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Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
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habe ihr geschworen, dass nicht er es war, der Elisa Sordi getötet hat. Ich habe das auch für Ulla getan, diese arme Seele. Leider kam Gina zu spät nach Rom zurück, um diese bedauernswerte Frau zu retten.«
    »All das weiß ich bereits, Eminenz. Ich frage mich nur, warum Sie das getan haben.«
    Alessandrini litt sichtlich. »Ich wollte einen Unschuldigen retten, Balistreri. Ich habe mir das Recht herausgenommen, die Fehler zu korrigieren, die die irdische Justiz zu machen drohte. Manfredi war unschuldig. Das wusste ich, und das weiß ich noch heute, mit absoluter Sicherheit.«
    »Dann hätten Sie das der Polizei sagen müssen. Wir leben auf der Erde, in einem souveränen, laizistischen Staat. Sie hätten uns die Beweise, über die Sie verfügten, aushändigen müssen, anstatt die Realität zu verbiegen.«
    »Das konnte ich nicht. Ich bin ans Beichtgeheimnis gebunden. Was ich wusste, durfte ich niemandem offenbaren.«
    »Es ging um einen Mord, der in Italien begangen wurde, nicht im Vatikan. Ich könnte Sie jetzt verhaften, Eminenz.«
    Sie wussten beide, dass er das nicht konnte. Nicht einmal, wenn Alessandrini gestanden hätte, Elisa und all die anderen selbst abgemurkst zu haben. Doch der Prälat hatte einen triftigeren Grund zu reden als Balistreris unnütze Drohungen. Das Leben von Fiorella Romani.
    »An jenem Abend zwischen Viertel vor sieben und Viertel vor acht war Manfredi nicht beim Sport, aber er war auch nicht damit beschäftigt, Elisa Sordi umzubringen. Weil ich Ihnen das nicht mitteilen konnte, beschloss ich, ihn durch die Lüge von Gina Giansanti vor den grundlosen Anschuldigungen zu schützen.«
    »Eminenz, dann müssen Sie mir die Gründe für Ihre Gewissheit nennen. Sie haben sich sehr für Fiorella Romani eingesetzt. Wenn Sie das Mädchen retten wollen, muss ich die Wahrheit erfahren, die ganze Wahrheit.«
    Auch Alessandrini hatte vierundzwanzig Jahre lang mit Gespenstern gelebt. Aber wenn Fiorella Romani starb, würde er, als Christ und als Mensch, mit noch ganz anderen Gespenstern leben müssen. Er traf die einzig mögliche Entscheidung.
    »Ulla war sehr religiös, was sich nicht mit den Prinzipien des Conte vertrug. Hinter seinem Rücken legte sie fast täglich bei mir die Beichte ab.«
    »Auch nach Elisas Tod?«
    Alessandrini nickte. »Am Nachmittag des WM -Finales, noch vor dem Spiel und während der Conte auf seiner Parteisitzung war, hatte sich etwas Schreckliches ereignet. Nach dem Mittagessen hatte sich Ulla zurückgezogen, um ein wenig zu schlafen. Weil sie nicht zur Ruhe kam, nahm sie eine Tablette und fiel dann in einen tiefen Schlaf. Gegen fünf wurde sie von lauten Geräuschen aus Manfredis Zimmer geweckt. Hinter seiner Tür hörte sie ein herzzerreißendes Jammern, wie von einem sterbenden Tier. Sie trat ein, ohne zu klopfen. Manfredi war voller Blut, und er war mit dünnen Schnitten übersät. Der Conte, der in diesem Moment nach Hause kam, schickte Ulla fort, doch sie blieb hinter der Tür stehen und lauschte.«
    »Und was hat sie gehört?«
    Alessandrini überging seine Frage. »Zwanzig Minuten später rief er nach ihr. Er hatte Manfredi ein starkes Beruhigungsmittel gegeben und ihn verarztet. Es waren nur oberflächliche Wunden. Er verbot Ulla, irgendwem davon zu erzählen, weil es Manfredi ewig anhaften und seine Zukunft gefährden würde. Dann verließen sie gemeinsam das Haus. Er begab sich zu seinem Treffen mit dem Minister, Ulla ging einkaufen, und Manfredi fuhr mit dem Motorrad fort. Der Conte hatte ihm befohlen, wie gewohnt seine Trainingsstunde wahrzunehmen.«
    Balistreri versuchte, die auf ihn einstürmenden Gedanken zu ordnen. »Wann hat Ulla Ihnen das alles erzählt?«
    »Noch an jenem Nachmittag, vor dem Finale. Als der Conte sich für seinen Besuch beim Minister umkleidete, konnte Ulla ihren Sohn überreden, nicht zum Sport zu fahren, sondern mit ihr in den Vatikan zu kommen. Als Ulla anrief, saßen Sie, Balistreri, mir gegenüber und Angelo Dioguardi überprüfte auf der Terrasse Elisas Unterlagen.«
    Balistreri erinnerte sich an das Telefonat. Und auch daran, wie schnell der Kardinal danach zum Aufbruch gedrängt hatte. »Ulla und Manfredi waren bei Ihnen im Vatikan?«
    »Ja, aber der Conte durfte nichts davon wissen. Er hatte Ulla verboten, Manfredi irgendwie mit der katholischen Kirche in Kontakt zu bringen. Sie kamen kurz nach halb sieben mit Manfredis Motorrad. Ich wartete im Taxi an einem Nebeneingang. Dann gingen wir gemeinsam in mein Büro.«
    »Gut.

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