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Du bist in meiner Hand

Du bist in meiner Hand

Titel: Du bist in meiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corban Addison
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Wasser zu trinken. Dann griff er nach der ersten Kugel und tunkte sie in das Kokosöl.
    »Du wirst sie alle schlucken.« Er deutete auf die Kügelchen. »Keine Sorge, dein Magen ist groß genug.«
    Die Vorstellung, die Drogen in ihrem Körper zu haben, ließ Sita schaudern. Sie rang nach Luft. »Ist das Khas-Khas? « Sie musste an die Mohnfelder in Afghanistan denken.
    »Nein, kein Opium«, entgegnete er. »Heroin. Das beste in ganz Indien.«
    Sitas Hände begannen zu zittern. »Was, wenn sie in meinem Magen platzen?«
    Navin antwortete mit brutaler Ehrlichkeit. »Wenn ein Kondom platzt, könntest du an einer Überdosis sterben. Um das zu vermeiden, musst du dich möglichst stillhalten und darfst nichts essen oder trinken, bis wir unser Ziel erreicht haben. Bewege dich auf keinen Fall ruckartig und spanne deinen Bauch nicht an. Wenn du dich genau an meine Anweisungen hältst, wird dir nichts passieren.«
    Sita bekam vor Angst kaum Luft. Während sie auf die mit Heroin gefüllten, ordentlich aufgereihten Kondome starrte, musste sie an Ahalya denken, die irgendwo in der Stadt in Suchirs Bordell eingesperrt war. In dem Moment traf Sita ihre Entscheidung. Sie wollte diesen Albtraum überleben. Ahalya würde auf sie warten. Selbst wenn es Jahre dauern sollte, würde Sita sie wiederfinden.
    Navin reichte ihr das erste Kügelchen, und sie schluckte es mühsam hinunter. Es tat ihr im Hals weh, doch sie unterdrückte den Würgereiz. Sie schluckte ein Kondom nach dem anderen, bis auch das letzte verschwunden war. Ihr Magen fühlte sich an wie aus Blei – als hätte sie bei einem Festmahl geschlemmt und gegen jede Vernunft mehrmals nachgefasst.
    Die Wanduhr zeigte elf. Navin tätigte mit dem Handy einen kurzen Anruf und griff dann nach Sitas Hand.
    »Zeit aufzubrechen«, sagte er. »Alles Weitere erkläre ich dir unterwegs.«
    Navins Fahrer erwartete sie in der Garage. Sita ging langsam, weil sie spürte, wie sich die Päckchen in ihrem Magen bei jedem Schritt bewegten. Sie versuchte, nicht daran zu denken, was passieren würde, wenn eines der Kondome platzte. Mit einem stummen Stoßgebet an Lakshmi stieg sie in den Geländewagen.
    Auf der Fahrt zum Flughafen wandte sich Navin zu ihr um. »Bis jetzt hast du dich wacker geschlagen«, lobte er sie. »Ich bin sehr zufrieden mit dir. Der nächste Schritt ist der schwierigste. Um zwei Uhr geht unser Flug nach Paris. Und dabei gilt es vier Hindernisse zu überwinden: das Einchecken, die Sicherheitskontrollen, das Personal im Flugzeug und den französischen Zoll. Das Einchecken und die Sicherheitskontrollen sind ein Kinderspiel, da die Röntgengeräte nur unser Gepäck durchleuchten. Die Stewardessen lassen dich in Ruhe, solange sie glauben, dass du schläfst. Der französische Zoll allerdings könnte ein Problem werden.«
    Navin zog eine Mappe mit Dokumenten heraus. Er zeigte Sita eine gefälschte Heiratsurkunde und Pässe. »Du bist Sundari Rai. Du bist achtzehn Jahre alt. Wir haben hier in Bombay geheiratet. Ich bin in der Versicherungsbranche. Wir fliegen nach Paris, um dort unsere Flitterwochen zu verbringen. Der Rest deines Lebens bleibt, wie er war. Fragen nach deiner Familie beantwortest du wahrheitsgetreu. Falls sich jemand dazu äußert, wie langsam du dich bewegst, dann behaupte, du seist schwanger. Entscheidend ist, immer daran zu denken, dass diese Leute keinen Grund haben, uns zu verdächtigen. Unsere Dokumente sind erstklassige Fälschungen. Wir sehen nicht aus wie Kriminelle, also sind wir auch keine.«
    Sita starrte Navin an. Sie musste all diese Informationen erst einmal verarbeiten. Paris. Welten entfernt von Bombay und Tausende von Kilometern entfernt von Ahalya. Ihr Herz verkrampfte sich vor Angst. Wie würde es mit ihr weitergehen, wenn die Drogen ihren Körper wieder verlassen hatten? Sie überlegte, ob sie sich am Flughafen an einen Polizisten wenden sollte, verwarf den Gedanken aber sofort. Wer sollte ihre Geschichte glauben?
    Als der Fahrer am Flughafen hielt, erteilte Navin ihr letzte Anweisungen.
    »Denk daran, dass du erst wieder etwas trinken darfst, wenn ich es dir sage. Falls deine Magensäure angeregt wird, besteht die Gefahr, dass die Kondome reißen. Und komm ja nicht auf die Idee, dich an die Polizei zu wenden. Sonst behaupte ich den Behörden gegenüber, du seist meine Komplizin. Eines kannst du mir glauben: Die Gefängnisse von Bombay willst du ganz bestimmt nicht von innen sehen.«
    »Ich habe verstanden«, antwortete Sita lediglich.
    »Gut.

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