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Du bist in meiner Hand

Du bist in meiner Hand

Titel: Du bist in meiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corban Addison
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Ferienleben bald langweilig werden. Sosehr es ihm auch widerstrebte, sich das einzugestehen, aber Junger hatte recht. Durch einen Urlaub würde er noch tiefer in seinem schwarzen Loch versinken. Er brauchte einen Grund, um morgens aufzustehen.
    Als er das Fenster wieder schloss, sah er, dass er zwei neue Mails in seinem Postfach hatte. Die erste war von seiner Mutter. Sie hatte die Nachricht ein paar Stunden zuvor abgeschickt:
    Thomas, mir ist heute ein Gedanke durch den Kopf gegangen: Du hast gesagt, Priya kehre nicht zurück, dabei aber nicht von Scheidung gesprochen. Falls das nur ein Versehen war, dann ignoriere diese Nachricht. Falls nicht, dann überleg dir Folgendes: Was, wenn du ihr nach Indien folgen würdest? Was, wenn du eurer Ehe eine letzte Chance gäbst? Ich weiß, das klingt verrückt. Vielleicht weist sie dich zurück. Vielleicht kommst du unverrichteter Dinge wieder nach Hause. Aber dann könntest du wenigstens den Schlussstrich ziehen, den ich aus deinen Worten nicht herausgehört habe. Danach hast du immer noch genug Zeit, dich deiner Karriere zu widmen. Liebe ist etwas viel Selteneres und Kostbareres. Dein Vater würde mir da vermutlich nicht zustimmen, aber das spielt keine Rolle.
    Es war schön, dich gestern gesehen zu haben.
    Thomas war erstaunt. Es war ihm nie in den Sinn gekommen, Priya zu folgen, und nun, da er es in Betracht zog, sah er nur die mögliche Katastrophe, in der das alles enden könnte. Zugegeben, Priya hatte nicht von Scheidung gesprochen, aber ihr Abgang war ihm so wohlüberlegt erschienen, so kalt und ohne jedes Gefühl, dass er ihre Absicht nie infrage gestellt hatte. Gerade dieses Gefühl von Endgültigkeit hatte ihn ja in Teras Arme getrieben. Womit er gleich beim nächsten Problem war. Selbst wenn Priya unter Umständen die Tür für eine Versöhnung offen gelassen hatte, konnte er nicht rückgängig machen, was er seit ihrer Abreise getan hatte. Er war ihr untreu geworden. Tera schlief gerade in ihrem gemeinsamen Bett.
    Er schloss die Nachricht seiner Mutter und öffnete die nächste. Sie war von Andrew Porter.
    Hallo, Kumpel, ich muss sagen, dass es mir immer noch stinkt, wie du mich vom Platz gefegt hast, aber ich habe es verdient. Obwohl ich immer schon vorher weiß, dass ich verlieren werde, kann ich es einfach nicht lassen. Hör zu, ich hoffe, es macht dir nichts aus, aber ich habe eine Freundin von mir angerufen, die bei CASE arbeitet (als stellvertretende Aktionsleiterin), und sie gefragt, ob sie zufällig gerade eine freie Praktikantenstelle für einen Juristen haben. Du errätst nie, was sie gesagt hat. In ihrem Büro in Mumbai ist gerade etwas frei geworden. Verrückt, oder? Keine Ahnung, ob das für dich infrage kommt, weil doch Priya dort ist, aber ich habe mir gedacht, ich reiche die Info einfach mal an dich weiter. Sag Bescheid, falls du Näheres wissen möchtest.
    Thomas lehnte sich zurück und starrte auf den Nachthimmel hinaus, der aufgrund der Luftverschmutzung wie eine leuchtende Kuppel über der Stadt hing. Bombay! Was für ein absurder Gedanke. Claytons gemeinnütziges Programm war breit gefächert, entsprechende Organisationen gab es auf der ganzen Welt. Europa, Südamerika, China, Afrika – er hatte unendlich viele Möglichkeiten. Und selbst wenn er für CASE arbeiten wollte, konnte er zwischen vierzehn Ländern wählen. Vielleicht musste er ein bisschen warten, aber früher oder später tat sich bestimmt etwas auf. Bombay! Das war der letzte Ort auf der Welt, an dem er Frieden suchen sollte.
    Er ließ den Laptop offen und wanderte eine Weile durchs Haus. Erst wühlte er im Kühlschrank herum, wobei er gar nichts Bestimmtes suchte, dann ordnete er seinen Weinschrank neu nach Regionen. Schließlich schaltete er den Fernseher ein und sah sich ein paar Minuten lang einen John-Wayne-Film an. Nach einer Weile ließ er sich wieder auf den Sessel neben dem Fenster fallen und griff erneut nach der Schachtel mit den Erinnerungen.
    Er blätterte die Fotos durch, bis er ziemlich weit unten das gesuchte fand. Er hatte es so zugeschnitten, dass es in seine Brieftasche passte. Die Aufnahme zeigte Priya am Eingang zum Fellows Garden. Während seines Sommers in Cambridge hatten sie sich dort viele Male getroffen, und zwar immer heimlich, damit ihr Vater nichts mitbekam. Priya lächelte ihm über die Jahre hinweg zu. Ihre Augen funkelten vor Schalk und Freude. Die Liebe hatte sie beide überrascht. Es war eine so bedeutende Liebe gewesen. Bestand für sie beide

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