Du bist in meinen Traeumen
Lächeln, da sie solche Szenen täglich erlebte. “Sie hatten im April sexuellen Verkehr, stimmt’s?”
“Nun… ja, das schon”, bekannte Samantha zögernd. “Aber…”
“Und Sie haben entsprechende Verhütungsmittel benutzt?”
“Ja, natürlich!”
“Jedes Mal?”, fragte die Ärztin. “Bitte, denken Sie genau nach, Miss Thomas”, mahnte sie geduldig. “Zumindest einmal müssen Sie nachlässig gewesen sein …”
“Nein!” widersprach Samantha energisch und errötete leicht, als sie sich in Erinnerung rief, wie unbefangen Matt im Umgang mit Kondomen war und wie fürsorglich er jedes Mal darauf geachtet hatte sie vor einer Empfängnis zu schützen.
Schon wollte sie der Ärztin spöttisch versichern, mit den Regeln von “Safer Sex” durchaus vertraut zu sein, da fiel ihr siedend heiß ein, wie sie sich nach dem Dinner im “Vier Jahreszeiten” in wilder Raserei vor dem Kamin geliebt hatten und… keine Zeit… oh nein!
Die Ärztin lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und beobachtete, wie sich der Gesichtsausdruck der jungen Frau von Verärgerung in Entsetzen verwandelte. “Dann hat es also eine Gelegenheit gegeben, bei der Sie sich nicht um Empfängnisverhütung gekümmert haben?”
“Ja …”, sagte Samantha und blickte auf ihre nervös im Schoß verschränkten Hände, ehe sie entschlossen den Kopf hob und die Ärztin ansah. “Aber nur einmal. Da wird man doch nicht gleich schwanger?”
“Bei einer jungen, gesunden Frau unter dreißig ist das nicht ungewöhnlich”, bestätigte die Ärztin trocken. “Ich vermute, Sie sind nicht verheiratet?”
Samantha schüttelte den Kopf.
“Bedeutet das mö glicherweise ein Problem für Sie? Falls Sie Rat und Hilfe benötigen, wenden Sie sich bitte jederzeit an mich.”
“Danke”, murmelte Samantha, die noch immer nicht glauben mochte, dass sie tatsächlich schwanger war.
Erst als sie das Sprechstundenzimmer der Ärztin verließ, war ihr schließlich klar, dass sie wirklich ein Kind erwartete.
Wie betäubt wanderte Samantha ziellos durch die Straßen und fand sich plötzlich vor einem Cafe in der Marylebone High Street wieder. Mit zittrigen Fingern suchte sie in ihrer großen Handtasche nach dem Handy, lehnte sich gegen eine Litfasssäule und rief im Büro an. Sie erklärte, sie würde sich nicht wohl fühlen und den restlichen Tag freinehmen. Dann betrat sie das Cafe, suchte sich einen Tisch in der Ecke und bestellte ein Kännche n Kaffee.
Damit ist künftig Schluss, dachte sie grimmig, da sie sich entsann, irgendwo gelesen zu haben, Coffein sei für werdende Mütter schädlich. Sie musste sich beherrschen, vor Wut und Frustration nicht laut zu schreien.
Nicht, dass sie generell keine Kinder haben wollte. Sie hatte bisher nur alle Gedanken an Heirat, Kinder und was sonst noch dazu gehörte in weite Ferne gerückt. Etwas, womit sie sich irgendwann einmal befassen würde. Ganz sicher nicht jetzt, da sie beruflich einen ersten großen Erfolg für sich hatte verbuchen können. Und schon gar nicht wollte sie ein Baby, das einer kurzen Affäre mit ihrer Jugendliebe entstammte, mit einem Mann, den sie niemals mehr wieder sehen wollte!
Beruhige dich, ermahnte sie sich. Sie war immer stolz auf ihre Fähigkeit gewesen, in Krisensituationen Ruhe zu bewahren und Probleme sachlich und nüchtern zu durchdenken. Und noch nie hatte sie dringender einen klaren Kopf benötigt als jetzt.
Nach der zweiten Tasse Kaffee war sich Samantha sicher, dass eine Abtreibung für sie nicht infrage kam. Was immer auch geschehen mochte, sie würde das Kind bekommen.
Okay - eine erste Entscheidung war also getroffen. Als Zweites war nun zu überlegen, ob Matt von dem Baby erfahren sollte.
Allein die Vorstellung, es ihm sagen zu müssen, machte sie ganz krank. Doch so unangenehm ihr der Gedanke auch war und obwohl sie absolut keine Ahnung hatte, wie Matt es aufnehmen würde, so bestand doch kein Zweifel, dass sie es ihm nicht verschweigen durfte.
Höchstwahrscheinlich würde er keineswegs erfreut sein, sondern ebenso entsetzt wie sie auf die Nachricht reagieren.
Aber er hatte ein Recht darauf, zu wissen, dass er demnächst Vater wurde.
“Tut mir leid, dass ich mich verspätet habe”, rief Samantha, während sie sich zu dem Tisch in der Ecke durchs chlängelte, an dem ihre Schwester saß. “Mein Taxi ist wieder einmal im Verkehr stecken geblieben.”
“Ich verstehe nicht, wie du es hier in London aushältst”, sagte Edwina, als Samantha sie auf die Wange küsste
Weitere Kostenlose Bücher