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DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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wir?« Sie reichte Gianni das Päckchen und sagte: »Tu dir keinen Zwang an.«
    Nachdem er das Päckchen auf den Tisch gelegt hatte, zog er an dem Stoffstreifen, der als Band diente, um das Bündel zu verschließen, und wickelte dann vorsichtig, Falte für Falte, den Gegenstand im Innern aus: Auf diese Weise enthüllte er ein papierähnliches Stück Pergament, das so dünn war, dass es fast durchsichtig zu sein schien. Die glatte Oberfläche des Pergaments war geprägt von einer dichten Ansammlung leuchtend blauer Piktogramme – Schnörkel, Linien, Spiralen und Punkte –, von denen jedes die Größe eines Eis oder einer Walnuss hatte.
    »Madre di Dio!« , schrie Gianni und sprang so schnell auf die Füße, dass sein Stuhl nach hinten kippte. Er stützte die Hände auf den Tisch, lehnte sich vor und starrte auf das an den Rändern gezackte Teilstück der Meisterkarte vor ihm. Dann schnappte er sich eine Fotografie und hielt sie gegen das Original, verwarf sie, ergriff eine andere und noch eine weitere in schneller Abfolge – jede verglich er mit dem Pergament, bevor er sie beiseitelegte. Beim vierten Foto hielt er inne. »Voilà!«
    Kit und Mina kamen näher, um die Übereinstimmung zu überprüfen. »Spektakulär«, sagte Kit; seine Stimme verstummte, als würde er sich in der Gegenwart eines großen Mysteriums befinden. »Sie sind gleich – haargenau gleich.«
    Es stimmte. Die Symbole von den Wänden der Höhle waren nicht nur identisch im Stil und in der Darstellung, sondern sie besaßen auch – so, wie sie auf den Fotos wiedergegeben waren – im Vergleich zueinander die gleiche Größe. Viele von ihnen schienen ein exaktes Ebenbild zu sein – bis hin zur klar umrissenen Wirbel- und Zickzacklinie, zum Schnörkel und Punkt.
    »Das ist bedeutsam: Wer auch immer jene Zeichen in der Höhle gemacht hat, muss sie auf dem Original gesehen und sie genau kopiert haben«, folgerte Wilhelmina.
    »Wir müssen auch die Möglichkeit in Betracht ziehen«, deutete Gianni an, »dass beide Zusammenstellungen von Symbolen sozusagen von derselben Hand erstellt worden sind.«
    »Arthur Flinders-Petrie, meinst du.« Kit betrachtete die Meisterkarte und danach die Fotos. Die entsprechenden Gemeinsamkeiten zwischen beiden waren atemberaubend. »Du meinst also, dass er dort war?«
    »Wie sonst?«
    »Mir ist gerade etwas eingefallen«, sagte Kit. »Wir sollten diese Symbole mit denen in Sir Henrys grünem Buch vergleichen. Es ist oben in der Truhe; ich werde es holen gehen.«
    Er verschwand die Treppe hoch, und ein paar Augenblicke später kam er zurückgerannt; in der Hand hielt er das kleine, handgeschriebene Buch, das in grünes Leder gebunden war. Der schmale Band enthielt verschiedene flüchtig zu Papier gebrachte Notizen und Überlegungen seines Besitzers – Sir Henry Fayth – über die Natur und die Bedeutung des Ley-Reisens. Das meiste von dem Geschriebenen war für Kit undurchsichtige Philosophie. Aber an den Rändern und auf ein paar, wohl zufällig hierfür ausgewählten Seiten hatte Sir Henry Diagramme und Symbole gezeichnet, die für Kit bedeutungslos gewesen waren, bis er die Meisterkarte gesehen hatte.
    Er blätterte durch das Buch bis zu einer bestimmten Seite, dann legte er es flach auf den Tisch, damit die anderen es sehen konnten. Das winzige Diagramm, das Sir Henry mit brauner Tinte gezeichnet hatte, ähnelte sehr einem der Symbole auf den Fotografien. »Beinahe, aber nicht ganz«, stellte Kit fest.
    Sie versuchten es bei einigen weiteren, fanden jedoch keine direkte Übereinstimmung unter den wenigen verstreuten Zeichen, die Sir Henry eingetragen hatte. »Vielleicht beziehen sich die Zeichen im Buch auf einen anderen Teil der Karte«, vermutete Wilhelmina. »Auf einen, den wir noch nicht gesehen haben.«
    »Oder sie dienen möglicherweise irgendeinem anderen Zweck«, mutmaßte Gianni. »Wir werden uns darauf konzentrieren, das zu erarbeiten.«
    »Nun, wie auch immer es kam, dass diese Zeichen in jener Höhle gemalt wurden, unser Mann Flinders-Petrie war dort«, verkündete Mina. »Darauf würde ich das Geschäft verwetten. Ob er sie selbst gemalt hat oder nicht, er war in jenem Tal unter diesen Menschen.«
    »Darf ich ein Experiment vorschlagen?«, sagte Gianni. »Es sieht folgendermaßen aus: Wir werden, insofern es möglich ist, die Bedingungen jener ersten Ley-Reise dorthin nachbilden – wir verfolgen deine Route, Kit, Schritt für Schritt zurück, so präzise wie wir können. Vielleicht wird uns dies einen

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