Du bist in meinen Traeumen
greift Goliath an” berichtete der Reporter eingehend von dem Kaufangebot, das Kendal-Laval dem amerikanischen Versicherungskonzern Broadwood gemacht hatte und das von dessen Generalmanager Matthew Warner abgelehnt worden war. Es folgte ein Interview mit dem Vorstandsvorsitzenden von Kendal-Laval, in dem dieser einräumte, das von ihm geführte Konsortium sei zwar wesentlich kleiner als Broadwood, er behauptete jedoch, den Aktionären bessere Gewinnprognosen anbieten zu können, und war zuversichtlich, aus der Übernahmeschlacht als Sieger hervorzugehen.
Was Samantha jedoch dann las, versetzte sie in rasende Wut.
Matthew Warner, den dynamischen neuen Generalmana ger von Broadwood, scheint die seinem Imperium drohende Gefahr keineswegs zu beunruhigen.
“Ich betrachte sie als willkommene Herausforderung, die Stärke unseres Unternehmens zu beweisen”, sagte Mr. Warner gestern. “Mit unserem neuen Konzept bieten wir den Anlegern die größeren Profitchancen, weshalb es nicht allzu schwierig sein dürfte, die Mehrheit der Aktionäre für uns zu gewinnen.”
Auf die Nachfrage unseres Reporters bestätigte Mr. Warner, er rechne vor allem bei den größere Aktienpakete besitzenden Investment-und Pensionsfonds mit Zustimmung. Nach Ansicht unseres Reporters schien er sich seiner Sache sehr sicher zu sein.
Ist es ihm womöglich bereits gelungen, den Hauptaktionär Minerva Utilities Management auf seine Seite zu ziehen? Falls ja, hat er die Schlacht schon gewonnen.
“Gut aussehender Bursche, wenngleich er reichlich arrogant klingt”, stellte Henry mit unverhohlener Bewunderung fest und wies auf das neben dem Artikel abgebildete Foto von Matthew Warner.
“Allerdings!”, stieß Samantha zwischen
zusammengebissenen Zähnen hervor.
Kochend vor Zorn, betrachtete sie die vertrauten Züge des Mannes, dem sie die Pest an den Hals wünschte. Wenn es auch nur ein wenig Gerechtigkeit auf dieser Erde gab, dann würde ihm hoffentlich seine Hinterhältigkeit irgendwann doppelt und dreifach heimgezahlt werden!
Matt hatte nämlich durch eine renommierte Londoner Tageszeitung aller Welt zu verstehen gegeben, dass er die Manager von Pensions-und Investmentfonds bereits “überredet”
habe, sich auf seine Seite zu schlagen.
Für Samantha war nun glasklar, weshalb er beim
Wiedersehen in New York seinen geballten Charme auf sie losgelassen hatte. Zweifellos hatte er schon damals von der seinem Unternehmen drohenden Übernahme gewusst. Wie höchst willkommen musste ihm da eine ahnungslose, naive Närrin wie sie gewesen sein, die sich nur allzu willig in sein Bett locken und zu einer Liebesaffäre überreden ließ! Eine Närrin, deren Stimme ihm sicher sein würde, wenn es zur
Entscheidungsschlacht käme.
Womöglich wäre Matts raffinierte Strategie sogar
aufgegangen, wenn sie, Samantha, nicht misstrauisch geworden wäre. Der sich so schlau dünkende Matthew Warner hatte nämlich den unverzeihlichen Fehler begangen, sein Opfer zu vernachlässigen, das daraufhin jäh aus seiner “Entrückung”
erwachte und vorzeitig Lunte zu riechen begann.
Den Schuft mache ich fertig! schwor sich Samantha, ehe sie durch Henrys dezentes Hüsteln in die Wirklichkeit zurückgeholt wurde.
“Ich glaube, ich sollte noch erwähnen … Ich meine, ich weiß nicht, ob ich das Richtige getan habe…” Er zuckte die Schultern.
Samantha seufzte. “Was hast du denn jetzt schon wieder angestellt, Henry?”
“Na ja, die Sache ist die …”
“Heraus mit der Sprache!”, unterbrach sie ihn ungeduldig.
“Falls du die Tochter des Vorstandsvorsitzenden verführt hast, bist du dran. Es bedeutet fristlose Kündigung!”
“Woher, zum Teufel, weißt du das?”, fragte er verdutzt und sah sie entgeistert an.
“Das war doch nur ein Scherz!”, meinte sie mit grimmigem Lächeln, bemerkte dann aber an seinem blassen Gesicht, dass sie, ohne es zu wissen, den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.
“Du willst doch nicht etwa sagen…?”
“Ich sage gar nichts!”, erwiderte Henry, der erstaunlich schnell seine gewohnte Selbstsicherheit zurückgewonnen hatte.
“Sehr vernünftig!”, stimmte Samantha ihm sarkastisch zu.
“Nur schade, dass andere Leute das nicht ebenfalls getan haben!”
Natürlich hatte er keine Ahnung, wovon sie sprach, und runzelte die Stirn. “Ich verstehe nicht ganz, was du meinst?”
“Vergiss es!”, gab sie gereizt zur Antwort, riss sich dann aber zusammen. “Also, was wolltest du mir vorhin sagen?”
“Ach ja,
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