Du bist nie allein
zusammen zu Abend. Danach gingen sie ins Kino. Mike überließ Julie die Wahl des Films und nahm es klaglos hin, dass sie sich für einen Liebesfilm entschied. Und als Julie nach der Hälfte Tränen in den Augen hatte und sich eng an ihn kuschelte, vergaß er darüber die vernichtende Kritik, die er sich insgeheim schon zurechtgelegt hatte.
Es war schon spät, als sie zu ihrem Haus zurückkehrten, und wieder küssten sie sich auf der Veranda. Diesmal dauerte es etwas länger.
Den Sonntag verbrachten sie bei Julie zu Hause. Mike mähte den Rasen, stutzte die Hecken und half ihr, Fleißige Lieschen in die Blumenkästen zu pflanzen. Dann ging er ins Haus und nahm einige kleinere Reparaturen in Angriff, wie sie in älteren Häusern anfallen.
Julie sah ihm beim Arbeiten zu, und ihr fiel wieder einmal auf, wie gut er in seiner Jeans aussah und wie sehr er bei all dem in seinem Element zu sein schien. Als er in der Diele gerade den Hammer schwang, küsste sie ihn ungestüm. Der Ausdruck in seinem Gesicht verriet ihr deutlich, was er für sie empfand. Dazu kam, dass all seine Befangenheit endlich verschwunden war und er den Kuss leidenschaftlich erwiderte.
Nachdem er sich später verabschiedet hatte, lehnte sich Julie mit geschlossenen Augen an die Tür. Wow, dachte sie – und fühlte sich genauso wie Mike zwei Abende zuvor.
Kapitel 21
A m folgenden Dienstag – im Salon war es besonders hektisch zugegangen, da Andrea nicht erschienen war und Julie einige ihrer Kundinnen übernehmen musste – schob Julie nach der Arbeit langsam ihren Einkaufswagen durch den Gang im Supermarkt und suchte die Zutaten fürs Abendessen zusammen. Mike hatte versprochen, für sie zu kochen, und obwohl die Liste, die er ihr gegeben hatte, nicht viel Gutes verhieß, war sie bereit, es zu probieren. Allerdings konnte sie sich nicht vorstellen, wie aus Zutaten wie Kartoffelchips und süßem Relish ein gutes Menü entstehen sollte. Aber er freute sich aufs Kochen, da wollte sie ihn nicht enttäuschen.
Julie ließ ihren Blick über das Gewürzregal schweifen und versuchte sich zu erinnern, ob Mike gehackte oder gewürzte Zwiebeln brauchte, als ihr Wagen abrupt gegen ein menschliches Hindernis stieß.
»Oh, Entschuldigung«, sagte sie automatisch. »Ich habe Sie nicht gesehen…«
»Schon gut, nichts passiert«, sagte ein Mann. Er drehte sich um, und Julie riss die Augen auf.
»Richard!«
»Oh, hallo, Julie«, antwortete er mit sanfter Stimme.
»Wie geht’s dir?«
»Gut«, sagte sie. »Und dir?«
Julie hatte ihn seit jenem Morgen nicht mehr gesehen. Er machte einen etwas mitgenommenen Eindruck.
»Geht so«, sagte er. »Es ist alles momentan nicht leicht. Ich muss mich um so vieles kümmern. Aber du weißt ja, wie das ist.«
»Ja, klar«, sagte sie. »Wie geht’s deiner Hand?« »Besser. Sie ist noch etwas blau, aber nicht weiter verletzt.«
Er senkte den Blick. »Hör mal, ich wollte mich noch einmal wegen letzter Woche entschuldigen. Ich hatte kein Recht dazu, so wütend zu werden.«
»Schon gut.«
»Und ich danke dir abermals dafür, dass du mir zugehört hast. Das hätten nicht viele getan.«
»Ist doch nicht der Rede wert.«
»O doch«, beharrte er. »Keine Ahnung, was ich ohne dich angestellt hätte. An dem Abend ging’s mir ziemlich dreckig.«
Julie zuckte die Achseln.
»Tja«, sagte er ein wenig unschlüssig und rückte den Einkaufskorb an seinem Arm zurecht. »Bitte nimm mir meine Bemerkung nicht übel, aber du siehst umwerfend aus.«
Es klang ganz unverfänglich, rein freundschaftlich, und sie lächelte. »Danke.«
Eine Frau mit vollem Einkaufswagen näherte sich. Julie und Richard traten zur Seite, um sie vorbeizulassen.
»Hör mal, wegen neulich Abend…«, fing Richard erneut an. »Ich habe das Gefühl, dir noch was schuldig zu sein, weil du so verständnisvoll reagiert hast.«
»Du bist mir nichts schuldig.«
»Trotzdem würde ich mich gern revanchieren. Vielleicht darf ich dich ja mal zum Abendessen einladen?«
Sie antwortete nicht gleich, und Richard, dem ihr Zögern nicht entging, fuhr fort: »Es geht doch nur um ein einziges Abendessen – mehr nicht.«
Julie schaute zur Seite, dann sah sie ihn wieder an. »Ich glaube, das geht nicht«, sagte sie. »Tut mir Leid.«
»Schon okay«, sagte er. »War ja nur ein Vorschlag.«
Er trat einen Schritt von ihr weg. »Also, ich muss noch ein paar Sachen besorgen. Wir sehen uns bestimmt irgendwann?«
»Klar.«
»Wiedersehen«, sagte er.
»Wiedersehen,
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