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Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
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lügst?
    Manfredi nahm diese Information zur Kenntnis und verlangte keine weiteren Erklärungen.
    »Also gut. Was ich Ihnen jetzt sage, werde ich unter gar keinen Umständen noch einmal erzählen. Es muss Ihnen reichen, um dieses Mädchen zu retten.«
    »Ich höre.«
    »Elisa Sordi gefiel mir sehr. Genau wie Ihnen, stimmt’s?«
    Balistreri war in Verlegenheit, sagte aber nichts.
    »Sie gefiel Ihnen und allen, die um sie herumschwirrten. Alle wollten mit ihr ins Bett. Aber ich hatte mich wirklich in sie verliebt und war todunglücklich.«
    »Am Nachmittag vor dem Endspiel«, fuhr Manfredi fort, »stand in Rom alles still, die reinste Wüste. Die meisten Leute waren am Meer oder ruhten sich aus, als müssten sie selbst fit für die Partie sein. Elisa hingegen musste arbeiten, ich hatte sie vormittags kommen sehen. Dann sah ich sie zum Mittagessen fortgehen, und als sie wiederkam, folgte ihr Valerio Bona. Die beiden stritten sich. Irgendwann ließ sie ihn am Tor stehen und lief hoch ins Büro.«
    »Wo waren Ihre Eltern zu diesem Zeitpunkt?«, fragte Balistreri.
    »Mein Vater war im Hotel Camilluccia, hier in der Nähe, auf einer Sitzung seiner Partei. Meine Mutter hatte eine Schlaftablette genommen. Beide Villen waren wie ausgestorben. Die einzigen wachen Anwesenden waren Elisa und ich. Das war eine einzigartige Chance, in Ruhe mit ihr zu reden. Was hätten Sie denn an meiner Stelle gemacht?«
    Balistreri antwortete nicht. Er sah diesen Nachmittag wieder vor sich. Ein Nachmittag, an dem er wie berauscht war, angetrunken und aufgekratzt wegen des bevorstehenden Abends, an dem er einfach nur tun wollte, was ihm Spaß machte. In Zeitlupe sah er ihn, jeden einzelnen Augenblick.
    Ich wollte zu ihr.
    Manfredi fuhr fort. »Ich hoffte, dass sie mich wenigstens ein bisschen mochte. Dass sie nicht mit Valerio zusammen war, wusste ich, aber ich hatte so eine Vermutung, dass es jemand anderen gab. Damals konnte ich an nichts anderes mehr denken, wie eine Obsession war das. Ich rannte zwischen meinem Zimmer und der Terrasse hin und her und ging mehrmals unter die Dusche. Am Ende gab ich mir einen Ruck.«
    Die Wahrheit. Die Wahrheit, die du Cardinale Alessandrini gebeichtet hast.
    »Ich sah Gina Giansanti hinaufgehen und wieder herunterkommen.«
    »Um wie viel Uhr war das?«, fragte Balistreri.
    »Das weiß ich nicht genau, kurz nach fünf vielleicht. Ich nahm den Weg durch die gemeinsamen Kellerräume, damit Gina Giansanti mich nicht sah. Die Treppe ging ich zu Fuß hinauf. Die Tür war geschlossen. Ich klopfte und rief. Elisa erkannte meine Stimme und ließ mich sofort rein. Sie sagte, sie freue sich, mich zu sehen, und bat mich sogar um Hilfe. Sie hatte Schwierigkeiten mit ihrem neuen Computer. Ich kannte mich damit aus, und nach fünf Minuten funktionierte alles bestens.«
    Balistreri blickte hinüber zum Fenster von Elisa Sordis Büro. Hinter dem heruntergelassenen Rollladen sah er das in Dämmerlicht getauchte Wohnzimmer von Linda Nardi am Abend zuvor. Denn die Fortsetzung konnte er sich gut vorstellen.
    »Zum Dank gab Elisa mir einen Kuss auf die Wange. Ich verstand das als Aufforderung und zog sie an mich, um sie auf den Mund zu küssen. Sie lächelte und schob mich freundlich fort. Wahrscheinlich wollte sie die Situation entschärfen, aber genau in dem Moment sah ich mein Gesicht in einem Spiegel und dachte, sie lacht mich aus. Da bin ich durchgedreht.«
    Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.
    »Ich habe ihr eine Ohrfeige verpasst, und sie flog gegen die Wand. Dann hab ich sie festgehalten und ihr die Bluse und den BH vom Leib gerissen. Sie hat sich nicht einmal gewehrt. Wie gelähmt war sie vor Angst.«
    Manfredi hielt inne. Die Erinnerung schien ihn nicht aufzuwühlen. Er musste sie mit seinem Psychiater in Kenia tausendmal durchgesprochen haben. Jetzt erzählte er nur langsamer, damit Balistreri ihm folgen konnte.
    »Dass sie überhaupt nicht reagierte, hat mich noch wütender gemacht. Ich schlug ihr mit der Faust ins Gesicht, wobei ich vermutlich den Jochbogen zertrümmerte, und sie knallte mit dem Kopf gegen die Wand und ging zu Boden. Ich betrachtete sie eine Weile. Sie atmete ganz leise, und ich beruhigte mich allmählich. Um mich zu vergewissern, dass sie noch lebte, nahm ich ihren Taschenspiegel und hielt ihn ihr vor den Mund. Sie atmete.«
    »Elisa war noch am Leben?«, fragte

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