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Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
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Worüber haben Sie geredet?«
    »Manfredi hat die Beichte abgelegt, zum ersten Mal in seinem Leben. Der arme Junge war völlig verzweifelt.«
    »Verzweifelt worüber, Eminenz?«
    »Es war eine Beichte, Dottor Balistreri. Und wie bei der Ihren werde ich den Inhalt niemals preisgeben. Aber auch mir liegt etwas am Leben von Fiorella Romani, daher schwöre ich bei der Heiligen Jungfrau, dass Manfredi zwischen halb sieben und halb acht bei mir war und Elisa Sordi also nicht getötet haben kann.«
    »Das ist doch absurd! Warum hat Ulla nicht die Wahrheit gesagt, um ihn zu entlasten?«, entgegnete Balistreri.
    »Da kennen Sie aber Conte Tommaso dei Banchi di Aglieno schlecht. Ulla hatte eine Riesenangst, ihm zu sagen, dass sie mit Manfredi zur Beichte gegangen war. Das hätte das Ende ihrer Ehe bedeutet und auch das Ende der Beziehung zwischen dem Conte und Manfredi. Als ich mit ihr sprach, flehte sie mich an, mich für immer an das Beichtgeheimnis zu halten. Also habe ich Gina Giansanti gebeten zu lügen.«
    Balistreri musste gestehen, dass die Erklärung Sinn machte, doch diese Lüge hatte schlimme Folgen gehabt, und Alessandrini konnte nicht so tun, als wüsste er nichts davon.
    »Von Gina Giansantis Lüge haben aber auch andere profitiert, Eminenz.«
    »Ich weiß. Deshalb sprach ich ja von Hochmut. Weil ich beschlossen hatte, dass die Rettung eines Unschuldigen wichtiger sei als die Bestrafung des Täters. In Wirklichkeit hatte ich gehofft, dass die Polizei den wahren Schuldigen irgendwo in der Menge da draußen finden würde.«
    »Und Sie meinen nicht, dass es jemand aus dem näheren Umfeld gewesen sein könnte, dem Gina Giansanti das entscheidende Alibi geliefert hat?«
    »Nein«, antwortete Alessandrini trocken. »Absolut nicht. Valerio Bona hätte so etwas nie getan. Und auch bei Paul steht das außer Frage. Er war in San Valente und hat sich von dort nicht fortbewegt.«
    »Mir scheint, auch Sie irren gelegentlich, Eminenz.«
    »In Hagi mag ich mich getäuscht haben. Aber nicht in Valerio Bona und Paul.«
    Balistreri zog es vor, ihm nichts von dem anstehenden Verhör von Valerio Bona zu sagen.
    »Da wäre noch der Conte«, sagte er stattdessen.
    »Sicher«, sagte Alessandrini und stand auf. »Und da wäre auch noch ich, Dottor Balistreri. Aber jetzt muss ich mich erst mal um die Lebenden kümmern.«
    Der Kardinal bekreuzigte sich und ging hinaus. Das Gespräch war beendet.
    Balistreri fuhr mit dem Bus zurück ins Büro, umringt von sonnenverbrannten Touristen in Shorts und von Römern, die erst um diese Zeit das Haus verließen, wenn es nicht mehr so heiß war.
    Valerio Bona wartete schon im Vernehmungsraum auf ihn. Balistreri hatte sich vorgenommen, ihn unter Druck zu setzen. Er war der Exfreund, er hatte kein Alibi, und die eingeritzten Buchstaben führten zu seinem Namen.
    Valerio Bona wurde von einer jungen Rechtsanwältin begleitet, mit der er ab und zu segeln ging. Der Staatsanwalt hatte den Fall Elisa Sordi übernommen, da dieser mit den aktuellen Ermittlungen in Verbindung stand. Balistreri setzte sich Valerio gegenüber. Piccolo und Corvu nahmen rechts und links von Balistreri Platz.
    »Dürfen wir den Grund für diese Festnahme erfahren?«, fragte die Anwältin den Staatsanwalt.
    »Wir haben die Untersuchung zum Tod von Elisa Sordi wieder aufgenommen, da sich die Faktenlage nun anders darstellt. Dottor Balistreri wird Ihren Mandanten verhören, und anschließend werden wir entscheiden, ob er festgenommen wird.«
    Valerio sah ihn verdutzt an. »Sie rollen den Fall also neu auf! Aber neulich …«
    »In den letzten Stunden haben wir neue Erkenntnisse gewonnen. Einige betreffen auch Sie. Wir müssen die Geschehnisse des Nachmittags vom 11. Juli 1982 rekonstruieren.«
    »Und warum? Wozu soll das gut sein?«, wandte die Anwältin ein. »Marius Hagi hat doch ein Geständnis abgelegt.«
    Balistreri erinnerte sich gut an Valerio Bona. Unsicher. Ängstlich. Wenig Rückgrat.
    »Hagi hat Elisa Sordi nicht ermordet«, stellte Balistreri trocken fest.
    Er sah, dass Valerio erbleichte und das goldene Kreuz an seinem Hals malträtierte.
    »Es gibt eine entscheidende Neuigkeit«, fuhr Balistreri fort. »Elisa Sordi kann schon nach halb sieben getötet worden sein. Zu diesem Zeitpunkt hat sie nämlich das Büro verlassen, nicht erst um acht.«
    In Valerio Bonas Gesicht spiegelte sich die Fassungslosigkeit eines Menschen, der nach vierundzwanzig Jahren die Rechnung vorgelegt bekommt. Aber da war nicht nur Angst, da war auch

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