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Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
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Wort.«
    Zu dem Treffen wurde ich nicht hinzugebeten, und zu Manfredis Vernehmung erst recht nicht. Umso besser. Es war Samstagabend, der Fall war aufgeklärt, und ich war glücklich. Mehr konnte ich nicht tun. Ich konnte sie ihren Eltern nicht zurückbringen. Ich konnte sie nicht wieder zum Leben erwecken.
    Vorbei ist vorbei .
    Jetzt wollte ich nur noch ein schönes Abendessen, Whisky, Zigaretten. In der Gesellschaft von Vanessa und Cristiana. Sie waren wie füreinander geschaffen, die eine sado, die andere maso. Es gab also keinen Grund, sich um mich zu streiten. Wenn sie mir nur ein paar von ihren Geheimnissen schenkten.

Sonntag, 25. Juli 1982
    Der Klingelton bohrte sich in mein Hirn. Ich spürte das Gewicht von Vanessas Schädel auf meinem Bein, und unter meiner Wange verströmte Cristianas Muschi ihren feuchten Geruch. Meine Lider waren schwere Rollgitter vor dem kalten Rauch meiner Wohnung. Meine Zunge bildete mit Zähnen, Gaumen und Kiefer eine einzige klebrige Masse. Es war eine jener magischen Nächte gewesen, in denen die wildesten Fantasien wahr werden.
    Ich wollte nicht drangehen, ich wollte schlafen, aber es klingelte weiter. Ich bekam nur ein Auge auf. Zwanzig nach sieben stand auf meiner Digitaluhr. »Scheiße!«, brummte ich und schloss das Auge wieder.
    Einige Minuten vergingen. Das Klingeln hörte nicht auf. Wie Tropfen, die mein Gehirn aushöhlten. Immer tiefer. Bis zu dem Punkt, wo der Zweifel sich von der Gewissheit trennt und der Traum vom Schlaf.
    Cristiana musterte mich, während ich Teodoris düsterer Stimme lauschte. »Kommen Sie in die Via della Camilluccia, Balistreri. Sofort.«
    »Was zum Teufel ist passiert?« Plötzlich war ich hellwach.
    »Ulla, Manfredis Mutter. Sie hat sich im Morgengrauen von der Terrasse gestürzt.«
    Regen ergoss sich über Rom. Ein Sommergewitter. Ich hörte die Tropfen auf das Verdeck meines Spiders trommeln, als ich vor dem geschändeten Paradies parkte. Regen konnte ich noch nie leiden. In Afrika schien immer die Sonne, in Italien regnete es sogar im Sommer. Ich hasste die Schwermut, die der Regen mir einflößte. Es war, als würde sich eine Wand zwischen mich und das Leben stellen.
    Innerhalb der Absperrung rings um die Villa A sah ich Teodori, die Techniker der Spurensicherung, den Rechtsmediziner und Cardinale Alessandrini in dunkler Hose und Pullover. In einer Ecke parkten der Aston Martin des Conte und Manfredis Harley Davidson. Ullas Leiche war mit einem Tuch bedeckt, unter dem sich eine Blutlache ausbreitete und mit dem Regenwasser vermischte. Mich überkam eine unbändige Lust zu rauchen, aber das war wohl kaum möglich.
    Teodori war erschöpft. Er legte mir eine Hand auf die Schulter und deutete auf das Laken. »Ich lasse die Leiche gleich wegbringen.«
    Vorsichtig hob ich eine Ecke des Lakens an. Ulla war vollständig bekleidet, vielleicht hatte eine schlaflose Nacht ihre Seele zerfressen. Ihre zarten Gesichtszüge waren entstellt vom Aufprall auf dem Pflaster.
    »Gibt es Zeugen?«, fragte ich Teodori ohne große Hoffnung.
    Teodori zeigte auf Gina Giansantis Tochter, die unter dem Vordach des Pförtnerhäuschens auf einem Stuhl kauerte.
    »Um Punkt sechs beginnt sie ihren Dienst. Aus dem Fenster des Pförtnerhäuschens sah sie die Contessa auf die Terrasse treten, auf das Geländer klettern, sich bekreuzigen und in die Tiefe stürzen. Das war um fünf nach sechs.«
    »Sie hat gewartet, bis es einen Zeugen gab«, murmelte ich.
    »Das verstehe ich nicht, Balistreri. Warum wollte sie einen Zeugen?«
    »Um sicherzugehen, dass niemand dieses Schwein von ihrem Ehemann beschuldigt, er habe sie hinuntergestoßen.«
    Teodori sah mich erschrocken an. »Schluss mit den Anschuldigungen, Balistreri. Manfredi sitzt, und zwar zu Recht. Aber die Familie ist ruiniert, auch Conte Tommaso.«
    Davon war ich noch nicht überzeugt. Während des Gesprächs mit Ulla war uns irgendetwas entgangen, ein Detail, ein Anzeichen für Angst. Ich war mir nun sicher, dass etwas fehlte. Eine plötzliche Unruhe überkam mich.
    Du hast getan, was du tun musstest. Dieses Monster ist schuldig.
    Wir wurden unterbrochen durch die Ankunft des Polizeipräsidenten und des Untersekretärs des Innenministeriums. Sie ignorierten mich ostentativ und wandten sich gleich an Teodori und Cardinale Alessandrini.
    »Eine schöne Scheiße. Oh, verzeihen Sie, Cardinale!«, seufzte der Untersekretär mit einem Blick auf das Tuch. Ein typisches Beispiel für christdemokratische Pietät, dachte ich.
    Ich

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