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Du denkst, du weißt, wer ich bin

Du denkst, du weißt, wer ich bin

Titel: Du denkst, du weißt, wer ich bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Bailey
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nach.
    »Ich habe wirklich Angst um dich, Katie. Ich glaube, sie wird dich umbringen.«
    Die Imitationen waren alle ziemlich gleich – man benutzte die bebende, zitternde Stimme von jemandem, der gleich die Kontrolle verliert. Manche Leute dichteten ihr einen Sprachfehler an und sagten, sie spräche die Gs wie Chs aus. Das war wahrscheinlich genauso, wie sie mich in der Klinik nachgemacht haben.
    Als Paige Katie und Miranda endlich in Ruhe ließ, war ich erleichtert. Natürlich hatte ich keinerlei Beweise, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass ihr, wenn sie Widerstand geleistet hätte, etwas zugestoßen wäre. So wie Miss Falippi. Sich Miranda in den Weg zu stellen, war fast ein Todesurteil.
    Als Paige erst weg war, schloss sich die unsichtbare Wand um Katie und Miranda vollends. Das einzige andere Wesen, das sie in den innersten Kreis vorließen, war Cameron. Die drei gingen überall zusammen hin – die drei Unantastbaren – und lachten und benahmen sich, als wären sie die drei einzigen Menschen auf der ganzen Welt. Die drei einzigen, auf die es ankam.

SIEBEN
    Eines Mittwochnachmittags brachte ich Toby vom Fußballtraining nach Hause. Mum war dabei, eine Pfanne voller großer, brauner Radiergummis zu braten. So sah es jedenfalls aus.
    »Oh je«, sagte Toby mit einem Seitenblick auf mich. »Tofuschnitzel.«
    Ich war genauso schwer getroffen wie er. Mum schien zu glauben, Tofuschnitzel wären eine Köstlichkeit. Sie bereitete sie immer nur zu, wenn sie sich Sorgen um uns machte. Mehr Sorgen als normalerweise. Wir mussten vorsichtig vorgehen.
    »Mmmmh!«, sagte ich und atmete durch den Mund. »Kann ich helfen?«
    »Bring diese bitte nur rüber zum Tisch«, antwortete Mum und ließ die brutzelnden braunen Dinger auf Teller rutschen und schwenkte einen Salat durch. »Wir hatten alle so viel zu tun, da dachte ich, es wäre schön, wenn wir heute ein ganz besonderes Abendessen bekommen würden.«
    Ich nahm die Teller und wir setzten uns alle. »Danke, Mum«, sagte ich.
    »Ja, Danke!«, tat Toby es mir gleich. Sein Lächeln war so übertrieben, dass meine Gesichtsmuskeln schon wehtaten, wenn ich ihn nur ansah.
    Ich nahm meine Gabel und versuchte, das Schnitzel damit aufzuspießen. Als ich zu Toby sah, bemerkte ich erstaunt, dass eines von seinen schon verschwunden war. Feixend wies er auf eine Beule in seiner Tasche. Keine schlechte Idee. Aber schwer auszuführen, wenn Mum mich so direkt ansah.
    »Also, Olive«, begann sie. »Wie geht es in der Schule? Mit wem bist du neuerdings so zusammen?«
    Ich schaffte es, einen Schnitzelwürfel abzuhacken und schob ihn mir schnell in den Mund. »Alles in Ordnung«, sagte ich und hoffte, ich käme davon, nur den ersten Teil der Frage zu beantworten. Ich überlegte kurz zu erzählen, dass uns an diesem Morgen erst einige Polizisten in der ersten Stunde informiert hatten, dass sie in den kommenden Wochen jeden Schüler hinsichtlich einiger sehr ernsthafter Anschuldigungen befragen wollten. Als ob Mum noch einen Grund für Stress gebraucht hätte.
    Ihr Gesicht entspannte sich vor Erleichterung. »Ich bin ja so froh«, sagte sie. »Du verbringst also keine Zeit mehr mit Ami?«
    Ich hasste die Art, wie Mum Amis Namen aussprach. Als ob er in Anführungszeichen gehörte oder so. Als ob sie immer noch nicht begreifen wollte, dass Ami die einzige Person in meinem Leben war, die mich wirklich verstand.
    Dann wurde es still. Toby, der vielleicht den plötzlichen Sturz der Raumtemperatur spürte, stopfte sich ein Riesenstück Schnitzel in den Mund. In der Stille konnte ich es zwischen seinen Zähnen quietschen hören, als er heldenhaft versuchte, es zu kauen.
    »Ami hilft mir«, gab ich zurück.
    Mum schnitt ihr Essen in immer kleinere Stücke. »Gibt es niemand anderen, mit dem du reden kannst?«, fragte sie, ohne mir dabei in die Augen zu sehen. »Was ist eigentlich mit Katie? Ihr beiden Mädchen standet euch doch immer so nah.«
    »Sie hat jetzt eine neue beste Freundin.« Ich fügte nicht hinzu, dass die neue Freundin wahrscheinlich ein parasitärer Shapeshifter war, der ihr all ihre Sachen stahl. Das schien mir zur Abendessenszeit ein wenig zu dramatisch.
    »Oh. Und was ist mit den anderen?«, beharrte Mum. »Du hattest früher so viele Freundinnen.«
    »Und jetzt habe ich eben keine mehr«, sagte ich, fast ein wenig zu laut. »Jetzt habe ich nur Ami.«
    Vielleicht hätte ich ihr von Lachlan erzählen können, aber was genau sollte ich sagen ? Da ist ein Junge an der Schule, den ich

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