Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
Vom Netzwerk:
Zyniker und glaubte an gar nichts.
    Jan Deniak war nicht gerade begeistert, meinen Dienstausweis zu sehen. Niemand war begeistert davon, egal, ob schuldig oder unschuldig, ganz zu schweigen von einem jungen Ausländer an seinem Arbeitsplatz. Er gab dem anderen Barmann Bescheid, dass er fünf Minuten weg sein würde, und führte mich durch die Brandschutztür in einen kleinen schmutzigen Hinterhof voller überquellender Müllsäcke. In der Ferne hörte man Gelächter und Motorengeheul, aber hier waren wir allein.
    »Ich habe nur fünf Minuten«, stellte er klar und pumpte seine gewaltigen Muskeln auf.
    Ich lachte spöttisch. »Ach ja? Würden Sie der Polizei in Ihrer schönen kommunistischen Heimat auch so kommen?«
    Er sah mich finster an. »Ich kenne meine Rechte. Ich kann mich jederzeit auf dem Absatz umdrehen und wieder reingehen.«
    »Dann lasse ich Sie ins Präsidium vorladen und stecke Sie vierundzwanzig Stunden in Untersuchungshaft. Haben Sie die Vokabel ›Mord‹ schon gelernt, seit Sie in Italien sind?«
    »Keine Ahnung, wovon Sie reden«, gab er schnippisch zurück. Das war ein zäher Bursche, ich musste ihn erst weichkochen, bevor ich auf den Punkt kam.
    »Von Anabolika und anderem Dreckzeug, mit dem man sich Muckis anzüchten kann.«
    Ein kurzes Zaudern. »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    Es war doch eine gute Sache, Freunde beim Geheimdienst zu haben. Man las im Leben der anderen wie in einem aufgeschlagenen Buch. Minister, Unternehmer, normale Bürger und manchmal sogar Personen, die eines Verbrechens verdächtigt wurden. Jan Deniak war ein ganz gewöhnlicher Pechvogel, der eigentlich nicht weiter aufgefallen wäre, aber er war auch der Fitnesstrainer eines stadtbekannten Chirurgen, dem er gewisse erotische Dienste erwies. Im Gegenzug erhielt er verbotene Präparate, die er im Fitnessclub zu Höchstpreisen an seine zahlungskräftigen Kunden vertickte. Bedauerlicherweise war der berühmte Chirurg der Bruder eines Ministers, der von meinen Exkollegen bespitzelt wurde.
    »Na gut, dann sprechen wir eben über Sonntag, den elften Juli. Erinnern Sie sich an diesen Tag?«
    »Klar, da habt ihr die WM gewonnen.« Er war froh, dass ich das Thema wechselte. Armer Idiot.
    »Und genau an diesem Tag haben Sie abends von sieben bis acht mit Manfredi an den Gewichten trainiert, eine halbe Stunde vor dem Anpfiff. Da wird nicht viel los gewesen sein im Studio.«
    »Nur Manfredi und ich waren da, wie ich auf dem Präsidium bereits sagte.«
    »Das war Gelaber. Mir sagst du jetzt die Wahrheit.«
    Er sah mich verächtlich an und plusterte sich vor mir auf. »Weil Sie ein ganz harter Knochen sind, ja?«
    Er hatte den Gummischlagstock nicht aus meinem linken Ärmel gleiten sehen. Der Schlag traf seinen rechten Ellbogen und legte seinen Arm lahm. Bis ins Gehirn strahlte der Schmerz aus. Beim zweiten Schlag zielte ich auf seine Kniescheibe, und er stöhnte laut auf.
    Ein wunderbares Helferchen, das keine sichtbaren Spuren hinterließ.
    Jan sank fluchend auf die Knie. »Scheißbulle, ich mach dich fertig.«
    Ich zog ihm mit der offenen Hand eins über die Stirn, dass er mitten in den Müll hineinrollte, aus dem mit einem Fiepsen eine Ratte floh. Als er sich, ächzend vor Schmerz, wieder aufrappelte, zeigte ich ihm das erste Foto.
    »Du scheinst ein guter Schwanzlutscher zu sein, Jan. Der Chirurg wirkt ziemlich begeistert.«
    Ungläubig sperrte er die Augen auf. Schnappte nach Luft. Fluchte. Ich trat ihm in die Eier, aber nicht zu kräftig.
    »Dein polnischer Freund im Vatikan mag es nicht, wenn man flucht. Und ich auch nicht.«
    Ich wartete, bis er es nach mehreren Versuchen geschafft hatte, wieder auf die Beine zu kommen. Er musste sich an der Hofmauer festkrallen, um nicht zusammenzubrechen.
    Ich zeigte ihm die anderen Fotos, auf denen sein kleiner Freund ihm Medikamentenschachteln überreichte. Er schaute abwechselnd mich und die Fotos an.
    Um sicherzugehen und nichts dem Zufall zu überlassen, fügte ich hinzu: »Meine Freunde, die diese Fotos gemacht haben, nervt es, wenn einer lästig wird. Und wenn sie genervt sind, zeigen sie einen nicht an, sondern machen kurzen Prozess mit ihm.«
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte er und war mit einem Mal ganz klein.
    »Hab ich doch schon gesagt: die Wahrheit. War Manfredi zwischen sieben und acht bei dir im Club?«
    Sein Zögern genügte mir als Antwort, aber Teodori, dem Staatsanwalt und dem Polizeipräsidenten würde es nicht reichen. Jan Deniak befand sich in einer

Weitere Kostenlose Bücher