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Du bist zu schnell

Titel: Du bist zu schnell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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mehr kommen, sagte Max, Es tut mir leid.
    -Was?!
    - Sarah hat einen Verdacht. Ich kann meine Ehe nicht riskieren. Es tut mir leid. Du solltest auch mal an Lisa denken.
    Wir hatten Blickkontakt, während die Scheibe des Fahrerfensters hochglitt. Ich sah Max hinterher, als er wegfuhr, ließ den Schal auf die Straße fallen und ging in den Kindergarten zurück.
    Ich wußte, daß er log, ich mußte nur noch herausfinden, warum er es tat.

    Max’ Worte schafften mich. Ich war es nicht gewohnt, daß man mich so behandelte und brauchte eine Erklärung. Ich glaubte an Fairneß und daß sich alles auf eine bestimmte Art und Weise erklären ließ.
    Ich wußte, wo er arbeitete. Es war eine Anwaltskanzlei, die sich in einem verglasten Neubaukomplex befand. Ich wußte auch, wann er mit der Arbeit fertig war, denn er brauchte von seinem Büro aus eine knappe Viertelstunde zu mir. Ich kannte alle Details, nur der Beweis fehlte mir.
    Mirko wehrte sich und behauptete, ich wäre völlig bekloppt, wie ich denn auf so eine Idee kommen würde. Ich spann eine Geschichte zusammen, die so wirr war, daß Mirko irgendwann einlenkte und mir sein Moped lieh.
    -Aber wenn sie dich erwischen, sagte er, Dann erzählst du ihnen, du hast das Ding geklaut, hast du verstanden?
    Ich versprach es ihm und fuhr auf einem verlassenen Parkplatz ein paar Proberunden. Ich glaubte nicht daran, daß mich die Polizei erwischen würde.
    Kurz vor sechs postierte ich mich mit Moped, Helm und Sonnenbrille gegenüber der Anwaltskanzlei. Es war kalt, und ich hörte keine Sekunde lang auf zu zittern.
    Am ersten Tag geschah nichts Aufregendes. Max verließ die Kanzlei, ich folgte. Er parkte vor einem Restaurant, ich wartete ein paar Autos entfernt, sah Max hineingehen, sah Max nach einer Stunde mit einem Mann herauskommen. Geschäftsessen oder so. Sie verabschiedeten sich mit Händedruck, und ich folgte Max nach Hause. Das war es. Meine Armbanduhr zeigte acht, ich wartete bis neun und fuhr zu meiner Wohnung. Ich war so aufgedreht von meinem Abenteuer, daß ich Jenni sofort anrief. Sie kam vorbei, und wir quatschten und schauten ein Video und stopften uns mit Tiramisu voll. Jenni ließ sich von meinem Plan anstecken und wollte helfen, ich winkte ab, denn das war meine Sache. Gegen elf rief Mirko wütend an, um zu fragen, wo sein Moped bleiben würde. Ich hatte ihn völlig vergessen und brach in hysterisches Kichern aus. Ich war wieder sechzehn, ich war voller Hormone und träumte von verschwitzten Jungs, die noch nie Sex gehabt hatten.
    —    Dein Moped ist okay, sagte ich, Aber ich brauche es morgen abend wieder.
    Mirko verfluchte mich und legte auf. Es war gut, Freunde zu haben, die keine Fragen stellten und beinahe alles mit sich machen ließen.
    Ich rief ihn zurück.
    —    Ich paß darauf auf, versprach ich ihm.
    -Val, ich bring dich um, wenn ich die Karre morgen nicht habe.
    —    Es ist wichtig.
    —Wie wichtig?
    —    Lebenswichtig.
    Er schwieg.
    —    Bis morgen dann, sagte er, Und fahr vorsichtig, hörst du?
    Nachdem Jenni gegangen war, lag ich aufgekratzt im Bett und fand keine Minute Schlaf. Erst gegen halb sechs dämmerte ich weg, zehn nach sieben klingelte der Wecker.
    Ein neuer Tag.
    Ich rannte beinahe in den Kindergarten.
    Max brachte Lisa pünktlich wie immer, und ich lächelte ihn an, während er meinem Blick auswich.
    Wait and see.
    Die Stunden im Kindergarten rauschten an mir vorbei. Eben hatte ich mich damit abgefunden, daß der Tag lang werden würde, da war es schon fünf, und die Kinder wurden abgeholt. Es war großartig, die Zeit floß an mir herab.
    Zu Hause duschte ich, zog mich warm an und stieg auf das Moped.
    Max verließ die Anwaltskanzlei um halb sieben. Er fuhr durch Oldenburg und dann Richtung Süden. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich sah mich schon über Landstraßen preschen und verloren gehen, weil Mirkos Moped höchstens 50 fuhr. Aber so weit kam es nicht. In Osternburg fuhr Max am Zentrum vorbei und hielt in einer Seitenstraße. Er strich sich das Haar glatt und betrat ein Mietshaus. Dreißig Minuten später kam er wieder heraus, stieg in sein Auto und fuhr weg.
    Ich folgte ihm nicht. Ich saß wie betäubt auf dem Moped, Hände in den Jackentaschen und die Augen konzentriert auf das Mietshaus gerichtet. Nach fünf Minuten ging ich rüber. Acht Klingelschilder, sieben mit Namen. Ich begann ganz unten und arbeitete mich hoch. Nummer 1 war nicht zu Hause, bei Nummer 2 fragte eine Männerstimme, wer da wäre. Bei

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