Du bist in meinen Traeumen
mit meiner Arbeit in ziemlichem Zeitdruck.”
“Das verstehe ich ja, aber …”
Er stand auf und ging zu ihr hin. “Aber du empfindest unser Zusammensein als unbefriedigend.” Sanft zog er sie in seine Arme. “Mir geht es doch genauso, mein Schatz”, gestand er und schmiegte die Wange in ihr blondes Haar. “Das alles tut mir schrecklich leid…”
“Mir auch, Matt. Ich hätte nicht auch noch an dir herumnörgeln dürfen, da du ja offenbar schon genügend Ärger in der Firma hast.”
Er lachte bitter auf und hob den Kopf. “Das ist noch milde ausgedrückt! Und in absehbarer Zukunft wird sich daran nichts ändern”, fügte er grimmig hinzu und hielt sie etwas von sich ab, um ihr in die Augen zu sehen.
“Es ist wichtig, dass wir immer ehrlich zueinander sind, Sam”, fuhr er fort. “Deshalb muss ich dir offen sagen, dass wir uns in nächster Zeit wahrscheinlich nicht treffen können. Sosehr ich das auch bedauere, ich kann nichts dagegen tun.”
“Tja, so ist das nun mal in unserem Beruf”, erwiderte sie betont locker, bemüht, ihre tiefe Enttäuschung zu verbergen.
“Die Firma kommt an erster Stelle, stimmt’s?”
Er nickte. “In diesem Fall ja, fürchte ich.”
Und das war mehr oder weniger Matts letzte Äußerung zu diesem Thema gewesen, wie Samantha sich nun erinnerte, während sie die mittlerweile umgepflanzten Geranien einer kritischen Begutachtung unterzog. Matt hatte dann nur noch schnell geduscht, sich angezogen und mit ihr rasch zu Mittag gegessen, ehe sie ihn zum Flughafen brachte.
Die Fahrt dorthin verlief alles andere als angenehm, zumindest soweit es Samantha betraf. Geistesabwesend saß Matt neben ihr und schien in Gedanken Lichtjahre entfernt zu sein. Es bestürzte sie, wie schnell er sich vom einfühlsamen, zärtlichen Liebhaber in einen kühlen, abweisenden Geschäftsmann verwandelt hatte, der ganz eindeutig an keiner Unterhaltung mit ihr interessiert war.
Der Abschied am Flughafen war überaus kurz ausgefallen. In krassem Gegensatz zu seiner überschwänglichen Begrüßung vor zwei Tagen hatte Matt sie nur flüchtig auf die Wange geküsst und war nach einem gemurmelten “Ich melde mich bei dir, Liebling” eilends durch die Sperre der Passkontrolle verschwunden.
Samantha beseitigte die Spuren ihrer gärtnerischen Tätigkeit auf der Terrasse und setzte sich dann auf einen der weißen Gartenstühle.
Im Grunde genommen war sie sich keineswegs sicher, ob sie jemals wieder von Matt hören würde. Natürlich war es nur so ein Gefühl, das sie rational nicht erklären konnte, aber andererseits wusste sie tatsächlich nicht, was Matt wirklich für sie empfand - außer dass er sich sexuell stark zu ihr hingezogen fühlte.
Er hatte zu Beginn ihrer Beziehung vor knapp zwei Monaten erklärt, er wolle eine Liebesaffäre ohne gefühlsmäßige Bindung.
Und sie, Samantha, war damit einverstanden gewesen und hatte geglaubt, damit zurechtzukommen. Nun aber begann sie zu zweifeln, ob sie ihre Gefühle ebenso perfekt zu kontrollieren vermochte wie er. Jedenfalls war ihr der Gedanke unerträglich, ihn womöglich nie mehr wieder zu sehen.
Am Montagmorgen deutete alles darauf hin, dass Henry Graham mit dem sprichwörtlichen Glück des Dummen
tatsächlich die hausinterne Wette gewinnen und einen saftigen Gewinn einstreichen würde.
Im Lauf des Vormittags wurde Samantha in das Büro des Vorstandsvorsitzenden gebeten, und dieser bot ihr Paul Urwins Posten an.
Natürlich war sie schrecklich aufgeregt, und das wäre wohl jeder gewesen, dem in jungen Jahren ein so unverhofft großer Sprung auf der Karriereleiter gelang.
“Ich war schon immer dafür, der Jugend eine Chance zu geben”, erklärte ihr der Vorstandsvorsitzende seine Entscheidung. “Und ich bin sicher, Sie werden mein Vertrauen rechtfertigen. Im Übrigen”, fuhr er fort und schien ihr tatsächlich zuzuzwinkern, “ist bei den Vorstandsmitgliedern nicht unbemerkt geblieben, wie geschickt Sie den jungen Tunichtgut Henry Graham an die Kandare genommen haben.”
Womöglich habe ich meine Beförderung nur diesem
Einfaltspinsel Henry zu verdanken, dachte Samantha ironisch.
Während der Vorstandsvorsitzende ihr einen Überblick über ihren künftigen Aufgabenbereich gab, ertappte sie sich immer wieder dabei, wie ihre Gedanken abschweiften, was neuerdings leider viel zu oft geschah.
Sie überlegte, wen sie alles anrufen und wem sie von ihrer Beförderung berichten wollte, und seltsamerweise fiel ihr als Erster Matt ein. Wieso
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