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Du bist zu schnell

Titel: Du bist zu schnell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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üblichen Tempo. Aus offenen Fenstern drang Musik, Lachen war zu hören, das Leben pulsierte. Es lag ein Glanz auf den Straßen und Bürgersteigen, den ich noch nie gesehen hatte.
    Ich hätte vor Freude beinahe getanzt.
    Die Leute sahen mich an und lächelten. Ich begriff, woher das Wort wohlwollend kam. Niemand hetzte, niemand war laut, es war angenehm unter all diesen Fremden einfach nur ich zu sein.
    In einem Park kam mir eine Frau mit einem Kind auf dem Arm entgegen.
    —    Ich weiß, daß es spät ist, sagte sie, Aber wenn wir nicht früh genug rausgehen, schlägt er mich.
    —Wer? fragte ich.
    -    Halt mal.
    Die Frau drückte mir das Kind in die Arme. Es war noch ein Baby. Es schlief und atmete wie eine Katze. Ich spürte das Schnurren durch die Decke hindurch.
    -    Das ist ein süßes Baby, sagte ich, doch die Frau war verschwunden.
    Ich schaute um die Ecke. Nichts.
    Erst kam Panik in mir auf, dann dachte ich, daß das alles zu einem Plan gehörte. Ich weiß nicht, woher ich den Gedanken hatte, aber ich begriff es ohne großes Nachdenken. So sollte es sein.
    Mit dem Baby auf dem Arm setzte ich mich auf eine Parkbank und drehte mir einen Joint. Das Baby wurde wach und sah mich an. Ich hob es hoch, damit es aufrecht sitzen konnte, und blies ihm Rauch ins Gesicht.
    Das Baby kniff die Augen zusammen und gab kein Geräusch von sich.
    Vielleicht ist es stumm, dachte ich.
    So saßen Wir vielleicht eine Stunde einfach nur auf der Parkbank und sahen uns an. Ich begriff: Das Baby war weise, alle Babys waren weise. Und ich begriff auch, wenn ich mich darauf einließ, dann war in Wahrheit ich das Baby und nicht andersherum. Ich hatte mich selbst gefunden und liebte mich so sehr und war unglaublich glücklich. Dann beschloß ich, daß es an der Zeit war, Essen für das Baby zu besorgen.
    -    Du sollst mir ja nicht verhungern, sagte ich und küßte seine Stirn.
    Die Pizzeria war ein Lieferservice mit einem Verkaufsfenster zur Straße. Ich sah auf die Karte an der Hauswand und überlegte, was so ein Baby wohl essen könnte, ohne gleich daran zu ersticken.
    —    Kann ich helfen?
    Ich schrak zurück. Das Gesicht des Mädchens war voller Akne-Narben, der Mund groß und voll, die Augen brannten grün. Ich bekam einen trockenen Mund. Sie war das schönste Mädchen, das ich bisher gesehen hatte.
    —Wow! sagte ich bewundernd.
    Das Mädchen lächelte und wiederholte:
    —    Kann ich helfen?
    —    Das Baby braucht etwas zu essen, sagte ich entschuldigend.
    —Welches Baby? fragte sie.
    Ich sah auf meine Hände. Das Baby war weg. Ich hatte es doch tatsächlich auf der Parkbank vergessen. Ich versuchte mich zu erinnern, wo das gewesen war und wie das Baby ausgesehen hatte. Es fiel mir nicht ein.
    —    Nicht weinen, sagte das Mädchen und reichte mir eine Serviette.
    Wir sahen uns an. Das Mädchen zwinkerte mir zu und wandte sich ab. Ich wußte, ich hatte zu gehen. Da war dieses Gefühl, einem Drehbuch gehorchen zu müssen. Irgendein Film aus den 7Oern wurde gerade gedreht. Meine Rolle war, herauszufinden, was meine Rolle war.
    Wie ich schließlich in das Restaurant kam, weiß ich nicht mehr. Ich versuchte, den Leuten an den Tischen zu erklären, daß sie ihr Besteck auch als Spiegel benutzen könnten.
    —    Damit seht ihr dann alles, sagte ich und hielt mir einen Löffel vor das Auge. Die Welt war verkehrt herum. Ein Kellner kam und packte mich am Arm. Ich hielt ihm eine Gabel entgegen. Ein zweiter Kellner packte mich, sie diskutierten. Schnitt. In der nächsten Einstellung saß ich an einem der Tische und trank Rotwein. Das Gesicht des Mannes kannte ich aus einer Fernsehserie. Er spielte immer diese dummen
    Rollen - Männer, die außen hart und innen butterweich waren. Er sagte zu mir:
    —    Das geht nicht bei allen Löffeln.
    Und ich antwortete:
    —    Ich kann Zeitlupe sehen.
    Er lachte, und ich lachte, und dann saßen wir in einem Taxi. Die Bilder folgten rasend schnell hintereinander. Schnitt. Schnitt. Schnitt. Ich kann mich nicht an die genaue Reihenfolge erinnern. Ich weiß nur, wie sich das Haar des Taxifahrers angefühlt hat. Er muß Inder gewesen sein. Sein Haar war geölt und glitt mir durch die Finger, so daß ich es nicht richtig packen konnte. Schnitt. Dann der Asphalt. Der Asphalt fühlte sich hart an, viel härter als er aussah. Er erinnerte an den Rücken einer Kröte, die auf Flußsteinen hockt und jeden Moment ins Wasser springen kann. Schnitt. Irgendwo schrie ein

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