Du bist das Boese
echtes Trampeltier.
Piccolo widmete sich wieder den Kellertüren. Als sie alle offen standen, forderte Balistreri den Polizisten auf, nach Hause zu gehen und keinen Bericht zu schreiben, ehe Balistreri nicht mit seinem Vorgesetzten gesprochen hatte.
Er bat Piccolo, ihn im Büro abzusetzen. Rudi war eingeschlafen. Piccolo legte ihm den Gurt um, und Balistreri kletterte auf den Rücksitz.
»Ich kenne den zuständigen Kommissar hier, ein anständiger Kerl. Das regle ich schon«, sagte er, um sie zu beruhigen.
Bis zu ihrer Ankunft redeten sie kein Wort mehr. Bevor er hineinging, sagte sie leise: »Danke.«
Er hatte nicht erwartet, im dritten Stock noch jemanden anzutreffen. Es war fast Mitternacht, und er war hundemüde. Auf dem Korridor hörte er jedoch Gelächter.
Dann vernahm er Corvus Stimme, in schönstem Sardisch. »Wir finden es, wir finden es.«
Er linste um die Ecke. Natalya und er saßen in dem Glaskasten, zwei leere Pizzaschachteln vor sich. Schulter an Schulter hockten sie vor dem PC und hielten jeder eine Bierdose in der Hand.
Als Balistreri an die Glasscheibe klopfte, fuhr Corvu zusammen und schüttete sich den Inhalt seiner Bierdose auf die Hose, genau an der kritischen Stelle.
»Wir … ähm, wir versuchen nur …«, stotterte er und versuchte unbeholfen, den Schaum wegzuwischen.
Natalya brach in Gelächter aus, dann reichte sie ihm Taschentücher. »Mach das besser selbst, Graziano.«
»Ja, das macht er tatsächlich besser selbst, sonst kriegt er noch eine Herzattacke«, bekräftigte Balistreri sarkastisch.
Als Corvu sich wieder unter Kontrolle hatte, gingen sie in Balistreris Büro und setzten sich vor den Computer. Verschiedene Ansichten eines Autos waren zu sehen. Corvu begann zu erklären.
»Wir haben mit der Rekonstruktion der Rückseite angefangen, die Natalya für ein paar Sekunden sehen konnte, als das Auto weiterfuhr. Wir sind fast sicher, dass es weiß oder grau war, auf jeden Fall hell.«
Balistreri verkniff sich die Nachfrage, warum sie in all der Zeit nur so wenig herausgefunden hatten. Er war so glücklich für Corvu, dass er es nicht einmal sich selbst eingestehen mochte.
Erstens ist er nicht dein Sohn. Zweitens wird er nie bei ihr landen.
Plötzlich fühlte er sich völlig ausgelaugt.
»Ich mache jetzt den Computer aus, und dann gehen wir alle ins Bettchen«, sagte Balistreri.
In diesem Moment zeigte Natalya freudestrahlend auf den Bildschirmschoner, auf dem ein junger Balistreri mit einer Gruppe junger Kollegen vor seiner ersten Polizeiwache posierte.
»Wahnsinn!«, rief sie.
Corvus Miene verdüsterte sich unverzüglich. Auch Balistreri, der nichts von der eifersüchtigen Seite seines jungen Mitarbeiters geahnt hatte, war leicht konsterniert. Klar, auf dem Foto war er jung, vielleicht sogar hübsch, aber »Wahnsinn« war doch reichlich übertrieben. Natalya trat an den Bildschirm und tippte mit ihrem zarten Finger auf das Polizeiauto, das auf dem Bild zu sehen war.
»So eins war es, da bin ich mir sicher. Von hinten erkenne ich ganz genau die länglichen Scheinwerfer …«
Balistreri und Corvu sahen sich an, dann starrten sie verdattert auf das längst aus der Produktion genommene Modell des Alfa Romeo Giulia 1300.
Samstag, 31. Dezember 2005
Vormittag
Die Fahndung nach einem hellen Alfa Romeo Giulia 1300 mit einem defekten Scheinwerfer wurde direkt eingeleitet, blieb in der Nacht auf den einunddreißigsten Dezember jedoch erfolglos.
Balistreri hatte Corvu sein Büro überlassen, weil er hoffte, Natalya würde ihm Gesellschaft leisten. Dann war er schlafen gegangen.
Als er um sieben Uhr morgens wiederkam, lag sein Mitarbeiter auf dem abgewetzten Sofa und schlief, natürlich allein.
Balistreri ging in die Bar und bestellte einen Cappuccino im Glas zum Mitnehmen. Dazu ließ er sich einen ofenwarmen, mit Sahne gefüllten Krapfen geben. Wieder oben, hielt er Corvu den heißen Cappuccino unter die Nase. Corvu rieb sich die Augen und rappelte sich zerknirscht auf.
»Tut mir leid, Dottore, ich habe es einfach nicht geschafft.« Balistreri reichte ihm Cappuccino und Krapfen.
»Mastroianni hat uns eine E-Mail aus Rumänien geschickt«, sagte Corvu und biss in den Krapfen. »Mircea und Greg Lacatus wurden 2002, bevor Hagi sie nach Italien holte, des Doppelmordes beschuldigt. Aus Mangel an Beweisen und mithilfe des besten Anwalts von ganz Rumänien wurden sie freigesprochen. Mastroianni ist auf dem Rückweg.«
»Ich habe sämtliche Datenbanken nach der Giulia
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