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Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
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Meer, Michelino.«
    Sie zog eine der Stiefeletten aus. Auch ihre Fußnägel waren schwarz lackiert. Dann streckte sie ihr Bein aus und legte ihr Füßchen genau dorthin, wo es ihr gefiel.

Dienstag, 20. Juli 1982
    Mit einem Mal war Teodoris Gesicht weniger aufgequollen und blass und seine Augen nicht mehr ganz so gelb. Er hatte sich rasiert und eine Krawatte ausgesucht, die zu Jackett und Hemd passte. Und er sprühte vor Energie, Tatkraft und Optimismus. Die Wände seines Büros waren tapeziert mit den Fotos des Opfers aus der Via della Camilluccia, dem Obduktionsbefund und, Wunder über Wunder, den vermeintlichen Alibis nicht nur von Valerio Bona, sondern auch von den anderen Bewohnern der Via della Camilluccia.
    »Wir haben das nachgeprüft«, berichtete er strahlend. »Nur Valerio Bona war den ganzen Nachmittag allein. Für die Zeit nach acht hat er dann viele Zeugen, die bestätigen, dass er zu Hause war. Obwohl das bei dem Chaos an diesem Tag nicht viel heißt.«
    »Und Padre Paul?«
    »Antonio Orlandi, der andere ehrenamtliche Helfer, hat alles bestätigt.«
    »Und Manfredi?«
    »Dito. Sein Fitnesstrainer im Top Top heißt Jan Deniak, ein Pole, der seit Langem in Rom lebt. Er hat ausgesagt, dass Manfredi mindestens eine Stunde an den Gewichten trainiert hat, zwischen Viertel vor sieben und acht.«
    Mit größter Diskretion hatte der gute Teodori das Alibi des Conte Tommaso überprüft, der erst bei der Versammlung seiner Partei und anschließend beim Innenminister gewesen war. Alles einwandfrei, während es für den Einkaufsbummel seiner Frau Ulla keine Zeugen gab. Ab Viertel nach acht waren alle gemeinsam mit vielen Freunden zu Hause, kein Zweifel, selbst was Manfredi anging. Sogar Cardinale Alessandrinis Besuch im Vatikan hatte Teodori kontrolliert.
    Mit fast schuldbewusster Miene fuhr er fort. »Wir haben auch nachgeprüft, dass Dioguardi, bevor er Sie um fünf abgeholt hat, die ganze Zeit mit seiner Verlobten Paola zusammen war und dass Sie beide sich nach dem Verlassen der Via della Camilluccia nicht mehr getrennt haben.«
    Sogar mein Alibi hast du überprüft!
    »Und die Anruflisten aus dem Hause Sordi?«
    »Das Mädchen hatte keine Verabredung für Sonntag, also hat sie auch niemandem Bescheid gegeben, dass sie ins Büro musste. Eigentlich wollte sie den Tag mit den Eltern verbringen, zur Messe gehen und vor dem Beginn der Partie wieder zu Hause sein.«
    »Hat sie Samstag oder Sonntag vom Büro aus Gespräche geführt?«
    »Nur am Samstag, um ihrer Mutter und Valerio Bona zu sagen, dass sie am nächsten Tag arbeiten würde. Am Sonntag ging gar kein Anruf raus. Es kamen nur welche rein, von Angelo Dioguardi und von der Mutter. Und Ihrer, Dottore, obwohl Sie natürlich Dioguardi sprechen wollten.«
    In diesem »natürlich« lag keine Spur von Ironie. Sollte Teodori je Zweifel an meinen Motiven für diesen Anruf gehegt haben, hatten sie sich spätestens seit der Festnahme von Fratini in Luft aufgelöst.
    Zum Abschied drückte Teodori mir beide Hände.
    »Ich werde Ihnen ewig dankbar sein, Balistreri. Ich wage es kaum, Sie zu fragen, wie Sie das hingekriegt haben …«
    Ich sagte es ihm auch nicht, da ich ihm einen Herzinfarkt ersparen wollte. Das Corpus Delicti saß, mitgenommen von einer aufregenden Nacht, in Teodoris Vorzimmer an der Schreibmaschine. Manierlich gekleidet, um die Spuren der vergangenen Stunden zu bedecken.

Freitag, 23. Juli 1982
    Drei Tage lang geschah gar nichts. Wir hatten alle möglichen Freunde aus der Nachbarschaft und Elisa Sordis Schulkameraden durchleuchtet. Verhöre, Überprüfungen von Alibis, telefonische Verbindungsdaten. Ergebnis gleich null. Niemand hatte regelmäßigen Umgang mit Elisa Sordi, außer Valerio Bona. Niemand wusste, dass sie an diesem Sonntag arbeitete, außer Valerio Bona, Dioguardi und die Anwohner der Via della Camilluccia. Und die einzige Zeugin, die Elisa Sordi nach fünf als Letzte lebendig gesehen hatte, Gina Giansanti nämlich, war nun in Indien und unauffindbar. Aber die Pförtnerin hatte es mir persönlich mitgeteilt, und Cardinale Alessandrini, dem sie Elisas Arbeit hinaufgebracht hatte, konnte es bestätigen.
    Über den Schwangerschaftsabbruch gab es keine neuen Erkenntnisse, da in vielen Arztpraxen illegale Abtreibungen vorgenommen wurden, in zu vielen.
    Meine Informanten vom Geheimdienst hatten allerdings die vergangenen zweiundsiebzig Stunden optimal genutzt. Ihre Auskünfte über Antonio Orlandi und Gianni alias Jan Deniak waren äußerst

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