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Du bist zu schnell

Titel: Du bist zu schnell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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Nummer 3 stellte eine Frauenstimme dieselbe Frage. Nummer 4 war nicht zu Hause, Nummer 5 auch nicht. Bei Nummer 6 kam erst Schweigen, dann nach einem kurzen Zögern ein leises:
    -Max?
    Ich ging zum Moped zurück und fuhr nach Oldenburg.
    Ich hatte, was ich wollte.
    Und dann wollte ich mehr.
MAREK
MAREK
MAREK
MAREK
VAL
VAL

Nachdem ich das Moped bei Mirko abgestellt hatte, warf ich ihm den Schlüssel in den Briefkasten und stieg in den Bus. Ich starrte aus dem Fenster ohne zu blinzeln. Nummer 6. Mein Puls raste, und ich hatte das Gefühl, daß mir der Blutdruck die Schädeldecke jeden Moment abheben würde. Zu Hause rannte ich rastlos durch die Wohnung, drehte die Musik auf und machte Kamillentee. Dabei rutschte mir der Becher aus den Händen. Ich starrte auf die Scherben und konnte mich vor Lachen kaum halten. Es brach aus mir heraus, auch wenn an dem Anblick nichts Witziges war.
    DieTürklingel ließ mich zusammenschrecken. Ich machte auf, es war Jenni. Sie räumte die Scherben weg und wischte den Boden, während ich rauchend am Fenster stand und ihr erzählte, was passiert war. Da erst kam ich zur Ruhe.
    -    Und was willst du jetzt tun? fragte Jenni, Willst du der Schlampe eine Szene machen?
    —    Niemals, log ich und winkte ab, als wäre ich die Meisterin der Situation.
    -Weißt du, was mich am Härtesten trifft? sprach ich weiter, Mich trifft es, daß sie genauso reagiert hat wie ich. Da klingle ich, und ihr erster Gedanke ist: Oh, Max ist zurückgekehrt! Denselben Scheiß habe ich auch gemacht, das ist so deprimierend.
    Jenni schleppte mich in ein Café. Wir tranken Cocktails und gingen danach tanzen. Ich stand keine Minute still, flirtete mit hundert Typen und malte mir aus, wie Max vor mir kriechen würde.
    Um drei Uhr morgens lag ich im Bett und fand wieder keinen Schlaf. Meine Gedanken wollten nicht ruhen. Ich kam von einem Detail zum nächsten. Es wurde eine irrwitzig lange Kette von Gedanken. Ich war unangenehm fit, ich war überladen und bereit für einen 5000-Meter-Lauf. Ich war auch bereit, mit Max in Clinch zu gehen. Wie sollte ich da an Schlaf denken?

    Als Max am Morgen Lisa in den Kindergarten brachte, schloß ich mich in der Toilette ein und rauchte am offenen Fenster. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen. Nicht heute. Ich hätte mich verraten.
    Der Tagesablauf war derselbe wie immer - Frühstück für die Kinder vorbereiten, kurze Beratung mit den Erzieherinnen, was wir heute tun würden, dann vorlesen, Jacken und Schuhe anziehen und raus zum Spielplatz; auf der Parkbank sitzen und labern, dabei rauchen und so tun, als ob man sich um die Kinder kümmern würde; Kinder wieder zurückbringen, Jacken und Schuhe ausziehen und die Kinder eine Weile allein spielen lassen; Essen vorbereiten und füttern, dann Jalousien runter, kleiner Mittagsschlaf; auf dem Klo eine rauchen, Kaffee trinken und dann Kinder wecken und Jalousien hoch, ein wenig Basteln, ein wenig Vörlesen, und die Kinder mit einem müden Lächeln den Eltern übergeben. Feierabend.
    Heute brauchte ich keine Dusche, ich brauchte keine Ruhe und sparte mir den Weg nach Hause. Ich hätte mit geschlossenen Augen durch die Gegend gehen können und wäre dennoch ans Ziel gelangt. An einem Imbiß trank ich einen doppelten Espresso und starrte auf den Verkehr. Kurz nach sechs nahm ich ein Taxi und gab dem Fahrer die
    Adresse des Mietshauses in Osternburg. Hundert Meter von dem Haus entfernt ließ ich mich absetzen und ging in den Park. Ich setzte mich auf eine der Schaukeln und wartete, daß Max kam. Ich wußte nicht, was ich tun würde, wenn er heute etwas anderes vorhatte. Gleichzeitig wußte ich, daß er auf dem Weg hierher war. Ich hatte gelernt, daß man sich für einen bestimmten Zeitraum auf Max verlassen konnte.

    —Werbung, sagte ich.
    Es summte, und ich stemmte dieTür auf. Ich war so clever, bei jemand anderem zu klingeln. Ich wollte Max und Nummer 6 nicht vorwarnen.
    Ihr Name stand im zweiten Stockwerk in geschwungenen Buchstaben auf einem Messingschild. Ich drückte mein Ohr an dieTür, dann klingelte ich lang und ausgiebig und hatte sofort die Hektik vor Augen. Das nervöse Anziehen, die fragenden Blicke, das ratlose Schulterzucken.
    —Wer ist da?
    Ihre Stimme kam zögerlich, ich hätte genauso geklungen.
    -    Hallo?
    Ich klingelte erneut. DieTür wurde geöffnet, und da stand sie. Da war der überraschte Blick, diese abwehrende Körperhaltung. Wir hätten Schwestern sein können. Dasselbe Alter, dasselbe Haar,

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