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Du bist nie allein

Du bist nie allein

Titel: Du bist nie allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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berühren, und Julie griff zur Fernbedienung und zappte durch die Programme. Einen guten Film fanden sie zwar nicht, aber dafür eine alte Folge von
Hoppla Lucy,
bei der sie viel lachen mussten. Im Anschluss folgte die
Dick Van Dyke Show.
    Gerade als die Show vorbei war, stand Singer wieder an der Haustür und bellte. Julie gähnte gleichzeitig.
    »Dann will ich mal los«, sagte Mike und erhob sich vom Sofa. »Sieht aus, als wärst du müde.«
    Sie nickte. »Ich bringe dich zur Tür.«
    Als Mike die Haustür öffnete, drängte sich Singer an ihnen vorbei Richtung Wohnzimmer.
    Während Julie zusah, wie sich Mike in sein Sakko kämpfte, musste sie daran denken, dass er seit Jahren ihr Freund war und dies womöglich auf dem Spiel stand, wenn sie sich jetzt vorwagte. Ist es das Risiko wert?, fragte sie sich. Sie war sich nicht sicher.
    Und wenn es am Ende so wäre, als würde sie einen Bruder küssen?
    Auch das wusste sie nicht.
    Aber wie ein Spieler an einem Münzautomaten, der von der nächsten Runde den großen Wurf erhofft, handelte sie, bevor sie den Mut verlor. Sie ergriff Mikes Hand und zog ihn an sich, bis sie seinen Körper an ihrem spürte. Dann sah sie zu ihm hoch. Mike begriff, was geschah, obwohl er es kaum glauben konnte. Er neigte den Kopf und schloss die Augen, während ihre Gesichter sich einander näherten.
    Motten tanzten um die Verandalampe, prallten dagegen, als wollten sie das Glas durchbrechen. Aus den Bäumen in der Nähe rief eine Eule.
    Mike aber bekam nichts davon mit. Versunken in die hauchzarte Berührung, wusste er nur eines mit Sicherheit: In dem Augenblick, als sich ihre Lippen trafen, knisterte so etwas wie Elektrizität. Es war ein Gefühl, das, wie er glaubte, niemals enden würde.
    Das war schön, dachte Julie. Und
kein bisschen
so, als würde sie einen Bruder küssen.
    Sie lauschte darauf, wie Mike den Motor startete und davonfuhr, lächelte und wollte gerade die Lampe ausmachen, als ihr Blick auf Singer fiel.
    Er starrte sie an, den Kopf schräg gelegt, die Ohren aufgestellt, wie um zu fragen:
Hab ich gerade recht gesehen?
    »Na und?«, fragte sie. »Wir haben uns geküsst.«
    Während sie die Gläser vom Tisch räumte, spürte sie immer noch Singers Blick auf sich. Sie kam sich vor wie ein von den Eltern ertappter Teenager.
    »Du hast doch schon mal gesehen, wie ich jemanden küsse, also stell dich nicht so an«, fuhr sie fort.
    Singer wandte den Blick nicht ab.
    »Ist nichts dabei«, sagte Julie und ging in die Küche. Sie räumte die Gläser in die Spülmaschine und schaltete das Licht über der Spüle an. Als sie sich umdrehte, sah sie einen Schatten vor sich und machte einen Satz zurück, bevor sie erkannte, wer es war.
    Singer war in die Küche getrottet. Er saß neben der Anrichte und sah Julie unverwandt an. Sie legte die Hände an die Hüften.
    »Könntest du aufhören, mich so anzustarren? Und lauf mir nicht überall hin nach! Du hast mich erschreckt.«
    Worauf Singer endlich den Blick abwandte.
    Schon besser, dachte sie. Sie nahm einen Spüllappen, hielt ihn unter den Wasserhahn und begann, die Anrichte abzuwischen, entschied dann aber, die Küche am nächsten Tag in Ordnung zu bringen. Sie warf den Lappen in die Spüle und ging hinüber ins Schlafzimmer. Dabei gingen ihr abermals einzelne Szenen des Abends durch den Kopf. Sie errötete leicht.
    Insgesamt gesehen, entschied sie, konnte Mike sehr gut küssen.
    Sie war so in Gedanken, dass sie das Licht der Scheinwerfer nicht wahrnahm, mit dem ein Auto ihre menschenleere Straße entlangrollte. Es wurde etwas langsamer, als es an ihrem Haus vorüberkam.
    »Bist du wach?«, fragte Julie am folgenden Morgen in den Hörer.
    Mike kämpfte mit der Decke und richtete sich im Bett auf. »Jetzt schon.«
    »Nun komm schon! Du weißt doch: ›Nutze den Tag‹«, sagte sie.
    Mike rieb sich die Augen. Julie hörte sich an, als wäre sie schon seit Stunden auf. »Wovon redest du?«
    »Vom Wochenende. Was hast du vor?«
    »Nichts, wieso?«
    »Dann steh auf und zieh dich an. Ich dachte, wir fahren zusammen zum Strand. Das Wetter soll toll werden. Wir könnten Singer mitnehmen und ihn ein bisschen laufen lassen. Bist du einverstanden?«
    Sie verbrachten den Tag am Meer, gingen barfuß im weißen Sand spazieren, warfen die Frisbeescheibe für Singer, legten sich auf ihre Badetücher und sahen auf die gischtschäumenden Wellen. Mittags teilten sie sich eine Pizza, blieben, bis der Himmel sich bei Sonnenuntergang lila verfärbte, und aßen dann

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