Du bist in meinen Traeumen
ausgerechnet er?
“Nun, Miss Thomas, Sie scheinen das alles ja sehr gefasst aufzunehmen” , sagte der Vorstandsvorsitzende und musterte die junge Frau auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch leicht belustigt.
Offenbar ist sie nicht nur außerordentlich begabt und eine echte Schönheit, dachte er, sondern bemerkenswert unbefangen hinsichtlich der großen Verantwortung, die sie mit ihrem neuen Posten übernimmt. Das ist eben der Elan der Jugend, sinnierte er etwas wehmütig, obwohl er selbst erst Ende vierzig war.
Vielleicht sollte er allmählich daran denken, die nachfolgende Generation ans Ruder zu lassen?
Er beschloss, der hübschen und bewundernswert gelassenen Miss Thomas einen kleinen Vorgeschmack von dem zu geben, was sie in ihrer neuen Stellung erwartete.
“Sieht ganz so aus, als hätten wir demnächst mit einigen Schwierigkeiten zu rechnen.”
“Schwierigkeiten?” Ihre blauen Augen blickten plötzlich sehr wachsam, und sie wirkte auf einmal äußerst konzentriert.
“Welche Schwierigkeiten, Sir?”
“Momentan handelt es sich noch um Gerüchte, aber es könnte sein, dass wir unfreiwillig in eine Übernahmeschlacht verwickelt werden.”
“Das bedeutet, dass wir von beiden betroffenen Firmen größere Aktienpakete besitzen”, sagte sie. “Darf ich fragen, um welche Unternehmen es sich handelt?”
Zufrieden lehnte sich der Vorstandsvorsitzende in seinem Stuhl zurück. Sie hatte sofort das Wesentliche erfasst und genauso reagiert, wie von ihm erhofft.
“Weitere Auskünfte kann ich Ihnen erst geben, wenn meine Informanten die Gerüchte bestätigt haben”, entgegnete er.
“Sobald ich mehr weiß, werde ich es Sie wissen lassen.”
“Herzlichen Glückwunsch und was man sonst so alles sagt!”, gratulierte der wie ein Honigkuchenpferd strahlende Henry seiner Chefin, als sie nach dem Gespräch mit dem
Vorstandsvorsitzenden in ihr Büro zurückkehrte.
“Vermutlich hast du als Letzte davon erfahren”, meinte er mit breitem Lächeln, “während die Neuigkeit schon heute Morgen alle in der Abteilung in helle Aufregung versetzt hat.”
Samantha lachte und bemühte sich erst gar nicht, ihre Freude über die unverhoffte Beförderung zu verbergen. “Mir ist klar, dass hier nichts so perfekt funktioniert wie der hausinterne Nachrichtendienst”, spottete sie.
“Immerhin scheinst du keine Neider zu haben, obgleich natürlich einige Leute nicht gerade glücklich über die neue Situation sind.”
Samantha nickte. Durchaus verständlich, dass vor allem ältere Kollegen sich übergangen fühlten, zumal ja auch finanzielle Interessen im Spiel waren. Sie war selbst völlig überrascht gewesen, als der Vorstandsvorsitzende ganz beiläufig erwähnte, ihr künftiges Jahresgehalt würde über eine halbe Million Pfund betragen. Wenn sie diesen Betrag in Dollar umrechnete, zählte sie nun sogar zur Kaste der Millionäre!
Bei dieser Vorstellung hätte sie beinahe hysterisch zu kichern angefangen und zwang sich, von ihren gedanklichen Höhenflügen wieder auf den Boden der Tatsachen
zurückzukehren. Es gab viel zu tun. Beispielsweise musste sie möglichst schnell den Umzug in ihr neues Büro bewerkstelligen.
Erst als sie Stunden später in dem bequemen Ledersessel hinter dem eleganten Mahagonischreibtisch saß, wurde sie sich in vollem Maß der Verantwortung bewusst, die sie mit ihrer neuen Position übernommen hatte. Kaum zu glauben, dass sie nun tatsächlich Chefin des Pensionsfonds war.
Zugegebenermaßen bedeutete das auch längere Arbeitszeiten und zusätzlichen Stress, doch das kümmerte sie jetzt nicht. Im Moment war sie einfach nur stolz und glücklich, es in ihrem Alter schon so weit gebracht zu haben!
“Na also, so lasse ich es mir gefallen!”, wurde sie in ihren Überlegungen von Henry unterbrochen, der an der Tür stand und mit sichtlicher Befriedigung das wesentlich größere Büro in Augenschein nahm, ehe er Samantha die mitgebrachte Tasse Kaffee reichte. “Genau das brauche ich jetzt am dringendsten!
Danke, Henry, du bist ein Schatz!”
Er lachte. “Freut mich, dass du meine bescheidenen Qualitäten endlich zu schätzen weißt”, scherzte er, doch sein Lächeln verschwand, als Samantha plötzlich leise aufstöhnte und blass wurde.
“Was hast du?”, fragte er und beobachtete bestürzt, wie sie beide Hände auf den Bauch presste und sich krümmte. “Ist dir nicht gut?”
Sie wartete, bis das schreckliche Übelkeitsgefühl allmählich abebbte, ehe sie Henry gestand, dass sie sich
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