Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du bist in meiner Hand

Du bist in meiner Hand

Titel: Du bist in meiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corban Addison
Vom Netzwerk:
Licht der Bühnenscheinwerfer. Alle wirkten ganz hingerissen von der Show. Durch die Beine der Gäste spähte Sita zum Ausgang hinüber, sah aber nicht weit genug, um feststellen zu können, ob die Tür bewacht wurde oder nicht. Sie musste das Risiko einfach eingehen.
    Vorsichtig schob sie die Tür weiter auf. Niemand beachtete sie. Den Blick auf die Tür gerichtet, kroch sie heraus. Ihr Herz tat einen Satz: Der Ausgang war unbewacht. Von dem Tisch, der ihr am nächsten war, starrte ein Mann zu ihr herüber. Ohne ihm Beachtung zu schenken, steuerte sie rasch auf den Ausgang zu. Niemand stellte sich ihr in den Weg. Als sie die Tür erreichte, drückte sie voller Hoffnung die Klinke herunter. Die Tür ging auf.
    Sie rannte quer über den Parkplatz auf das nahe gelegene Motel zu. Sie riss die Tür zur Motellobby auf und blickte sich hektisch um. Der Empfang war unbesetzt, doch aus einem Hinterraum drang der Lärm eines Fernsehers. Über der Empfangstheke stand eine Schild mit der Aufschrift: »Bei Bedarf bitte klingeln«.
    Sita drückte auf die Klingel, bis eine blasse Frau mit unreiner Haut und einem Bürstenhaarschnitt auftauchte. Missmutig wandte sie sich an Sita.
    »Was willst du?«
    »Bitte helfen Sie mir!«, stieß Sita atemlos hervor. »Die Männer im Sexclub halten mich gegen meinen Willen gefangen. Bitte rufen Sie die Polizei!«
    Die Frau bedachte sie mit einem seltsamen Blick. »Du behauptest, eine Gefangene oder so was in der Art zu sein?«
    »Bitte helfen Sie mir! Bestimmt suchen sie mich schon!«
    »Komm mit ins Hinterzimmer«, sagte die Frau, während sie Sita weiter eindringlich musterte. »Ich rufe die Bullen.«
    Nachdem die Frau Sita ins Hinterzimmer geführt hatte, verschwand sie wieder, um das Telefonat zu tätigen. Sita hörte die Tür hinter ihr ins Schloss fallen. Sie warf einen Blick auf den Bildschirm. Offenbar sah sich die Frau gerade eine Sendung über Außerirdische an. Überall lagen leere Verpackungen von Süßigkeiten, Pizzaschachteln und Chipstüten herum.
    Abwartend blieb sie in der Mitte des Raumes stehen. Sie wusste nicht, was sie von der Polizei zu erwarten hatte, war aber bereit, jedem zu vertrauen, der sie davor bewahren würde, erneut Alexi, Igor oder dem ominösen Dietrich in die Hände zu fallen.
    Schließlich ging die Tür auf, und die Frau kam herein, gefolgt von Alexi. Bei seinem Anblick erstarrte Sita vor Entsetzen.
    Alexi bedeutete der Frau mit einer Handbewegung, sie allein zu lassen, woraufhin die Frau nur nickte und die Tür schloss.
    Sita stand wie angewurzelt da, während Alexi auf sie zutrat. Mit gespieltem Bedauern schüttelte er den Kopf. »Ich bin enttäuscht von dir, Sita«, erklärte er. »Ich dachte, du hättest die Lektion gelernt, die Dmitri dir erteilt hat.« Er trat hinter sie und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Jetzt wirst du begreifen, was für Folgen Ungehorsam hat.«
    Plötzlich spürte sie einen scharfen Schmerz im Nacken. Sie rang nach Luft, und ihr wurde gleichzeitig schwindelig und schwarz vor Augen. Bewusstlos sank sie zu Boden.

25
    Die Welt ist ein Spiegel von
unendlicher Schönheit, doch niemand sieht es.
    THOMAS TRAHERNE
    Paris – Frankreich
    Am ersten März fuhr Thomas morgens um Viertel nach sechs mit einem Taxi von seinem Hotel zum Gare Montparnasse, um sich dort gemäß Julias Anweisungen mit ihr zu treffen. Der Taxifahrer setzte ihn neben der gläsernen Bahnhofshalle ab. Als Thomas das Gebäude betrat, sah er Julia bereits mit einem Diplomatenkoffer neben einem Fahrkartenautomaten stehen. In dem bernsteinfarbenen Licht wirkte ihr roter Mantel fast magentafarben. Sie begrüßte ihn mit einem Blick, der ihre Nervosität verriet, und reichte ihm eine Fahrkarte. Thomas warf einen Blick auf das Ziel: Quimper.
    »Ein geheimer Rückzugsort in der Bretagne«, stellte er fest. »Darauf wäre ich nie gekommen.«
    »Das ist nur die erste einer ganzen Reihe von Überraschungen«, gab sie zurück. »Ich muss völlig verrückt sein, dass ich Ihnen helfe.«
    »Warum tun Sie es dann?« Er sah sie fragend an.
    »Keine Ahnung.« Plötzlich lächelte sie. »Ich schätze, Sie haben mich mit Ihrer Hartnäckigkeit überzeugt. Haben Sie Hunger?«
    »Ich bin am Verhungern.«
    »Ich habe uns ein paar Croissants besorgt.«
    Sie gingen durch die Eingangshalle zu den Zügen. Sechs TGV-Züge standen auf parallel angeordneten Gleisen zur Abfahrt bereit. Julia und Thomas ließen sich auf einer Bank nieder und aßen ihre Croissants, während sich der Bahnhof

Weitere Kostenlose Bücher