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Du bist mein Stern

Du bist mein Stern

Titel: Du bist mein Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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Stunde später ins Büro komme, sitzt er bereits da und tippt auf der Tastatur. Er lächelt und sagt Hallo, wirkt aber abwesend.
    Ich logge mich bei Facebook ein. Ein paar Verrückte haben »Ich liebe Johnny« auf seine Pinnwand geschrieben. Gähn.
    Die beiden riesigen Fanpostsäcke liegen jetzt schon seit Tagen drohend neben meinem Schreibtisch. Ich weiß, dass ich mich um die aktuelle Post kümmern sollte statt um diesen Online-Unsinn, aber er macht eben einfach süchtig. Ich schließe widerwillig das Fenster auf meinem Bildschirm und nehme eine Handvoll Fanpost aus einem der Säcke. Der erste Umschlag, den ich öffne, ist schneeweiß und mit einer schwarzen, spinnenartigen Handschrift beschrieben.
    Sehr geehrter MrJefferson,
ich bin Ihr größter Fan.
    Ja, ja, alles schon mal gehört.
    Seit meinem zwanzigsten Lebensjahr höre ich Ihre Songs im Radio. Inzwischen bin ich, ebenso wie Sie, dreißig geworden. Ich bin sicher, dass Sie noch viele weitere Platten verkaufen werden. Aber leider werde ich nicht mehr da sein, um sie mir anzuhören. Ich sterbe an Krebs.
    Oh.
    Und das Einzige, was mich auf meinem Totenbett wirklich glücklich machen würde, wäre, Sie persönlich kennenzulernen und Ihnen die Hand zu schütteln …
    Ich hole laut Luft.
    »Alles in Ordnung?« Christian späht über den Rand seines Bildschirms hinweg zu mir herüber.
    »Was? O ja, ich lese bloß gerade einen schrecklichen Brief von einem Fan. Er stirbt an Krebs und würde Johnny gern kennenlernen.«
    Zu meinem Erstaunen verdreht Christian die Augen.
    »Was ist? Glaubst du, er lügt?«, frage ich.
    »Nein. Ich meine, wahrscheinlich ist er wirklich krank. Aber weißt du, wie viele solcher Briefe Johnny bekommt?«
    Ich schüttle den Kopf.
    »Hunderte.
Tausende
. Er kann sich nicht mit jedem treffen.«
    »Auch wieder wahr«, gebe ich zu. »Und was mache ich jetzt? Zeige ich ihm diesen hier?«
    »Würde ich nicht tun«, antwortet Christian. »Ich würde ihn zur Seite legen und erst mal abwarten, wie viele von dieser Art noch dabei sind. Dann kannst du immer noch entscheiden, wie du damit umgehst. Es wird sicher einige geben, die du ihm zeigen solltest, aber du kannst ihm nicht alles zeigen. Das würde ihn garantiert nerven.«
    Christian hat recht. Wie herzlos es auch klingt. Ich öffne den nächsten Umschlag, während Christian sich wieder seiner Tastatur zuwendet.
    Im weiteren Verlauf des Morgens bringt Rosa uns Tassen mit Kaffee und frisch gebackene Erdnussbutterplätzchen, aber von Johnny immer noch kein Zeichen.
    »Ist er letzte Nacht überhaupt nach Hause gekommen?«, frage ich schließlich.
    »Glaub schon«, erwidert Christian, bevor er schließlich seiner eigenen Neugier und meiner Sorge nachgibt. Er schiebt seinen Stuhl zurück und steht auf. »Ich geh mal nach ihm sehen.«
    Ein paar Minuten später ist er wieder da. »Er kommt gleich runter.« Zehn Minuten darauf wankt Johnny verschlafen und ohne Hemd ins Büro und lässt sich in den Eames-Sessel fallen. Er trägt eine dunkle Sonnenbrille.
    »Hast du dich gut amüsiert heut Nacht?«, frage ich fröhlich und gebe mir große Mühe, ihm ins Gesicht und nicht auf die Brust zu sehen. Was nicht so leicht ist.
    »Ich erinnere mich an so gut wie gar nichts mehr, also muss sie ziemlich gut gewesen sein. Du bist ja so ein Weichei«, sagt er zu Christian.
    »Ach, halt die Klappe«, erwidert sein Freund und tippt weiter.
    »Kannst du mal eine Minute damit aufhören?«, fragt Johnny.
    »Warum?«, fragt Christian zurück.
    »Ich möchte mit dir reden.«
    Christians Getippe wird langsamer und hört schließlich ganz auf. »Worüber?«, fragt er ein wenig gereizt.
    »Was ist eigentlich dein Problem?«, fragt Johnny.
    »Was meinst du damit, was mein Problem ist?«, giftet Christian ihn an.
    »Entspann dich, Alter.« Johnny grinst. »Ist er den ganzen Morgen schon so drauf?«, fragt er mich.
    »Ähm … «, sage ich zögernd. »Ich glaube, er war nur gerade auf was anderes konzentriert.«
    »Ach, Scheißkonzentration.« Johnny lacht.
    Christian fängt wieder an zu tippen.
    »Egal, was soll’s«, sagt Johnny, erhebt sich und schlendert zur Tür. Ich folge ihm.
    »Johnny, können wir uns zusammensetzen und über diese Foto- und Interviewanfragen reden?«
    »Ja, ja. Gleich, sagt der Scheich«, erwidert er und geht in die Küche. Rosa begrüßt ihn wie üblich stürmisch, greift mit ihren molligen Händen beherzt nach seinen Oberarmen und macht laut »Grrr«. Ihm scheint das zu gefallen.
    »Was hast du denn heute

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