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Du denkst, du weißt, wer ich bin

Du denkst, du weißt, wer ich bin

Titel: Du denkst, du weißt, wer ich bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Bailey
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»Warte. Ich komme mit dir.«
    Wie lange war Lachlan schon hier gewesen? Es spielte keine Rolle. Er war da, und ich war froh darüber. Irre froh. Er hob eine Augenbraue. »Aber natürlich nur, wenn du meine Hilfe willst.«
    Ich traute meiner Stimme nicht ganz, also nickte ich nur.

ELF
    Wir suchten zuerst in der Umgebung der Stadthalle, kontrollierten jeden Busch, Baum und finsteren Winkel. Ich blickte sogar in den Zierbrunnen mit den eingemeißelten Delfinen am äußeren Rand – und sah nichts außer meinem eigenen Gesicht, das sich auf der Wasseroberfläche krümmte. Als Nächstes suchten wir drinnen, schoben uns an den kichernden Mädchen auf der Tanzfläche vorbei, den Schmusepaaren und den Jungen, die sich heimlich hinter den Topfpalmen die Kante gaben. Ich ging in die Toilette und zur Garderobe. Katie war nicht da. Ami war auch verschwunden.
    Lachlan und ich trafen auf der Vordertreppe wieder aufeinander. Lachlan sah mich an. »Wo suchen wir jetzt?«
    Katie konnte überall sein. »Lass uns die Straße runter gehen.«
    Es war gut, die Halle hinter sich zu lassen, und wir gingen nebeneinander her, kontrollierten alle Eingänge, die Bushaltestellen und suchten hinter den Mülltonnen, die in der Allee neben dem Rainbow Hotel aufgestellt waren. Dann nahmen wir den Weg, der zum Strand führte. Als mein Puls davongaloppierte, hämmerte ich mir ein, ich würde den Halt nicht verlieren. Und wenn es auch das erste Mal war, dass ich seit dem Vorfall hierher zurückkam. Ich war vor gar nicht langer Zeit vorbeigefahren. Auf dem Sand zu laufen, konnte doch nicht so viel anders sein?
    Du wirst das Wasser nicht einmal sehen können. Es ist zu dunkel. Mach einfach weiter.
    Als wir näher kamen, versuchte ich mich an alles zu erinnern, was mir Frau Doktor Richter im Falle einer Panikattacke empfohlen hatte. Den Atem kontrollieren. Mich daran erinnern, dass ich nicht mehr in der Vergangenheit lebte. Ich konnte nicht zulassen, dass Lachlan mich schnaufen hörte wie einen Wonk, denn dann hätte er gefragt, was los war, und ich hätte lügen müssen oder erzählen, was ich getan hatte.
    Der Wind nahm unaufhörlich zu und ließ die zackigen Kleiderfetzchen um den Haifischbiss flattern wie kleine Flaggen. Als wir den Pfad verließen und auf den Sand traten, blieb Lachlan stehen und sah mich an. »Sie ist wahrscheinlich nicht hier, weißt du«, sagte er. »Ich wette, sie hat ein Taxi genommen und ist nach Hause gefahren.«
    Ich wusste, dass er wohl recht hatte. Und wenn die Situation umgekehrt gewesen wäre, hätte Katie sicher nicht hier draußen nach mir gesucht. Wenn ich jetzt gehen würde, wäre ich in einer halben Stunde zu Hause, sicher und warm in meinem Wahrsagerzelt, wo ich mich von Luxe beruhigen lassen würde. Aber das war die bequeme Lösung. Die der alten Olive.
    Ich schleuderte die Schuhe weg und grub meine Füße in den kalten Sand. »Geh ruhig, wenn du möchtest«, sagte ich bestimmt. »Ich suche noch weiter.«
    »Dann bleibe ich auch«, sagte Lachlan und zog sein Jackett aus. »Hier, nimm.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Mir ist nicht kalt.«
    Lachlan warf sich das Jackett über die Schulter und wir stapften weiter, riefen nach Katie und suchten den Sand ab. Eine leiernde Melodie begann in meinem Kopf zu kreisen: Das ist sinnlos, zwecklos, hoffnungslos.
    Lachlan blieb stehen, seinen Kopf geneigt. Er horchte angestrengt. »Ich habe etwas gehört«, sagte er.
    Eine Menge Trucks benutzten die Strandstraße, vor allem nachts, um so die Radarfallen und Ampeln zu umgehen. Ich stand neben ihm und lauschte angestrengt. Zuerst nichts. Und dann ein ganz schwaches Geräusch. Es hätte eine Möwe sein können. Oder eine Katze. Und doch war es weder das eine noch das andere. Etwas war daran – die Möglichkeit einer Notlage – dass Lachlan und ich auf die hohe Mauer zusprinteten, die den Strand von der Straße trennte. Lachlan erreichte sie als erster und kletterte hoch. Oben angekommen, lehnte er sich zurück und streckte die Hand nach mir aus. Ich zögerte. Ich war ziemlich sicher, dass ich auch alleine auf die Mauer klettern könnte. Dann stellte ich mir vor, was Ami sagen würde . Um Gottes Willen, Olive, jetzt lass ihn dir doch helfen.
    Also hob ich meine Hand, und Lachlan packte sie und zog mich hoch. Einen Moment später war ich auf dem Fußweg neben ihm. Noch einmal dieses Geräusch – jetzt aber näher. Und klarer.
    »Sieh mal!« Lachlan deutete auf einen zusammengesackten Haufen mitten auf der Straße – zu klein, als

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