingstone einem kürzlich erfolgten Treffen der Zetetischen Gesellschaft beiwohnen würden. Sie haben es versäumt anzureisen, und augenscheinlich hat seit einiger Zeit niemand irgendeine Nachricht von einem der beiden erhalten. Es herrscht Besorgnis vonseiten der Mitglieder, dass ihnen etwas passiert sein könnte.«
    »Ja, ich verstehe.« Lady Fayths Gesichtsausdruck wurde sorgenvoll, und ihre Stimme nahm einen traurigen Tonfall an. Sie hielt inne, holte dann Luft und berichtete: »Ich würde dem Himmel danken, wenn es eine zuträglichere Weise gäbe, das zu erzählen …« Sie zögerte, dann platzte es aus ihr heraus. »Es bekümmert mich auf das Äußerste, sagen zu müssen, dass Sir Henry tot ist – und mit ihm Cosimo. Beide wurden während einer Reise nach Ägypten von abscheulichen Feinden niedergestreckt.« Sie senkte abrupt den Kopf. »Es war ein trauriges und schreckliches Ende für zwei wahrhaft edle Menschen.«
    Obwohl Lady Fayth ein wahres Abbild der Trauer war, spürte Cass nichtsdestotrotz, dass die junge Frau, die vor ihr stand, nicht ganz aufrichtig war – so als würde sie vielleicht Zeilen aus einem Theatermanuskript vortragen. Du solltest dich schämen, Cass , sagte sie zu sich selbst. Benimm dich!
    »Ich bedaure Euren Verlust«, erwiderte Cass nach einem Moment des Zögerns.
    Haven erhob ihr Glas. »Wir wollen auf ihr Andenken trinken.«
    Cass hob ihren Pokal und nahm einen Schluck. Der Wein fühlte sich sehr unausgegoren und sauer auf ihrer Zunge an, aber er war anregend. Einen Moment lang tranken die drei ruhig und in kleinen Schlucken; anschließend reichte Giles die Platte mit dem Käse. Das Essen und das Getränk erweckten Cass zu neuem Leben, und nach einem Augenblick fühlte sie sich besser vorbereitet, um dem entgegenzutreten, was als Nächstes kommen würde. »Würde es Euch sehr viel ausmachen, über das zu sprechen, was sich

Weitere Kostenlose Bücher