Du bist mein Stern
Thema. »Ganz schön still hier, findest du nicht?«
»Das stimmt.«
»Du hast nicht viel Gitarre gespielt, seitdem wir hier sind.«
»Ich hab gar nicht gespielt«, berichtigt er.
»Wieso nicht?«
Er zuckt die Achseln. »Hab mich nicht danach gefühlt.«
»Ich will nicht nach L.A. zurück«, höre ich mich plötzlich sagen, und ich sinke auf meinem Stuhl zurück.
Er spiegelt meine Körperhaltung, lehnt sich ebenfalls zurück und sieht mich ernst an.
Ich erwarte, dass er irgendwas sagt, einen Witz macht, aber er schweigt. Unsere Blicke begegnen sich für eine Weile, aber keiner spricht. Schließlich steht er auf.
»Ich gehe raus, eine rauchen.« Er greift in seine Hosentasche. Dann zieht er seine Jacke an und geht durch die Haustür nach draußen.
Ich stehe auch auf. Mir ist schlecht und ich bin nervös, aber ich verstehe nicht ganz, weshalb. Am Kamin reiße ich aus den Zeitschriften, die wir schon gelesen haben, Seiten raus, knülle sie zusammen und lege ein paar Holzscheite darauf.
Nur einen Moment später ist Johnny wieder zurück. Er kommt zu mir an den Kamin und legt ein Holzscheit und Anzündholz nach. Dann holt er sein Feuerzeug aus der Tasche und hält die Flamme an das unterste Stück Papier.
»Hast du Lust auf einen Kaffee?«, frage ich.
»Ja, gern.«
Als ich zurückkomme, starrt er, ans Sofa gelehnt, ins Feuer. Ich reiche ihm seinen Becher. Er nimmt ihn, ohne etwas zu sagen, und stellt ihn neben sich auf den Fußboden. Ich setze mich zu ihm und schaue ebenfalls in die Flammen.
Er lehnt seinen Kopf ans Sofa und sieht mich an. Unsere Blicke treffen sich, und Schmetterlinge flattern in meinen Bauch und umschwirren den Schmerz. Er starrt auf meine Lippen, streckt den Arm aus und streichelt mein Gesicht. Dann sieht er mich an und küsst mich, lange und langsam.
Als er mich loslässt, fühle ich mich wie berauscht. Er lehnt seinen Kopf wieder ans Sofa und sieht mich an.
Ich stehe unter Schock. Ist das wirklich gerade passiert?
»Ich will dich«, sagt er.
Ich antworte nicht. Ich weiß, dass ich das nicht tun sollte. Ich weiß, dass es falsch wäre, dass ich es später bereuen würde. Ich weiß auch, dass ich meinen Job wahrscheinlich los wäre. Ich bin nur eine von vielen.
Ich weiß das alles, aber ich kann nicht – will nicht – widerstehen. Ich beuge mich zu ihm hin, und er nimmt mein Gesicht in seine Hände. Er zieht mich an sich und küsst mich, erst vorsichtig, dann leidenschaftlicher. Er umfasst meine Hüften, zieht mich auf sich und verschlingt mich mit seinen Lippen. Mir ist so schwindlig, dass ich fast ohnmächtig werde. Er knöpft meine Bluse auf, öffnet meinen BH , und zieht anschließend in einer Bewegung sein Sweatshirt und sein T-Shirt gleichzeitig über den Kopf. Ich lege meine Hände auf seine Brust und greife dann nach unten, um seine Jeans aufzuknöpfen. Er küsst mich fester, stürmischer.
Er greift in seine Gesäßtasche und zieht ein Kondom heraus. Wieder muss ich an die vielen anderen Frauen denken, die vorher an meiner Stelle gewesen sind, aber es ist mir egal. Ich will ihn nur in mir spüren, körperlich, denn emotional tue ich das schon längst.
Wir lieben uns gleich dort, vor dem Kaminfeuer. Anschließend liege ich in seinen Armen und lasse meine Finger über seinen Nabel gleiten. Mein Auge bleibt an dem tätowierten Schriftzug in Höhe des Hosenbunds hängen, und ich beuge mich vor, um ihn zu lesen.
I hurt myself today, to see if I still feel …
Ich hab mich selbst verletzt, um zu sehen, ob ich noch was spüre …
Ich blicke zu ihm hoch.
Er stützt sich auf seine Ellbogen. »Eine Textzeile von Johnny Cash.«
»Hast du das machen lassen, nachdem sich deine Band aufgelöst hat?«
»Ja, ungefähr sechs Monate danach.«
»War das dein Tiefpunkt?«
Er nickt.
»Aber jetzt würdest du dich doch nicht mehr selbst verletzen, oder, Johnny?« Bei dem Gedanken, ihm könnte jemals etwas zustoßen, steigt Angst in mir auf.
»Nein.« Er schüttelt den Kopf, greift nach seinem Hemd und zieht es über. Mit einem Mal werde ich unendlich traurig.
Er steht auf, zieht seine Jeans an und hebt dann seine Boxershorts auf. Er stopft sie beiläufig in seine Gesäßtasche. Die Schuhe lässt er vor dem Feuer stehen.
»Ich bin total kaputt«, erklärt er. »Ich geh ins Bett.«
»Okay.« Ich versuche, nicht so mitgenommen zu klingen, wie ich mich fühle.
Ich will, dass er mich in sein Bett einlädt, aber ich weiß, dass das nicht passieren wird.
In dieser Nacht kann
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