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Du bist zu schnell

Titel: Du bist zu schnell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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auch die
    Sauna---
    —    Hören Sie, ich will nicht in den Pool, ich will nur kurz reinschauen. Meine Freundin, sie ... sie ist zuckerkrank und heute nacht nicht ins Hotelzimmer zurückgekommen. Wenn sie einen Schwächeanfall gehabt hat und im Pool liegt, dann werde...
    Mehr brauchte es nicht. Die Frau telefonierte kurz. Der Geschäftsführer kam und bat mich, ihm zu folgen. Wir gingen in den Keller. Es roch nach Chlor und Reinigungsmitteln. Ein unangenehmes, hohes Summen hing in der Luft.
    —    Pool und Sauna schließen abends um zehn. Vielleicht ist Ihre Freundin noch was trinken gegangen. Die Bar hat länger geöffnet, man weiß ja nie, was einem nachts in den Kopf kommt.
    —    Danke für den Tip, sagte ich und schob mich an ihm vorbei.
    Der Pool war unbeleuchtet und leer. Ich beugte mich über den Rand, sah in dieTiefe und erwartete jeden Moment, Vals Körper auf dem Grund liegen zu sehen.
    Nichts.
    Auch die Umkleidekabine für Frauen war verlassen. Ich ging durch den Gang, riß die Spinde auf.
    Vals Sachen lagen sorgfältig gefaltet in der Nr. 19.
    —Wo ist die Sauna?
    Wir gingen vorbei an den Duschen, vorbei an einem Getränkeautomaten und an einemTisch, um den vier Korbsessel standen.
    —    Überprüft denn keiner, ob sich noch jemand in der Sauna befindet? fragte ich.
    —    Natürlich, was denken Sie?
    Er blieb vor einer klobigen Holztür stehen und sagte:
    —    Für Frauen.
    Ich schaute durch das Fenster. Der Raum war dunkel und verlassen. Der Geschäftsführer legte einen Schalter um, ein dunkelblaues Licht ging an. Ich sah Holzbänke, auf dem Boden lag ein Handtuch. Ich stemmte die Tür auf. Der Geruch von Eukalyptusöl und Feuchtigkeit. Ich machte einen Schritt in den Saunaraum hinein. Hinter mir sagte der Geschäftsführer, so ginge das nun aber nicht, ich könne da nicht mit Straßenschuhen reingehen.
    Val lag ganz links zwischen zwei Bänke eingeklemmt. Sie war zu einem Ball zusammengekrümmt und erinnerte so sehr an Jenni, daß ich beinahe aufgeschrien hätte.
    —    VERSCHWINDEN SIE! brüllte ich den Geschäftsführer an, der mich am Ellenbogen aus der Sauna ziehen wollte. Er ließ los, dieTür flappte hinter mir zu.
    -Val?
    Ich berührte ihre Schulter, sah die Schnittwunden auf ihren Armen, die Haut war übersät davon. Langsam zog ich sie aus der hockenden Haltung, der Ball öffnete sich, Val fiel mir entgegen. Ich hörte sie stöhnen, spürte die Wärme ihres Körpers und biß mir vor Erleichterung auf die Unterlippe.
    Vorsichtig legte ich sie auf eine der Bänke und verließ die Sauna. Der Empfangschef erwartete mich mit verschränkten Armen.
    —    Holen Sie mir bitte einen Bademantel.
    —    Was ist passiert? fragte er und versuchte an mir vorbeizusehen.
    —    Sie ist zuckerkrank und hatte einen Schwächeanfall. Holen Sie mir einen Bademantel und einen Schokoriegel, machen Sie schon.
    -Aber wie konnte das---
    —    Gehen Sie schon!
    Er verschwand. Ich ging wieder in die Sauna und hockte mich neben Val. Die Schnitte waren blutverkrustet, die Oberlippe aufgeplatzt. Ihr linker Ohrring fehlte, da war ein Riß in ihrem Ohrläppchen. Sie hatte Schrammen an den Knien und die Knöchel an beiden Händen waren aufgescheuert.
    Aber sie lebte.
    Ihre Augen flackerten für einen Moment, als würde sie schlecht träumen. Ich strich ihr übers Haar und wartete, daß dieser Idiot mit dem Bademantel kam. Mehr konnte ich im Moment nicht tun. Nicht denken, nicht handeln, einfach nur dahocken und Val streicheln.

2

    Mit Theos Hilfe trage ich Val in die Wohnung. Wir nehmen sie in die Mitte und reden kein Wort. Kein Wort über Val, kein Wort über den Schnee und auch nicht darüber, daß wir noch immer in Oldenburg sind. Wir keuchen auf den Stufen und versuchen, durch den engen Treppenflur zu kommen. Oben legen wir Val auf Theos ungemachtes Bett und sehen uns an.
    —    Lassen wir sie allein, sagt Theo und hebt eine leere Wöd-kaflasche vom Boden auf. Er stellt sie zum Altglas und fragt mich, ob ich Kaffee möchte. Er fragt nicht, was passiert ist. Er sagt, ich soll mich ins Wohnzimmer setzen, und ich sage, ich würde lieber bei ihm in der Küche bleiben.
    -    Okay.
    Da sitze ich also wieder am Fenster und schaue hinaus. Der idyllische Wintertag paßt nicht. Er wirkt wie ein schlechter Scherz. Als würde ich erfahren, daß ich zehn Millionen geerbt habe, kurz nachdem mir die Diagnose gestellt wurde, daß sich ein Tumor von der Größe eines Tennisballs in

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