Du bist nie allein
hin.
Julie sah sich um. »Was für ein Loch! Ich hab immer Angst, mir eine ansteckende Krankheit zu holen, wenn ich länger als eine Stunde hier bin.«
»Aber der Laden hat Charakter«, sagte Mike.
»Na klar, du großzügiger Gastgeber. Also, was ist so wichtig, dass du mich unbedingt hierher schleifen musstest?«
Mike legte beide Hände um seine Flasche. »Nun, eigentlich hat Henry es mir geraten…«
»Henry?«
»Ja.«
Mike hielt inne. »Er fand, ich hätte dir gestern etwas sagen sollen.«
»Was denn?«
»Etwas wegen Richard.«
»Was ist mit Richard?«
Mike setzte sich aufrechter hin. »Wegen neulich Nacht…«
»Und weiter?«
»Henry kam das irgendwie komisch vor. Dass er mitten in der Nacht zu dir gefahren ist, weißt du.«
Julie sah Mike zweifelnd an. »Deswegen hat Henry sich Sorgen gemacht?«
»Ja. Henry.«
»Mhm… aber du nicht.«
»Nein«, sagte Mike.
Julie trank einen Schluck Bier. »Das war auch nicht nötig. Schließlich hat Richard ja nicht ins Haus gespäht. Da wäre Singer nämlich durch die Scheibe gesprungen. Und er hat ja geschrieben, es sei ein Notfall, also musste er vielleicht gleich anschließend weg.«
»Na ja… da ist noch was. Letztens kam jemand vom Brückentrupp in die Werkstatt, und er hat etwas Komisches gesagt.«
»Was denn?«
Mike erzählte, was Jake Blansen gesagt hatte, und gab auch Henrys Bemerkungen etwas ausführlicher wieder. Als er fertig war, legte Julie Mike die Hand auf die Schulter und verzog langsam die Lippen zu einem Lächeln.
»Oh, das ist wirklich süß von Henry, sich solche Gedanken um mich zu machen.«
Mike brauchte eine Weile, um ihre Antwort zu verdauen.
»Moment mal – du bist nicht böse?«
»Natürlich nicht! Es tut gut, zu wissen, dass ich Freunde habe, die auf mich aufpassen.«
»Aber…«
»Was, aber?«
»Na ja… äh…«
Julie lachte und puffte Mike leicht in die Schulter. »Na los, gib’s zu – du warst auch besorgt. Es war nicht nur Henry, stimmt’s?«
Mike schluckte. »Nein.«
»Warum hast du das denn nicht gleich gesagt? Wieso schiebst du alles auf Henry?«
»Ich wollte nicht, dass du mir böse bist.«
»Warum sollte ich?«
»Weil… also, du gehst doch mit dem Typen aus.«
»Und?«
»Ich wollte nicht, dass du denkst… nun, ich war mir nicht sicher, ob du…«
Mikes Stimme verlor sich, er brachte es einfach nicht über die Lippen.
»Ich sollte nicht denken, dass du es nur sagst, damit ich mich nicht mehr mit ihm treffe?«, fragte Julie.
»Genau.«
Julie musterte Mike kurz. »Hast du wirklich so wenig Vertrauen in unsere Freundschaft?«
Mike erwiderte nichts.
»Du kennst mich besser als sonst jemand, und du bist mein bester Freund. Ich würde dir nie unterstellen, dass du etwas sagst, um mir wehzutun. Ich weiß, dass du zu so etwas gar nicht fähig bist. Warum bin ich wohl so gern mit dir zusammen? Weil du ein guter Kerl bist. Ein netter Kerl.«
Mike wandte sich ab. Ebenso gut hätte sie mich einen Eunuchen nennen können, dachte er.
»Nette Kerle kriegen als Letzte eine Frau ab. Scheint mir.«
Julie drehte sein Gesicht mit dem Finger wieder zu sich und sah ihm in die Augen. »Mag sein. Aber ich bin mir da nicht so sicher.«
»Und was ist mit Richard?«
»Was soll mit ihm sein?«
»Du warst in letzter Zeit viel mit ihm zusammen.«
Julie lehnte sich auf dem Barhocker zurück.
»Also, würde ich dich nicht besser kennen, würde ich behaupten, du klingst ein wenig eifersüchtig«, flachste sie.
Mike trank einen Schluck Bier und ging nicht darauf ein.
»Kein Grund zur Eifersucht. Wir haben uns ein paarmal getroffen. Na und? Ich habe ja nicht gleich vor, ihn zu heiraten.«
»Wirklich nicht?«
Julie schnaubte. »Machst du Witze?«
Sie schwieg, aber Mikes Miene veranlasste sie, weiterzusprechen. »Also war es kein Witz«, sagte sie. »Hör mal – hast du etwa geglaubt, ich sei verliebt in ihn?«
»Kann sein.«
»Oh«, sagte sie. »Nun, ich bin nicht verliebt. Ich weiß nicht einmal genau, ob ich mich noch mal mit ihm treffen würde. Und zwar nicht wegen der Dinge, die du mir eben erzählt hast. Das letzte Wochenende war toll, es war lustig, aber es hat einfach nicht gefunkt, verstehst du? Und am Montag war Richard dann so komisch, und da wurde mir plötzlich klar, dass er mich ziemlich kalt lässt.«
»Wirklich?«
Sie lächelte. »Wirklich.«
»Wow.«
Mehr fiel Mike nicht ein.
Tizzy stellte den Fernseher auf den Sportkanal um und fragte dann, ob sie noch etwas trinken wollten. Julie und Mike
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