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Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
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Oben vom Hügel hatte man einen Blick über ganz Rom und konnte das Feuerwerk um Mitternacht in vollen Zügen genießen.
    »Hast du für danach eine Pokerrunde organisiert?«
    »Pokern ist nicht. Dein Bruder ist verreist, und Corvu hat keine Zeit.«
    »Frauengeschichten«, freute sich Balistreri.
    »Hoffentlich. Übrigens werden auch bei mir einige herumlaufen, die noch frei sind.«
    »Tolle Party. Dann tanzen wir beide um Mitternacht mit zwei Huren vor dem Fernseher?«
    »Vielleicht würde dir eine Nacht mit hemmungslosem Sex mal ganz guttun, so ganz im Stil des alten Balistreri.«
    »Ein bisschen hemmungsloser Sex würde vor allem dir mal ganz guttun, wenigstens einmal im Leben. Vielleicht würdest du dann endlich kapieren, dass es eine Alternative zur Traumfrau gibt.«
    »Als zynischer Frauenheld warst du wenigstens unterhaltsam. Als zynischer Asket bist du nur noch bedauernswert.«
    So ging es eine Weile weiter, dann verabschiedeten sie sich.
    Balistreri rief den Zwerg an. »Neuigkeiten, Coppola?«
    »Ja, Dottore. Interessante Neuigkeiten.«
    »Hast du entdeckt, welche Farbe Signora Coronas Slip hat?«
    »Nein, aber ich habe herausgefunden, warum die Untersuchung damals so lange gedauert hat. Sandro Corona hatte eine Lebensversicherung abgeschlossen.«
    »Zugunsten einer Frau, die gern unten liegt?«, neckte ihn Balistreri.
    »Genau, Dottore. Die Versicherung hat die Signora um drei Millionen Euro reicher gemacht.«
    »Einem unbekannten Lkw-Fahrer sei Dank.«
    »Vielleicht hat sie ihn ja angestiftet. Sie wissen schon, eine tote Katze, ein Lkw-Fahrer und so weiter.«
    »Wo bist du jetzt, Coppola?«
    »Ich bin mit Piccolo unterwegs, wir klappern die acht Giulia-Besitzer auf unserer Liste ab. Die restlichen teilen sich Corvu und Mastroianni. Der ist gerade in Fiumicino gelandet.«
    »In Ordnung, haltet euch ran. Und hab ein Auge auf Piccolo. Nicht, dass sie Unsinn macht.«
    Nachmittag
    Im Büro war es viel stiller als gewöhnlich. Es war, als wollte das Jahr 2005 nicht zu Ende gehen, und Balistreri stellte sich auf die unvermeidliche Warterei ein. Entsprechend schwer fiel es ihm, nicht zu rauchen. Er betrachtete die heruntergelassenen Rollläden, gegen die der Regen trommelte, und musste sich eingestehen, dass er sich in einer Sackgasse befand. Keinerlei Eingebung, wie man die Sache noch einmal anders aufrollen konnte. Ihm blieb nur die Hoffnung, dass irgendein gröberes Körnchen im Sieb hängen bleiben würde.
    Die Stunden zogen sich zäh dahin. Gelegentlich steckte Margherita den Kopf zur Tür herein und fragte, ob er ein Brötchen, ein Bier oder einen Kaffee wolle.
    Er lehnte höflich ab. Innerlich jedoch kämpfte er verzweifelt gegen die Erinnerungen, die ihn bestürmten. Sie prallten von den Wänden seines Gehirns ab und versuchten es immer wieder.
    Sommer 1967. Sommer 1970. Sommer 1982. Sommer 2005.
    Gelegentlich hörte er irgendwo ein Telefon klingeln und jemanden sprechen, dann ebbten auch diese Geräusche ab. Alle machten sich auf den Heimweg. Um sechs Uhr verabschiedete sich Margherita. Er sah ihr nach und fragte sich, mit wem sie wohl an diesem Abend flirten würde.
    Mit dir bestimmt nicht, Balistreri. Vielleicht mit jemandem in ihrem Alter.
    Dieser Gedanke erinnerte ihn an Ramonas Worte, die Mastroianni wörtlich zitiert hatte: »… wollte einfach nicht stehen«. Der Bastard hatte Glück gehabt, er hatte mehr Zeit. Nadia war umstandslos zu jemandem ins Auto gestiegen. Weil sie den Fahrer kannte und auf ihn gewartet hatte. Ihr war das Glück begegnet.
    Es war viel zu warm im Büro, die Heizkörper glühten. Balistreri öffnete das Fenster. Das Böllern der ersten Silvesterknaller konnte man noch mit Donnern verwechseln. In der Ferne, hinter dem Kolosseum, wurde der Himmel über dem Petersplatz von einem Blitz erhellt. Das Jahr ergab sich seinem Ende.
    Abend
    Die letzten Geschäfte ließen ihre Rollgitter herunter. Alle eilten nach Hause, um sich auf den Silvesterabend vorzubereiten. Piccolo und Coppola waren müde, durchgefroren und klatschnass. Piccolo fühlte sich zudem ein bisschen fiebrig. Die roten Rücklichter der Autos zeichneten blinkende Tupfer auf den nassen Asphalt, während die beiden noch in ihrem Dienstwagen saßen und die feuchte, zerknitterte Namensliste studierten.
    »Geschafft«, sagte der Zwerg. »Verzeihung, aber das war wohl für den Arsch.« Sonst war er nicht vulgär in Anwesenheit einer Frau, aber stundenlang irgendwelche Leute auszufragen, die sich über das Interesse an ihrer

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