Du bist das Boese
ein Hauch von Erleichterung. Und diese Mischung überraschte Balistreri.
Die Anwältin ging dazwischen. »Ich nehme an, dass Sie im Moment nicht die Absicht haben, uns mitzuteilen, worauf diese neuen Überzeugungen beruhen?«
»So ist es«, antwortete Balistreri kühl. »Also, Signor Bona, fangen wir hinten an. Wo waren Sie nach halb sieben?«
»Das wissen Sie doch, das habe ich Ihnen doch damals schon gesagt. Ich habe Elisa kurz nach dem Mittagessen gesehen, nicht weit vom Eingang der Via della Camilluccia. Dann bin ich mit dem Motorroller in den Park an der Villa Pamphili gefahren. Ich habe mich unter einen Baum gesetzt und für meine Prüfung gelernt. Gegen Viertel nach acht bin ich nach Hause gefahren, um mir mit meinen Eltern und Freunden das Endspiel anzusehen. Und danach bin ich schlafen gegangen. Die Freunde meiner Eltern haben das damals auch bezeugt.«
»Das weiß ich noch gut. Alle anderen Siege der Nationalelf hatten sie ausgiebig mit Freunden gefeiert. Nur nach dem wichtigsten Triumph sind Sie schlafen gegangen.«
»Wie gesagt, ich war etwas nervös wegen der Prüfung. Ich wollte schlafen.«
»Und wegen dieser Prüfung, zu der Sie dann gar nicht antraten, haben Sie den WM -Sieg nicht gefeiert. Das glaube ich Ihnen nicht. Sogar auf Ihrem Boot habe ich die Poster mit den Weltmeistern von 2006 gesehen. Ich denke, Sie waren durcheinander, Signor Bona. Wegen der Ereignisse an jenem Nachmittag.«
Valerio Bona zitterte. »Nein, ich hab an diesem Tag nicht mehr mit ihr gesprochen, das schwöre ich bei Gott.«
Balistreri konnte an Valerios Gesicht ablesen, was er innerlich durchstand. Schmerz, Scham, Reue.
Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube Ihnen nicht. Und Gott lassen Sie besser aus dem Spiel. Es gibt noch andere Gründe, warum ich Ihnen das nicht glauben kann, triftige Gründe.«
Die Anwältin verlor die Geduld und wandte sich an den Staatsanwalt. »Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie etwas deutlicher werden könnten.«
Der Staatsanwalt signalisierte Zustimmung, und Balistreri fuhr fort.
»Wir halten es für möglich, dass Marius Hagi bei der ihm angelasteten Serie von Straftaten im vergangenen Jahr einen Komplizen hatte. Sie kannten Hagi schon 1982. Und Sie haben kein Alibi für diese Verbrechen. Im Gegenteil, wir wissen mit Sicherheit, dass Sie am Tag des Mordes an Ornella Corona in Ostia auf Ihrem Boot waren.«
In Valerio Bonas Augen stand plötzlich der blanke Schrecken. »Sie machen wohl Witze«, stammelte er.
»Ganz und gar nicht. Und diesmal werde ich weder oberflächlich noch zerstreut sein. Ich werde der Sache auf den Grund gehen. Überlegen Sie es sich gut, Signor Bona, das kann ich Ihnen nur raten. Ich will die Wahrheit über diesen Tag damals im Jahr 1982.«
Die Anwältin bat um eine Pause, um unter vier Augen mit Valerio zu reden. Balistreri nutzte die Zeit für eine Zigarette in seinem Büro.
»Er war es«, sagte Corvu.
»Ich weiß nicht«, sagte Piccolo.
»Er war es ganz sicher. Die Frage ist nur, was genau er ausgefressen hat«, murmelte Balistreri.
Als sie das Zimmer wieder betraten, traf sein Blick den von Valerio Bona. Ein resignierter Blick. Doch auch ein erleichterter, fast entschlossener Blick. Er zupfte an seinem goldenen Kreuz herum.
»Mein Mandant wird eine freiwillige Erklärung abgeben zu den Ereignissen am Nachmittag des 11. Juli 1982«, sagte die Anwältin. »Und er wird all Ihre Fragen dazu beantworten. Er wird aber keine Fragen zu Ereignissen in der jüngeren Vergangenheit beantworten, mit denen er nicht das Geringste zu tun hat.«
»In Ordnung«, stimmte Balistreri zu. »Also, Signor Bona, wir hören. Anschließend werden wir dann eine Entscheidung treffen.«
Valerio war fest entschlossen, wie ein Kind, das sich überwindet, eine bittere Medizin zu schlucken, und es schnell hinter sich bringen möchte.
»Als ich im Park an der Villa Pamphili saß, war ich sehr verärgert. Ich war mir sicher, dass Elisa jemanden hatte, und ich wollte, dass sie es mir ins Gesicht sagt. Um kurz nach fünf fuhr ich in die Via della Camilluccia, um mit Elisa zu reden. Ich stellte meinen Roller an der Ecke ab und sah Sie, Dottor Balistreri, bei Conte Tommaso stehen, der auch gerade gekommen war. Das wird so um Viertel vor sechs gewesen sein. Sie sprachen höchstens eine Minute mit dem Conte, dann ging er in die Villa A, und Sie gingen außen herum zum Haus des Kardinals.«
Balistreri nickte. Er erinnerte sich an jeden Augenblick.
Ich wollte zu ihr.
Valerio holte Luft und
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