Du bist in meinen Traeumen
nicht ganz wohl fühle. “Es wird gleich wieder vorbei sein. Am besten vergisst du es, okay?”
“Das werde ich nicht”, widersprach er energisch. “Warst du schon beim Arzt? Es könnte sich um was Ernstes handeln, beispielsweise um einen entzündeten Blinddarm.”
“Ganz bestimmt nicht. Aber ich habe mir bereits vorgenommen, mich untersuchen zu lassen. Vermutlich habe ich nur irgendeinen Virus erwischt.”
“Mag sein, trotzdem solltest du auf jeden Fall zum Arzt gehen.” Besorgt musterte Henry ihr blasses Gesicht. “Ich kenne dich, Sam. Wahrscheinlich werden dir hunderterlei Gründe einfallen, eine Untersuchung hinauszuschieben.”
“Ach, lass mich doch in Ruhe, Henry!”
Aber sie hätte wissen müssen, dass Henry mit Vorliebe seine Nase in Dinge steckte, die ihn nichts angingen. Zudem schien er es als seine vornehmste Pflicht anzusehen, über ihre Gesundheit zu wachen, und nervte sie so lange, bis Samantha aus reiner Verzweiflung die Nummer des ihr von ihm wärmstens empfohlenen medizinischen Zentrums in der Harley Street wählte.
“Zieh Leine, Henry”, zischte Samantha, während sie ungeduldig darauf wartete, dass die Rezeptionistin ihr einen Termin nannte. “Ja, heute siebzehn Uhr passt mir”, sagte sie dann ins Telefon. “Auf Wiederhören.” Sie legte auf, notierte den Termin in ihrem Kalender und wandte sich an ihren Assistenten:
“Was stehst du hier noch herum, Henry?”
“Ich wollte nur fragen, ob du schon von diesem Gerücht über Broadwood Securities gehört hast?”
“Broadwood?”, wiederholte sie ruhig und spielte lässig mit dem Kugelschreiber. Mochte Henry auch in Finanzgeschäften nicht gerade ein Genie sein, so besaß er doch unbestritten eine scharfe Beobachtungsgabe. Auf keinen Fall sollte er mitbekommen, dass sie ein besonderes Interesse an Broadwood hatte, weil es sich um Matts Firma handelte.
“Wieso, was ist mit Broadwood? Gibt es da etwas, was wir beachten müssten?”
Henry zuckte die Schultern. “Ich weiß nicht, ob man überhaupt schon von einem Gerücht sprechen kann”, bekannte er. “Ich habe übers Wochenende meine Eltern besucht und zufällig mitbekommen, wie mein alter Herr mit einem seiner Informanten telefoniert hat. Möglich, dass ich alles nur missverstanden habe, aber es scheint, als müsste Broadwood eine feindliche Übernahme befürchten. Der Name der anderen Firma ist mir leider entgangen.”
Insgeheim atmete Samantha erleichtert auf. Es war typisch Henry, aus wenigen Gesprächsfetzen völlig absurde Schlussfolgerungen zu ziehen.
“Ich halte es für unwahrscheinlich, dass jemand einen Angriff auf einen so riesigen Konzern wie Broadwood startet”, meinte sie. “Und falls doch, würde man es sicher nicht geheim halten können. Bestimmt hast du dich da verhört, Henry, aber es schadet nichts, wenn du weiterhin die Ohren offen hältst.”
Als Henry schließlich ihr Büro verließ, unterdrückte Samantha ein Lächeln. Wäre nur jedes Gerücht so leicht aus der Welt zu schaffen, dachte sie. Denn hätte Broadwood tatsächlich unter Beschuss gestanden, hätte Matt es ihr selbstverständlich gesagt. Oder etwa nicht?
Ganz offensichtlich funktionierte Matthew Warners Nachrichtendienst wesentlich besser als Samanthas. Schon wenige Tage später erhielt sie einen riesigen Strauß dunkelroter Rosen, mit dem Matt ihr laut beigefügtem Gruß zur Beförderung gratulierte.
Wie hatte er das nur so schnell herausgefunden? Dumme Frage. Bestimmt verfügte er in seiner Position über ein Heer von Assistenten, deren vornehmliche Aufgabe in der Beobachtung des internationalen Finanzmarktes bestand. Diese Annahme bestätigte sich, als er am nächsten Tag anrief.
“Gut gemacht, Miss Thomas! Wir wussten schon immer, dass mehr in Ihnen steckt!” Sein belustigter Ton war nicht zu überhören. “Wie fühlt man sich als Chefin des Pensionsfonds?”
“Noch etwas mulmig”, bekannte sie und stellte leicht irritiert fest, wie überglücklich sie war, seine Stimme zu hören. “Und was treibt man so in New York ?”
Er stieß einen theatralischen Seufzer aus. “Arbeiten, arbeiten, arbeiten! Andernfalls hätten wir deine Beförderung gemeinsam stilgerecht gefeiert. Leider sieht es im Moment so aus, als würde ich so schnell nicht wieder nach London kommen. Und selbst wenn ich dorthin fliege, werde ich dich wahrscheinlich nicht treffen können.”
“Oh… nun ja …” Was sollte sie darauf antworten? Bestätigten seine Worte nicht ihr früheres Gefühl, dass er an
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