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Du bist zu schnell

Titel: Du bist zu schnell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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Oberfläche. Dann geronn das Wasser um mich herum. Es wurde zu einer gerippten Fläche, über die ich laufen konnte, wenn ich wollte.
    Ich sah auf die Uhr über derTür zu den Duschkabinen. Da wurde es offensichtlich. Ganz sanft machte es Klick in meinem Kopf. Der Sekundenzeiger stand still, dann bewegte er sich nach vorne. Ich hatte mitgezählt. Es vergingen 20 Sekunden.
    Ich wartete auf das nächste Mal. Dieses Mal zählte ich bis 52, erst dann ruckte der Zeiger eine Stelle weiter.
    Es ist soweit.
    Ich glitt auf den Beckenrand zu. Kein Tropfen Wasser löste sich von mir, als ich mich heraushievte. Erst viel zu spät begriff das Wasser, daß ich es verlassen hatte. Das Loch schloß sich hinter mir. Ich war wie Licht, nichts blieb an mir haften.
    Tack.
    Der Zeiger war eine Sekunde vorgerückt. Ich wußte, die Tür stand offen. Ich wollte weinen, so glücklich war ich und stand da und wartete, was als nächstes geschehen würde. Ich war geduldig, ich konnte bis zum Morgen hier stehen und einfach nur warten. Ich wußte, sie würden kommen. Sie waren Wächter. Sie bekamen jedes Öffnen der Türen mit. Ich brauchte nicht lange zu warten. So ist das immer - wenn man die Zeit ignoriert, besiegt man sie.
    Eine Frau und ein Mann erschienen im Türrahmen der Umkleidekabine. Beide trugen Winterkleidung, auch wenn ich nicht glaubte, daß sie wirklich froren. Es war das Bild, das sie präsentieren wollten. Die Schnellen kannten keine Kälte.
    Sie sahen zu mir, dann trennten sie sich. Die Frau ging links, der Mann rechts am Becken entlang. Als ob ich versuchen würde zu fliehen. Ich stand da und erwartete sie. Mein
    Slip klebte an mir, der BH war beinahe durchsichtig. Im Wasser konnte das keiner sehen, jetzt war es mir egal.
    Sie erreichten mich gleichzeitig. Der Sekundenzeiger hatte sich noch nicht weiterbewegt.
    -Wieso? fragte der Mann.
    Ich sah ihn an und konnte ihn nicht richtig sehen. Er flimmerte vor meinen Augen. Er war so schnell, daß er an den Rändern verschwamm.
    -Wieso nur? fragte die Frau, sie konnte ich besser erkennen.
    —    Wegen Jenni, sagte ich, Weil ihr mir Jenni genommen habt.
    Der Sekundenzeiger zuckte mit einem hohlen Tacken eine Stelle weiter. Die Frau legte den Kopf schräg, und ich wußte, ich hätte mich auf den Mann konzentrieren sollen. Seine Hand packte mich an den Haaren, dann bekam ich einen Tritt in die Kniekehlen und fiel. Der Sturz tat weh. Bevor ich mich wieder aufrappeln konnte, zerrte mich der Mann an den Haaren hinter sich her. Die Frau blieb stehen und sah uns nach.
    —    He, was ...
    Es ging so schnell, daß ich mich erst wehren konnte, als wir schon längst angekommen waren. Ich fiel über eine Holzbank. Der Geruch von Eukalyptus umgab mich. Ich sah mich in der Dunkelheit um. Es mußte die Sauna sein, der Mann hatte mich in die Sauna gestoßen.
    Ein blaues Licht ging an.
    Der Mann stand im Türrahmen, die Frau tauchte neben ihm auf.
    —    Zieh dich aus, sagte sie.
    Der Mann zog sich aus. Ich hatte keine Ahnung, warum er das tat. Die Vorstellung, daß er mich berühren könnte, ließ mich zurückweichen. Der Mann reichte der Frau seine
    Sachen, dann betrat er die Sauna. Die Frau blieb im Türrahmen stehen.
    -    Du wurdest gewarnt, sagte der Mann, und ich sah etwas Metallisches in seiner Hand glitzern.
    -    Das hier ist nicht dein Leben, du hast hier nichts verloren, sprach er weiter, Wenn dir gesagt wird, du sollst fern-bleiben, dann solltest du darauf hören. Wie viele müssen denn noch sterben, weil du nicht hörst?
    —    Ich ...
    Ich wich zurück. Der Mann hielt eine Art Skalpell in der rechten Hand. Ich konnte nur die schmale, bläuliche Klinge sehen. Sie hatte die Form eines Halbmondes.
    —... ich will doch nur wissen, wer ihr seid und warum ...
    Der Mann schüttelte den Kopf.
    -Wir gehen dich nichts an. Rein gar nichts.
    -    ... aber ihr, ihr habt Angst vor mir, ihr...
    Die Frau im Türrahmen lachte.
    —Tu ihr weh, sagte sie.
    Er war zu schnell. Lange bevor ich reagieren konnte, tropfte mein Blut von der Klinge, und der Mann stand wieder neben der Frau. In seiner linken Hand hielt er meinen BH und den Slip. Ein Spritzer Blut klebte auf seiner haarlosen Brust. Jetzt begriff ich, warum er sich ausgezogen hatte.
    —    Wenn sie Antworten will, sagte die Frau, Solltest du sie ihr geben.
    Mit diesen Worten wandte sie sich ab und schloß die Tür. Das Licht erlosch, nur ein heller Fleck hing vor meinen Augen, wo sich das Fenster in derTür befand.
    —

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