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Du bist mein Stern

Du bist mein Stern

Titel: Du bist mein Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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auf und starrt mit leerem Blick zu mir hoch. Dann schließt er sie wieder.
    »Johnny, wach auf!«, dränge ich ihn und klopfe ihm noch mal auf die Wangen. Seine Augen öffnen sich flackernd, und er greift sich an den Kopf. »Au!«, jammert er.
    Ich muss dieses Mädchen aus dem Zimmer kriegen, und zwar schnell. Das Letzte, was wir gebrauchen können, ist, dass sie ihre Geschichte an die Boulevardpresse verkauft. Ich will nicht, dass sie noch mehr mitbekommt als ohnehin schon. Ich stehe auf und hole meine Handtasche, die noch neben der Tür steht. Dann eile ich zur Chaiselongue zurück und ziehe 200  Euro aus meiner Geldbörse.
    »Hier«, sage ich und reiche ihr das Geld, »fürs Taxi. Du musst jetzt gehen.«
    »Ich will dein Geld nicht!«, ruft sie empört.
    »Du musst jetzt gehen«, wiederhole ich auf Französisch und fächere die 50 -Euro-Scheine auf.
    Schmollend steht sie auf. »Ich will sie nicht!«, wiederholt sie mit Blick auf die vier Scheine in meiner Hand.
    Ich hebe einen Mantel auf, von dem ich annehme, dass er ihr gehört, und reiche ihn ihr. Sie nimmt ihn, zieht ihre schwarzen High Heels unter dem Couchtisch hervor und streift sie über. Johnny stöhnt schon wieder und versucht, sich aufzusetzen.
    Das Mädchen wirft ihm einen Blick zu. »Ich hoffe, es geht ihm gut.«
    »Der wird schon wieder«, versichere ich ihr schnell und führe sie aus dem Zimmer.
    Als ich zur Chaiselongue zurückkomme, liegt Johnny flach auf dem Rücken und ist wieder eingeschlafen.

Kapitel 21
    »Ich mache mir Sorgen um ihn«, sage ich neun Tage später zu Christian. Wir befinden uns in der Lobby des Hotels, in dem wir während des Konzerts im Wembley-Stadion untergebracht sind. Christian würde Johnny gerne sehen, aber Johnny hat mir aufgetragen, unter keinen Umständen irgendjemanden in sein Zimmer zu lassen. Es ist sechs Uhr abends, und er liegt immer noch im Bett. Sein Verhalten erinnert mich daran, wie er am Anfang der Tour war, nur dass ich weiß, dass es jetzt nicht nur mit Depressionen, sondern auch mit Drogen zu tun hat.
    Um Johnny vom Fußboden hochzukriegen, musste ich mir gestern Hilfe von Bill holen, und sogar der wirkte bestürzt bei Johnnys Anblick.
    »Meinst du, er schafft das Konzert heute Abend?«, fragt Christian.
    »Ich hoffe es«, gebe ich zurück.
    Egal, wie man es dreht und wendet, es geht Johnny alles andere als gut, doch Bill besteht darauf, weiterzumachen wie bisher. Auf dem Weg zum Stadion päppelt er ihn mit Whisky auf und versucht ihn durch seinen Enthusiasmus in Stimmung zu bringen.
    »Der erste Gig im neuen Wembley-Stadion! Das wird ganz was anderes als beim letzten Mal, was? Meinst du nicht auch?«
    Johnny antwortet nicht. Wir sitzen auf einer Bank hinten im Tourbus, abseits vom Rest der Band, die sich vorne warmtrinkt. Johnny starrt aus dem Fenster.
    Bislang haben wir auf dieser Tournee immer eine Kombination aus Privatjet und Bus genutzt. Zu meiner Verblüffung stellt sich der Bus meistens als bequemer heraus, obwohl der Jet ein Erlebnis war, das ich garantiert so bald nicht vergessen werde. Ach, könnten doch alle Flugreisen so sein: Erstklassige Mahlzeiten, Champagner ohne Ende, und weit und breit keine Schlangen, wo man anstehen muss.
    »Hier, Alter, trink noch einen Whisky.« Bill bemüht sich, fröhlich zu klingen.
    Johnny lässt nicht erkennen, dass er ihn überhaupt gehört hat.
    »Komm schon, Johnny-Boy!« Bill nimmt einen Schluck aus der Flasche. »Mmmh! Verdammt gut, der Whisky. Probier mal!«
    »Bill, ich glaube, Johnny möchte keinen Whisky«, stelle ich fest.
    »Halt du dich raus! Ich weiß, was gut für ihn ist!«, blafft Bill mich an.
    »Red nicht in diesem Ton mit ihr«, sagt Christian mit Nachdruck.
    »Ach, scheiß doch auf euch alle!« Bill steht auf und verzieht sich zur Party vorn im Bus.
    »Alles in Ordnung?«, fragt Christian seinen Freund.
    Johnny seufzt. »Ja.«
    »Sieht aber ganz nach dem Gegenteil aus, Alter«, sagt Christian mit einem Seitenblick zu mir.
    Johnny seufzt noch mal, dreht sich zu uns und schaut uns über den Holztisch hinweg an. »Und was kann man dagegen machen?« Er greift nach der Whiskyflasche, die Bill stehen gelassen hat.
    »Johnny, glaubst du wirklich, dass das gut für dich ist?«, frage ich vorsichtig.
    Er lacht und nimmt einen Schluck. »Bist du meine Mutter, oder was? Ach nee, stimmt ja«, fügt er sarkastisch hinzu, »
die
ist ja tot.«
    Ich schnappe nach Luft.
    »Du musst nur noch den Auftritt heute Abend durchhalten, dann bist du wieder in L.A.

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