Du bist mein Stern
Gesellschaft gewöhnt. Der Gedanke, dass er abreist, gefällt mir nicht.
»Das war aber eine kurze Reise.« Es gelingt mir nicht, meine Enttäuschung zu verbergen.
»Kurz und intensiv«, erwidert er.
»Hast du denn genug Material für dein Buch zusammenbekommen?«, frage ich.
»Genug, um schon mal einen soliden Anfang hinzukriegen, ja.«
»Und jetzt fährt er zurück zu seiner Freundin«, fügt Johnny in einer Art Singsang hinzu.
»Und zu meinem Job«, beeilt sich Christian zu erklären.
Ich würde das mit der Freundin gern genauer wissen, stelle stattdessen aber eine Frage zu seinem Job. »Ich dachte, das hier wäre dein Job? Das Buch zu schreiben?«
»Nein, das mache ich nur nebenbei«, erwidert er und lacht über Johnny, der ein beleidigtes Gesicht zieht. Dann wendet er sich wieder mir zu. »Ich bin Journalist. Musikjournalist. Ich arbeite zwar inzwischen freiberuflich, aber ich hab trotzdem noch Deadlines, die ich einhalten muss.«
»Wie geht’s Clare denn?«, unterbricht uns Johnny.
»Gut«, antwortet Christian eine Spur zu abrupt.
»Grüß sie von mir«, fügt Johnny hinzu.
Statt einer Antwort gähnt Christian laut. »Mann, dieser verdammte Jetlag«, sagt er. »Wie geht’s dir, Meg?«
»Eigentlich ganz gut«, antworte ich.
»Hey, Lola!« Johnny wird plötzlich durch eine junge Frau, die draußen vorbeiläuft, abgelenkt. Sie dreht sich um und steckt ihren Kopf in unsere Kugel.
»Hallo, Johnny«, sagt sie schleppend mit einem amerikanischen Akzent. »Lange nicht gesehen.«
Lolas dunkle Haare sind zu einem hohen Pferdeschwanz zusammengebunden, und ihr Pony ist zurückgekämmt und festgesteckt. Sie sieht absolut umwerfend aus.
Johnny klopft neben sich auf die Matratze und bittet sie, reinzukommen, aber sie zögert.
»Komm schon«, drängt er. »Komm rein, dann kannst du meinen besten Freund kennenlernen. Christian. Ich kenne ihn schon, seit ich auf der Welt bin. Er fliegt morgen zurück nach England. Und das ist meine neue Assistentin, Meg«, fügt er fast beiläufig hinzu. » TJ und Lee kennst du ja.«
Sie lässt ihren Blick über uns gleiten, und ihre dunkelroten Lippen verziehen sich zu einem Lächeln.
»Komm schon«, drängt Johnny wieder.
Warum ist er so scharf darauf, dass sie sich zu uns gesellt?, denke ich gereizt. Wir hatten doch so viel Spaß, als wir nur zu dritt waren. Na ja, okay, zu fünft, aber TJ und Lee haben kaum ein Wort gesagt, seit ich zurück bin, die zählen also nicht. Sind die eigentlich bekifft?
Ist jetzt auch egal, Lola scheint nämlich überredet zu sein.
Johnny kniet sich hin, sieht dabei eine Million Mal cooler aus als Christian und ich, als wir das vorhin probiert haben, und bewegt sich auf die Öffnung zu, während Lola ihre Schuhe auszieht. Johnny reicht ihr eine Hand und hilft ihr behutsam beim Einsteigen. Sie lacht nicht, wie wir es getan haben, und sie sieht dabei auch nicht so unbeholfen aus.
Ich fühle mich von ihr eingeschüchtert.
»Komm und leg dich zu mir in die Mitte«, sagt Johnny.
»Nein, ich will mit dem Rücken zur Wand sitzen«, entgegnet sie, während sie – ziemlich sexy, verdammt nochmal – an die Seite krabbelt und sich dann mit dem Gesicht zu uns hinsetzt. Johnny folgt ihr und lässt sich neben ihr nieder.
»Wie gefällt es dir denn in L.A.?«, wendet Lola sich an Christian. »Warst du schon mal hier?«
»Ja, schon sehr oft«, erwidert er.
»Ich werd dich wohl nie los, was, Alter?«, scherzt Johnny.
Lola lacht nicht. »Arbeitest du schon lange für Johnny?«, fragt sie mich.
»Erst seit anderthalb Wochen«, erwidere ich.
»Dann viel Glück«, gibt sie trocken zurück.
»He!« Johnny gibt ihr einen Klaps auf den Oberschenkel. »Genug damit. Warst du beim Gig?«
»Nein. Wir hatten Probe mit der Band.«
Er kneift scherzhaft seine Augen zusammen, aber ich sehe, dass er enttäuscht ist. »Lola ist die Leadsängerin von Spooky Girl«, erklärt er Christian und mir.
»Ah!« Christian nickt beeindruckt. »Dachte ich mir doch, dass ich dich irgendwoher kenne. Ich hab schon einiges von euch gehört. Echt cool.«
»Danke«, erwidert sie. »Du solltest mal zu einem unserer Auftritte kommen, wenn du das nächste Mal da bist.«
»Total gern«, sagt er.
»Und du auch«, sagt sie zu mir. »Wann immer du willst.«
»Oh, super!«, erwidere ich überaus begeistert. Klang das so gekünstelt, wie es sich anfühlte?
Johnny lacht. »Meg, du bist echt unglaublich«, sagt er und schüttelt den Kopf. »Du würdest einen Song von Spooky Girl
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