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Du bist zu schnell

Titel: Du bist zu schnell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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meinem Kopf breitgemacht hat.
    Es paßt einfach nicht.
    Theo stellt einen Becher Kaffee vor mir ab. Ich nippe, verbrenne mir die Zunge und verziehe das Gesicht. Ich erzähle ihm von meiner Ruhelosigkeit und daß ich keine Ahnung habe, was in den letzten Tagen mit mir los ist. Es ist ein guter Anfang, denn er hat nichts mit Val zu tun.
    -    Deswegen habe ich auch sehr spät gemerkt, daß Val nicht ins Hotelzimmer zurückgekehrt ist, sage ich und schildere, wie ich sie in der Sauna fand, und daß Val für einen Moment aussah wie Jenni.
    Zwischendrin klingelt das Telefon, Theo läßt es klingeln. Der Anrufbeantworter springt an, eine Frauenstimme sagt:
    -    Hi, bist du da? Ich dachte, du wärst schon zurück...
    Mhm ... Vergiß unser Essen nicht. Jan meint, wenn Theo mitkommt, dann wird er seine Plattensammlung verstecken. Soll er mal, ich wäre froh, wenn er sie verstecken und für einige Jahre nicht wiederfmden würde. Ich meine, Hallo, schon mal was von CDs gehört? Hat er bestimmt, aber das ist ja Teufelszeug, diese silbernen Schei---
    Es piept, die Verbindung wurde unterbrochen. Theo sagt:
    -Anita. Maskenbildnerin. Erzähl weiter.
    Ich erzähle, wie ich Val von der Sauna in unser Hotelzimmer gebracht habe und von meiner Lüge mit der Zuckerkrankheit.
    -    Ich habe behauptet, Val wäre gestürzt. Der Geschäftsführer hat mir einen Erste-Hilfe-Kasten besorgt, und ich habe dann Vals Wunden verbunden. Ich hoffe, ich habe keinen Mist gebaut; ich habe doch keine Ahnung, wie man das macht. Danach wollte ich ihr was anziehen, durchkramte ihre Sachen und fand die hier.
    Ich nehme die Packung aus meiner Hosentasche und lege sie auf den Tisch.
    -    Sind das ihre Pillen? fragt Theo.
    -    Das sind sie. Und ich weiß nicht, was genau Val in den letzten Tagen getan hat, aber eins ist sicher, ihre Pillen hat sie nicht genommen. Die Packung ist fast voll. Val muß ihr Medikament seit Jennis Ankunft abgesetzt haben. Sie hat absichtlich...
    Ich breche mitten im Satz ab und drehe die Verpackung in den Händen. Hat mich Val schon auf der Fahrt nach Berlin hereingelegt? Tat sie nur so, als würde sie ihr Medikament nehmen? Hat sie es geplant?
    -Theo, verstehst du, das war Absicht. Ich bin mir sicher, daß Val ihre Psychose herausgefordert hat. Sie wollte ... Du kannst dir nicht vorstellen, wie fertig ich war, als ich das entdeckt habe. Sie hat mich hereingelegt.
    Ich werfe die Verpackung wieder auf den Tisch und verschränke die Hände, damit Theo nicht sieht, wie sehr sie zittern.
    — Ich habe Val vom Hotel zum Auto getragen und wußte danach nicht, wohin. Ich hätte dich auch nicht genervt, wenn du...
    Theo winkt ab.
    Ich merke, wie zugeschnürt mein Hals ist. Ruhe. Wir trinken Kaffee, sitzen in der Küche und warten, daß irgend etwas geschieht. Nichts geschieht, also warten wir weiter, daß Val erwacht.

    Es ist später Mittag, als Val im Türrahmen auftaucht. Sie hat sich in eine Wolldecke gewickelt, ihr langes Haar ist vom Schlaf durcheinander. Meine ungeschickt angebrachten Verbände um ihre Hände sind noch fest, der Verband um ihre Schulter hat sich gelöst, und eine der Wunden ist zu sehen. Auf Vals Stirn kleben zwei Pflaster, ihre Oberlippe ist von einem häßlichen Schnitt geschwollen.
    -    Hi, sagt sie.
    Ich stehe auf, berühre ihren Arm, Val zuckt zurück, als hätte sie einen Stromschlag bekommen.
    —    Nicht, sagt sie.
    Ich weiche zurück, ich habe keine Ahnung, wie ich mich verhalten soll.
    -    Setz dich, sagt Theo zu mir.
    Ich setze mich wieder. Val geht zum Kühlschrank und nimmt sich Orangensaft heraus. Sie stellt ihn auf den Tisch und zeigt darauf.
    —    Könnte einer von euch ...
    Ich kann sie nur ansehen. Auf der einen Seite bin ich erleichtert, daß es ihr gutgeht. Auf der anderen Seite bin ich wütend, weil sie ihre Pillen nicht genommen hat.
    Theo öffnet den Orangensaft, nimmt ein Glas aus dem Schrank und füllt es.
    -    Danke.
    Val hebt das Glas ungeschickt mit beiden Händen an. Die Decke klafft auf. Theo sieht schnell weg und konzentriert sich auf die Saftpackung. Ich bin erschrocken, daß es so viele Pflaster und Verbände sind, obwohl ich sie selbst angebracht habe. Nachdem Val getrunken hat, seufzt sie und stellt das Glas ab. Sie rafft die Decke vor ihrer Brust zusammen und bittet um mehr. Ich gieße nach. Val setzt sich und trinkt. Ich muß jetzt einfach etwas sagen:
    -Was...
    Ich räuspere mich.
    -Was ist passiert?
    Val verzieht den Mund, aus dem Schnitt in

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