Du bist mein Stern
mich zu lachen. »Die Wette gilt.«
Und tatsächlich. Als der Song zu Ende ist, sehe ich, wie Johnny dem Roadie zunickt, der die Mädchen ausmacht und dann einen schmächtig aussehenden Typen in schwarzen Klamotten mit Headset zu sich winkt.
»Siehst du! Siehst du!« Christian knufft mich in die Seite.
Ein paar Sekunden später bahnt der Schwarzgekleidete sich einen Weg durch die Lücke zwischen der Bühne und der Menge und drückt den Mädchen diskret die Karten in die Hand. Sie lächeln Johnny schüchtern an und meine Augen fliegen zurück zu ihm, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen wie er ihnen zuzwinkert.
Ich versuche mir zu sagen, dass es das ist, was ich brauche. Ich weiß, dass Johnny Groupies vögelt. Und er hat heute Abend wahrscheinlich auch irgendwelche Drogen eingeworfen.
Er bringt nur Kummer, großen Kummer sogar.
Und warum muss er dann so sexy sein?
»Hab ich’s doch gesagt!« Christian stößt mir jovial seinen Ellbogen in die Rippen. »Du schuldest mir eine Tüte Jelly Belly Beans, Mädchen!«
»Ja.« Ich zwinge mich erneut zu einem Lächeln und sehe dem Rest des Sets mit bedeutend weniger Begeisterung als noch am Anfang zu.
Die Aftershow-Party wird im Standard Downtown gefeiert, einem Hotel mit einer Dachterrassen-Bar in Downtown L.A. Johnny fährt zusammen mit der Band im Tourbus hin, also kommen Christian, Bill und ich allein in der Limo dort an. Bill entschuldigt sich sofort, geht weg, um sich mit einem mageren Typen, der total manisch eine Zigarette raucht, zu unterhalten. Christian und ich nehmen uns jeweils ein Bier vom Tablett einer vorbeikommenden Kellnerin, die eine sexy rotweiße Uniform mit kurzen Shorts trägt und aussieht, als müsse sie eigentlich auf Rollerblades unterwegs sein.
Wir entfernen uns vom Fahrstuhl, der unaufhörlich neue Partygäste ausspuckt, gehen an der Bar vorbei und ein paar Stufen nach oben. Hier ist es ruhiger. Vor uns liegt ein langer, in der Dunkelheit hell erleuchteter Swimmingpool, und wir haben einen perfekten Blick auf die höchsten Gebäude der Stadt. Hier ist es nicht wie in New York, wo auf engstem Raum ein Wolkenkratzer neben dem anderen steht, aber es ist trotzdem ein beeindruckender Anblick. Wenn man bedenkt, dass L.A. immer von Erdbeben bedroht ist, ist es erstaunlich, dass sie hier überhaupt Wolkenkratzer haben. Neben dem Pool steht eine Reihe merkwürdig aussehender roter, großer Fiberglaskugeln, und als ein Paar eine davon freimacht, sehe ich, dass die Matratze, auf der sie gelegen haben, sich wellt. Ich sehe Christian begeistert an und zeige darauf.
»Wasserbetten!«
Er lacht und geht voraus. Wir ziehen unsere Schuhe aus, und er wartet, während ich durch eins der vier Einstiegslöcher auf die wogende Matratze klettere. Ich bin froh, dass ich eine Hose anhabe und keinen Rock, denn es gibt keine elegante Art und Weise auf dieses Teil zu gelangen. Ich fühle mich, als würde ich durch Treibsand krabbeln, und fange an zu kichern, bis ich schließlich aufgebe und mich auf meinen Rücken fallen lasse.
»Aus dem Weg, du albernes Ding!« Christian drückt gegen meine Hüfte, als er versucht, ebenfalls reinzuklettern. Er scheint die Kunst des Wasserbett-Besteigens auch nicht zu beherrschen, und schon bald bricht auch er in schallendes Gelächter aus. Ich bin froh, dass die Musik hier oben laut ist, denn ich glaube nicht, dass diese coolen Typen uns besonders lustig fänden.
»Oh, Mist, ich hab unsere Bierflaschen draußen stehen lassen«, lacht Christian und muss dann das ganze Theater noch mal durchstehen, das verdammte Ding wieder in Bewegung versetzen und auch wieder reinklettern. Diesmal muss ich sogar noch heftiger lachen und kann kaum die Hände ausstrecken, um die Bierflaschen anzunehmen, während er auf den Knien angerobbt kommt und dabei versucht, nichts zu verschütten.
»Jetzt nimm sie schon, du Miststück!«
Ich greife gerade noch rechtzeitig nach den Drinks, bevor er vor mir auf dem Bauch landet. Das Wasser unter uns hebt sich und senkt sich bei jeder unserer Bewegungen.
»Ich bin seekrank«, stöhnt Christian, das Gesicht in die weiße Matratze gedrückt.
»Ich glaube, betrunken kommt eher hin«, sage ich.
Er dreht sich auf den Rücken und versucht, sich nach hinten zu schieben.
»Was machst du denn jetzt, zum Teufel?«, frage ich.
»Ich versuche, mich aufzusetzen.«
Schließlich erreicht er den Rand und drückt sich einigermaßen ungeschickt an der roten Plastikwand hoch, die uns umgibt. Sie ist nach außen gewölbt,
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