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Du bist zu schnell

Titel: Du bist zu schnell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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ihr versichere, daß wir alleine sind, betritt sie die Wohnung.
    —    Ich kann da noch nicht reingehen, sagt sie, ohne die Tür zum Badezimmer aus den Augen zu lassen.
    -    Du mußt da nicht reingehen, sage ich, Setz dich, und ich mache uns einen Tee, hörst du?
    Ich schalte den Wasserkocher ein und schmeiße die Bagels in den Müll. Auf dem Tisch stehen zwei ungeöffnete Pizzakartons und zwei Flaschen Rotwein. Ich werfe die Piz-zas zu den Bagels und falte die Kartons zusammen. Aus dem Wohnzimmer ist kein Laut zu hören. Ich will Val Zeit lassen mit ihren Gedanken. Ich weiß, wenn ich dränge, gerät sie in Panik. Und wenn sie in Panik gerät, schluckt sie mehr Pillen als gewohnt, und dann kann ich sie für den Rest des Tages vergessen.
    Ich nehme die Glaskanne aus dem Schrank und hänge drei Teebeutel hinein. Das Wasser beginnt zu sieden. Ich werfe einen Blick in den Kühlschrank und höre ein Klicken aus dem Wohnzimmer. Dem Klicken folgt ein schrilles, fiependes Geräusch. Ich renne aus der Küche.
    Val steht vor dem Anrufbeantworter und hält sich die Ohren zu. Das Fiepen schwankt, erst klingt es wie ein hoher Schrei, dann wird es tiefer, gurgelnd. Ich spüre das Geräusch bis in den Brustkorb.
    -    Stell das ab! rufe ich.
    Bevor ich reagieren kann, hat Val den Anrufbeantworter aus der Buchse gerissen und gegen die Wand geworfen. Die Stille danach ist nur kurze Zeit besser, dann erklingt ein anderes Geräusch.
    —Val, nicht, sage ich und gehe auf sie zu.
    Val starrt auf den kaputten Anrufbeantworter, ihre Hände gehen auf und zu, auf und zu, aber das Geräusch kommt nicht von ihren Händen. Vals Kiefer arbeitet, knirschend reiben ihre Zähne übereinander.
    Ich nehme sie in den Arm, umfasse ihr Kinn und bringe den Kiefer zur Ruhe.
    -    Okay? frage ich.
    Val nickt zögernd, ihr Blick weicht meinem aus, die Lippen sind zusammengepreßt und zittern, als würde irgend etwas dahinter herauswollen.
    —Was war das? frage ich.
    -    Ich weiß es nicht, sagt sie und löst sich aus meinem Griff.
    -    Hast du irgendein Wort verstanden?
    -    Das waren keine Worte, Marek.
    Wir beginnen, die Reste vom Anrufbeantworter aufzusammeln. Ich rieche Vals Angstschweiß. Mir wäre lieb, wenn sie sich hinsetzen und mich machen lassen würde.
    -    Ich mach das schon, sage ich.
    -    Jetzt werde ich wohl einen neuen kaufen müssen.
    Val versucht zu lachen, es klingt so, als würde sie erstik-ken. Plötzlich verstummt sie und richtet sich auf.
    -Was ist...
    Ohne eine Erklärung verschwindet sie im Arbeitszimmer und läßt mich allein. Ihre Panik steckt mich an. Ich renne ihr hinterher und weiß nicht, was ich erwarten soll. Vielleicht einen von den Schnellen, wie er sich versteckt. Irgend etwas. Nur nicht Val, die vor ihrem Schreibtisch steht.
    -    Sie haben alles geholt, sagt sie, Die Ausdrucke, den kaputten Computer, einfach alles.
    Val zieht Schubladen auf, öffnet Ordner.
    -    Sogar meine Disketten, alles ist weg.
    Ich stehe für eine Minute hilflos herum, dann verlasse ich das Arbeitszimmer und gehe in die Küche, um den Tee aufzugießen. Ich versuche, wieder ruhig zu werden und denke: Es bringt nichts, wenn wir beide durchdrehen. Im selben Moment frage ich mich, was Val dazu sagen würde. Was heißt das? würde sie fragen, Heißt das, ich bin schon durchgedreht? Scheiße.
    Ich lasse mir Zeit, trage die Tassen und den Zucker ins Wohnzimmer, nehme danach die Teebeutel aus der Kanne und werfe sie in den Müll. Als ich das Wohnzimmer mit der Kanne betrete, steht Val vor dem Bad. Sie hat ihre Stirn an die Tür gelehnt und die Augen geschlossen.
    -    Du mußt da nicht rein, sage ich und setze mich. Ich gieße uns Tee ein und versuche, mit gespielter Ruhe die Situation in den Griff zu bekommen.
    -Wie soll das weitergehen? fragt Val, Was denkst du, was als nächstes passiert?
    -    Ich weiß es nicht. Komm, setz dich zu mir, laß uns hier für ein paar Minuten in Ruhe sitzen und Tee trinken.
    -    Vielleicht wäre es gut, wenn ich einfach verschwinde, sagt sie.
    -    Red keinen Mist.
    -    Nein, mal ehrlich, Marek, vielleicht wäre es das beste. Es würde so vieles einfacher machen. Du hättest Ruhe, ich wäre hier weg...
    Ich stehe auf und will zu ihr gehen, Val sagt:
    -    Bleib bitte sitzen. Es tut mir leid, ich weiß, ich rede Mist, richtigen Mist, ich ...
    Sie schaut mich über die Schulter hinweg an, ich kann sehen, daß sie geweint hat.
    -    ... ich würde gerne für

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