Du bist in meinen Traeumen
einem Wiedersehen gar nicht mehr interessiert war?
“Ich kann daran beim besten Willen nichts ändern, Sam”, versicherte er. “Es gibt einiges, worüber wir reden müssen. Aber nicht jetzt - und schon gar nicht am Telefon.”
“Okay, das ist doch nicht weiter schlimm”, erwiderte sie und tat ihr Bestes, den unbeschwerten Ton ihrer Schwester Georgie nachzuahmen, mit dem diese ihre unglücklichen Verehrer abservierte. Lieber hätte Samantha sich die Zunge abgebissen, als sich anmerken zu lassen, wie sehr es sie verletzte, dass Matt sie anscheinend loswerden wollte.
“Du verstehst nicht…”
“Nicht? Was sollte ich da schon missverstehen?”, fiel Samantha ihm scharf ins Wort, da es ihr nicht gelang, noch länger die Unbekümmerte zu spielen. “Erstens bist du sehr beschäftigt. Zweitens ist es dir unmöglich, mich in absehbarer Zeit zu sehen, und drittens kannst du mich selbst dann nicht treffen, wenn du nach London kommen solltest. Meiner Meinung nach hast du dich sehr klar ausgedrückt, Matt.”
Er stieß einen unterdrückten Fluch aus. “Die Dinge sind wesentlich komplizierter, als du denkst, Sam. Deshalb kann ich ja jetzt am Telefon auch nicht näher darauf eingehen. Wir müssen dringend miteinander sprechen und …”
“Okay, die Botschaft ist bei mir angekommen”, unterbrach sie ihn brüsk. “Gib mir Bescheid, wenn du zwischen deinen vielen Terminen einige Minuten für mich erübrigen kannst. Und jetzt entschuldige mich bitte, ich habe ein Gespräch auf der anderen Leitung”, fügte sie rasch hinzu und drückte auf die Gabel, um ihm keine Gelegenheit mehr zu einer Erwiderung zu geben.
“Verdammt und nochmals verdammt!”, murmelte sie wütend, lehnte sich zurück und starrte finsteren Blicks zur Decke.
Ihr war klar, dass sie die Sache gründlich vermasselt hatte.
Sie wusste selbst nicht, weshalb sie plötzlich so in Rage geraten war, obwohl doch gerade sie Verständnis für Matts derzeitige Arbeitsüberlastung hätte aufbringen müssen.
Wahrscheinlich zerrte dieses ewige Hin und Her einfach zu sehr an ihren Nerven. Trotz aller Anstrengungen schien es Matt und ihr nicht zu gelingen, sich regelmäßig zu sehen. Wozu hatte dann eine Liebesaffäre überhaupt noch Sinn?
Diese Frage blieb vorerst offen, da Samantha in den folgenden Tagen bis obenhin mit Arbeit eingedeckt war, sich auf täglichen Sitzungen ausführlich mit Marktanalysten und Investmentfachleuten beriet und hinterher meist noch bis spätabends im Büro saß, um sich möglichst schnell einen Überblick über die gesamte Abteilung zu verschaffen. Deshalb war sie auch nicht sonderlich erfreut, als Henry ihr an diesem Morgen mitteilte, sie habe am späten Nachmittag noch einen Termin beim Vorstandsvorsitzenden.
Dieser empfing sie freundlich in seinem mit kostbaren alten Möbeln eingerichteten Büro. “Bitte, nehmen Sie Platz, Miss Thomas.” Er wies auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch.
“Vermutlich haben Sie sich mittlerweile schon etwas in Ihr neues Aufgabengebiet eingearbeitet?”
“Das hoffe ich”, antwortete Samantha lächelnd.
“Bei unserem letzten Gespräch habe ich bereits angedeutet, dass wir womöglich in eine Übernahmeschlacht verwickelt werden. Sieht ganz so aus, als würde Ihnen eine erste Feuerprobe bevorstehen.”
“Ich verstehe nicht ganz, Sir.” Samantha wollte zwar nicht wie ein Dummkopf dastehen, aber da sie keine Ahnung hatte, wovon er sprach, war es klüger, ihm nichts vorzumachen.
Er zögerte einen Moment und erklärte dann: “Wie Sie wissen, bekommen internationale Finanzkreise normalerweise sofort Wind, wenn eine erfolgreiche Firma mittlerer Größe die feindliche Übernahme eines bedeutend größeren Unternehmens beschließt.”
Samantha, die täglich mit der Auswertung solcher Gerüchte befasst war, nickte zustimmend.
“Im vorliegenden Fall”, fuhr er fort, “waren die beiden Kontrahenten jedoch äußerst verschwiegen, und mir liegt erst seit heute die Bestätigung eines zuverlässigen Informanten vor, dass tatsächlich ein Übernahmeangriff läuft, der leider auch uns betrifft.”
“Um welche Firmen handelt es sich?”, fragte Samantha und gab sich Mühe, nicht wie der Idiot auszusehen, als der sie sich fühlte. Sie konnte sich beim besten Willen nicht denken, von welchen Unternehmen die Rede war, da nichts, was sie in den letzten Tagen an Gerüchten, Andeutungen oder sonst irgendwie aufgeschnappt hatte, sich mit der vom Vorstandsvorsitzenden geschilderten Aktion auch nur annähernd
Weitere Kostenlose Bücher