Du bist in meinen Traeumen
und dann ihr gegenüber am Tisch Platz nahm. “Überall diese Hektik, ganz zu schweigen vom Autolärm und der benzinverpesteten Luft.
Einfach unerträglich!”
“Ja, ich kenne deine Ansicht über Großstädte”, erwiderte Samantha lächelnd und spürte plötzlich, wie sehr sie gerade jetzt den Zuspruch ihrer warmherzigen älteren Schwester benötigte.
Als Georgie geboren wurde und ihre Mutter durch das Baby ständig auf Trab gehalten wurde, hatte Edwina als ältere Schwester in Samanthas Leben eine immer größere Rolle gespielt und sich fürsorglich um sie gekümmert. Und selbst jetzt bemutterte sie Samantha noch ab und zu.
“Was macht die Arbeit?”, fragte Edwina. “Wie gewöhnlich viel zu tun, nehme ich an?”
“Allerdings”, bestätigte Samantha fröhlich, bemüht, ihre Sorgen wenigstens einen Moment zu vergessen. “Vor dir steht oder vielmehr sitzt die neue Managerin des Minerva-Pensionsfonds.”
Edwina strahlte ihre Schwester an. “Oh Schatz, ich freue mich riesig für dich! Du kannst wirklich stolz sein, wie weit du es in deinen jungen Jahren schon gebracht hast!”
“Ich fühle mich keineswegs mehr so jung.” Samantha verzog das Gesicht. “Immerhin werde ich nächstes Jahr schon dreißig.
Erinnerst du dich noch der Zeiten, als wir dachten, jeder über fünfundzwanzig wurde bereits mit einem Fuß im Grab stehen?”, fragte sie mit ironischem Lächeln und erkundigte sich dann nach den Einkäufen. “Hast du alles bekommen, was du wolltest?”
“Nein - irgendwie scheine ich zu dick geworden zu sein”, berichtete Edwina mit finsterer Miene. “Deshalb habe ich mich zu einer Fastenkur entschlossen. Aber heute Mittag werde ich noch einmal so richtig schlemmen! Und da ich früher als du hier war und weiß, wie wenig Zeit du immer hast, habe ich bereits für uns beide bestellt. Ah, da ist ja unser Essen schon”, fügte sie hinzu, als der Kellner in diesem Augenblick zu ihrem Tisch kam. “Du bekommst als Vorspeise dein Lieblingsgericht -
Krabben in scharfer Knoblauchsoße. Ich muss zugeben, es riecht wirklich köstlich!”
Obwohl es sich tatsächlich um eine von Samanthas
Lieblingsspeisen handelte, verursachte ihr diesmal allein schon der Geruch heftige Übelkeit. Nie im Leben würde sie auch nur einen Bissen davon essen können.
“Was hast du?” Edwina musterte voller Bestürzung ihre Schwester, die plötzlich ganz blass und merkwürdig still geworden war. “Du bist ja ganz blass! Möchtest du lieber etwas anderes? Vielleicht einen Salat?”
“Nein … das ist schon in Ordnung”, murmelte Samantha, schloss für einen Moment die Augen und versuchte, den durchdringenden und normalerweise von ihr sehr geschätzten Knoblauchgeruch zu ignorieren. “Ich … tut mir Leid, aber ich …
ich habe jetzt eigentlich auf nichts Appetit.”
“Was ist los mit dir, Sam?” Edwina runzelte besorgt die Stirn.
“Du solltest zum Arzt gehen.”
Samantha musste sich beherrschen, um nicht in hysterisches Lachen auszubrechen. “Wenn du es genau wissen willst … ich komme gerade vom Arzt. Und allem Anschein nach …
bekomme ich ein Baby”, sagte sie und begann plötzlich zu weinen.
“Oh Sam!”
“Bitte … entschuldige …” Verzweifelt suchte Samantha in ihrer Handtasche nach einem Taschentuch. “Ich … wollte nicht hier … mitten im Lokal… damit herausplatzen!”
“Na und? Was kümmert uns, was andere denken”, sagte Edwina energisch und reichte Samantha ein Taschentuch, ehe sie gebieterisch einem Kellner winkte und einen Brandy mit viel Soda bestellte. “Abgesehen davon kann uns hier in der Ecke niemand sehen”, wandte sie sich wieder an Samantha. “So, und nun trockne deine Tränen, und erzähl mir alles.”
“Da gibt es nicht viel zu erzählen.” Samantha wischte die Tränen ab und putzte sich die Nase. “Ich habe einfach nicht aufgepasst, das ist alles.”
“Findest du? Meiner Meinung nach ist die Sache keineswegs so einfach”, bemerkte Edwina skeptisch und schob ihrer Schwester den Brandy zu, den der Kellner soeben gebracht hatte. “Jetzt trink das hier in kleinen Schlucken. Dann wirst du dich gleich besser fühlen.”
Samantha gehorchte und spürte, wie das Übelkeitsgefühl langsam nachließ. “Wie kannst du das alles so ruhig hinnehmen?”
Edwina lächelte. “Deshalb bricht doch nicht gleich die Welt zusammen, mein Schatz. Ich nehme an, Matt ist der Vater des Babys?”, fragte sie, und als Samantha schweigend nickte, fuhr sie fort: “Dann gibt es doch nicht
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