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Du bist in meiner Hand

Du bist in meiner Hand

Titel: Du bist in meiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corban Addison
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bereitwillig nach. Die Erinnerungen schienen ihr Kraft zu geben. Als Igor ein paar Minuten später zurückkam, um sie zu holen, hatte sich ihre Scham in Entschlossenheit verwandelt. Sie folgte ihm zwar gehorsam, blickte sich aber über die Schulter noch einmal um und nickte Sita kurz zu, ehe Igor die Tür hinter ihnen schloss.
    Da sie in Gedanken noch bei Olgas Geschichte war, hatte Sita anfangs gar nicht richtig wahrgenommen, dass der Riegel nicht eingerastet war. Dann aber dämmerte es ihr langsam. Perplex starrte sie auf den Türknauf, während sie gleichzeitig angestrengt lauschte, bis die Geräusche im Haus langsam verstummten. Sie holte Hanuman aus ihrer Manteltasche und steckte ihn wieder zwischen die Falten ihres Sari. Schließlich ging sie zur Tür hinüber.
    Der Knauf ließ sich mühelos drehen.
    Obwohl ihr Herz sofort schneller schlug, unternahm sie zunächst keinen Versuch, die Tür zu öffnen. Stattdessen berührte sie den Schorf auf ihrer Kopfhaut und rief sich Dmitris Warnung ins Gedächtnis. Wenn sie noch einmal die Flucht wagte, konnte sie es sich nicht leisten zu scheitern. Unentschlossen überlegte sie hin und her, bis sie plötzlich daran denken musste, wie Igor vor ihr gestanden und ihr befohlen hatte, den Mund aufzumachen.
    Sie griff nach dem Knauf und öffnete die Tür. Der Gang lag leer und dunkel vor ihr. Nur ein rotes »Exit«-Zeichen über einer Tür am Ende des Ganges spendete ein wenig Licht. Als sie einen Blick in die andere Richtung warf, entdeckte sie dort einen Durchgang, vor dem eine Art Vorhang hing. Sita wusste die Uhrzeit nicht, nahm aber an, dass früher Morgen war. Im Club herrschte Stille.
    Als Erstes versuchte sie ihr Glück an der Tür mit dem »Exit«-Schild, doch sie war abgeschlossen. Sita machte kehrt und steuerte auf den Vorhang am anderen Ende zu. Wie sich herausstellte, bestand er aus einer Vielzahl von Perlenschnüren. Dahinter lag ein Raum mit ein paar Schminkspiegeln, Hockern, Sofas und einem Ständer voller aufreizender Kleidung. Ein weiteres »Exit«-Schild spendete schwaches Licht.
    Sita betrat den Raum und blickte sich um. Es gab dort zwei weitere Ausgänge – einen offenen Durchgang, vor dem ebenfalls ein Perlenvorhang hing, und eine nicht weiter gekennzeichnete Tür. Zögernd trat Sita in den Durchgang und ließ den Blick über eine Bühne und eine Reihe von Tischen schweifen, beleuchtet von »Exit«-Schildern und einer schwachen Lampe über der Bar. Die Bühne sah aus wie ein Laufsteg und wurde von mehreren runden Plattformen unterbrochen, die jeweils mit einer Tanzstange versehen waren. Der kürzeste Weg zu den Ausgängen führte über die Bühne, doch dieser Gedanke machte Sita Angst.
    Sie kehrte in die Garderobe zurück und steuerte auf die Tür zu. Der Knauf ließ sich problemlos drehen. Durch eine Lounge voller Sofas gelangte sie auf die Tanzfläche des Clubs. Nachdem sie am ersten Ausgang vergeblich ihr Glück versucht hatte, ging sie zum zweiten hinüber, doch auch der war abgeschlossen. Verzweifelt blickte sie sich nach einem anderen Fluchtweg um, konnte aber keinen entdecken.
    Einen Moment lang blieb sie ratlos stehen. Da knurrte plötzlich ihr Magen, und ihr wurde bewusst, wie hungrig sie war. In den letzten dreißig Stunden hatte sie nur eine Schale Suppe und eine halbe Schachtel Kräcker zu sich genommen. Sie ging zur Bar hinüber und durchsuchte die Schränke nach etwas Essbarem. Als sie schließlich auf eine Sammlung von Blechbüchsen mit Nüssen und Süßigkeiten stieß, aß sie je eine Handvoll von beidem und stellte die Büchsen dann wieder genau so hin, wie sie sie vorgefunden hatte.
    Gleich neben der Theke stand ein kleiner Kühlschrank. Sita öffnete ihn und blinzelte einen Moment, geblendet von dem grellen Licht. Er enthielt etliche Bierflaschen und einen Plastikkrug mit Wasser. Sie nahm den Krug heraus und leerte ihn etwa bis zur Hälfte. Danach fühlte sie sich ein wenig erfrischt. Ihr Blick fiel auf die Leuchtziffern einer Wanduhr. Es war neun Uhr morgens.
    Während sie sich wieder in Richtung Lounge wandte und überlegte, ob sie in ihr Zimmer zurückgehen sollte, kam ihr plötzlich ein Gedanke. Aufmerksam betrachtete sie die erhöhte Bühne. Sie war mit einer Metallfassade verkleidet, die bis zum Boden reichte. Sita ging um die Bühne herum und nahm die Verkleidung genauer in Augenschein. Auf der anderen Seite fand sie, wonach sie Ausschau hielt – den Griff einer Zugangstür. Die Tür ließ sich leicht öffnen. Dahinter lag

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