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Du bist in meiner Hand

Du bist in meiner Hand

Titel: Du bist in meiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corban Addison
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Dann lass uns gehen.«
    Obwohl es schon nach Mitternacht war, herrschte am Flughafen rege Betriebsamkeit. Navin reichte Sita eine schwarze Lederhandtasche und griff nach seinem eigenen Rollkoffer. Als sie sich kurz darauf am Schalter der Air France anstellten, warteten vor ihnen bereits ein Dutzend Leute, aber die Schlange wurde rasch kürzer. Am Schalter saß eine hübsche junge Inderin. Sie lächelte Sita an und checkte sie ein, ohne misstrauisch zu werden.
    Auch durch die Sicherheitskontrollen kamen sie ohne Probleme. Navin führte Sita zu ihrem Gate. Jenseits der Glasscheibe sah sie ein weißes Flugzeug mit der rot-weiß-blauen Aufschrift der Air France. Navin setzte sich und steckte die Nase in eine Zeitschrift. Sita hatte Schwierigkeiten, eine erträgliche Sitzposition zu finden, und stand zwischendrin immer wieder auf.
    Als ihr Flug aufgerufen wurde, folgte sie Navin durch den Gang zur Maschine. Ihre Plätze befanden sich in der letzten Reihe. Navin überließ Sita den Fensterplatz und bat eine Stewardess um ein Kissen und eine Decke. Seine Frau sei schwanger, erklärte er, und schrecklich müde.
    Dankbar nahm Sita Kissen und Decke entgegen. Navin hatte zumindest teilweise die Wahrheit gesagt. Sie war wirklich furchtbar müde. Es war schließlich schon halb ein Uhr nachts. Nachdem sie ihr Kissen neben der Fensterjalousie zurechtgerückt hatte, lehnte sie den Kopf dagegen und schloss die Augen.
    Sie öffnete sie nur noch einmal ganz kurz, als sich das Flugzeug über dem Strand von Juhu und dem schwarzen Arabischen Meer in die Lüfte erhob. Von Navin wusste sie, dass der Flug nach Paris gut neun Stunden dauerte. Sie hatte vor, ihn komplett zu verschlafen.

11
    O du Herr des Lebens, sende meinen Wurzeln Regen.
    GERARD MANLEY HOPKINS
    Mumbai – Indien
    Als Anita in den Raum zurückkehrte, blickte Ahalya nur kurz hoch. Zusammen mit den anderen Beshyas aus Suchirs Bordell befand sie sich inzwischen auf dem Polizeirevier von Nagpada. Ein Polizist hielt in dem Raum Wache. Die CASE -Mitarbeiterin setzte sich neben Ahalya und griff nach ihrer Hand, doch das Mädchen reagierte nicht auf die Berührung, sondern starrte weiter zu Boden. Noch immer hallten Sumeeras Worte in ihr nach: Sie ist weg … So ist das nun mal in Golpitha.
    Als Anita ihr sagte, sie dürfte sich gerne an sie lehnen, ließ sie den Kopf auf ihre Schulter sinken, konnte aber nicht einschla fen. Irgendwann tauchte ein weiterer Polizist auf und führte Ahalya ins Büro von Inspektor Khan. Anita begleitete sie. Das laute, hektische Treiben auf dem Revier nahm Ahalya nur verschwommen wahr. Aus dem Augenwinkel registrierte sie Prasad. Obwohl sie spürte, dass er sie anstarrte, ignorierte sie ihn einfach.
    Khan forderte sie auf, gegenüber seinem Schreibtisch Platz zu nehmen, und begann ihr Fragen zu stellen. Ahalya versuchte sich auf die Worte des Inspektors zu konzentrieren, gab aber trotzdem ziemlich wirre Antworten. Einmal musste sich der Inspektor sogar wiederholen. Er wurde allmählich ungeduldig. Schließlich mischte sich Anita ein, indem sie erneut nach der Hand ihres Schützlings griff. Dieses Mal half die körperliche Berührung Ahalya, sich wieder zu fangen.
    Sie schüttelte benommen den Kopf. »Bitte entschuldigen Sie. Wie war noch mal die Frage?«
    Die Befragung dauerte dreißig Minuten. Khan wollte alles ganz genau wissen und riss bei seinem mühsamen Versuch, die Geschichte ihres Missbrauchs zusammenzustückeln, kaum verheilte Wunden wieder auf. Nachdem er ihre Aussage fertig aufgenommen hatte, ging er mit ihr noch einmal Zeile für Zeile durch, um sicherzustellen, dass jedes Detail stimmte. Schließlich setzte er seinen Namen darunter und schickte nach der weiblichen Pancha .
    Ahalya folgte Anita hinaus in den Raum vor Khans Büro, wo sie erneut nebeneinander Platz nahmen. Auf der anderen Seite des Raumes saß Suchir. Er trug Handschellen und wurde von einem gelangweilt wirkenden Halvadar bewacht. Bei Suchirs Anblick musste Ahalya plötzlich wieder an den Morgen denken, an dem er sie und ihre Schwester für sechzigtausend Rupien von Amar gekauft hatte. Während sie ihn nun quer durch den Raum betrachtete, schwor sie sich etwas: Sie würde dafür sorgen, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wurde. Selbst, wenn es Jahre dauern und sie ihre letzte Kraft kosten sollte, würde sie nicht ruhen, bis er hinter Gittern saß. Sie würde es für Sita tun, und auch für sich selbst.
    Der Rest der Nacht verging ohne besondere Vorkommnisse. Ahalya döste

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