Du denkst, du weißt, wer ich bin
dass es sich um einen Menschen handeln konnte. Zu bewegungslos. Es ist ein Müllbeutel. Irgendjemand hat ihn einfach aus dem Autofenster geschleudert .
Dann stöhnte die Gestalt, und in Windeseile war Lachlan bei ihr und kniete sich nieder. »Es ist Katie«, rief er.
Ich zögerte eine Sekunde am Bordstein – Trucks und Autos hatten die unangenehme Angewohnheit, an diesem Streckenabschnitt wie aus dem Nichts aufzutauchen – dann rannte ich zu ihm hin. Katie war zu einem C gekrümmt. Ich nahm eine ihrer Hände. Sie war eiskalt. »Was ist passiert?«, fragte ich sanft. »Bist du gefallen? Von einem Auto angefahren worden?«
Katie schüttelte langsam den Kopf. Die Straßenlichter erhellten die Schmutzstreifen auf ihrem Gesicht.
Lachlan starrte die Straße entlang, und ich konnte erkennen, wie beunruhigt er war.
»Kannst du aufstehen?«, fragte er Katie. »Kannst du gehen?«
»Nein«, sagte Katie und ihre Stimme brach. »Kann ich nicht.«
Lachlan sah mich an. »Wir müssen sie von der Straße bekommen«, murmelte er. »Da kommt was.« Er legte seine Arme um Katie und sagte sanft: »Ich hebe dich jetzt hoch, okay? Sag mir, wenn dir etwas wehtut.«
Mit einer einzigen zügigen Bewegung hatte er Katie von der Straße gehoben und trug sie wie ein Kind hinüber zum Fußweg. Ich hatte es gerade eben von der Straße weg geschafft, als ein Truck mit röhrender Hupe vorbeiraste.
Lachlan faltete sein Jackett und legte es unter Katies Kopf.
»Muss ich sterben?«, flüsterte sie.
»Natürlich nicht«, antwortete Lachlan. »Aber ich rufe einen Krankenwagen. Nur damit du nicht zu Fuß in die Stadt zurück musst. Okay?«
Katie nickte, und Lachlan zog sein Handy hervor und ging ein paar Schritte zur Seite. Einen Moment später hörte ich ihn mit dem Notruf sprechen, erklären, wo wir waren, wie die Lage war – wie er es wohl tausendmal getan hatte. Und ich fühlte mich plötzlich grässlich, dass ich ihn als Mr Rettungsschwimmer verspottet hatte. Er war bewundernswert.
Katie lächelte schläfrig. »Lustig. Eben habe ich so gefroren, jetzt fühle ich mich so angenehm warm.«
Ich sah ihre herabhängenden Augenlider an. Das war mit Sicherheit kein gutes Zeichen. »Du musst wach bleiben«, entgegnete ich und rieb ihr den Arm.
»Nur ein kleines Schläfchen«, sagte Katie leise.
Als Lachlan zurückkam, warf er einen Blick auf Katie und runzelte die Stirn. »Wir müssen sie warm und wach halten«, murmelte er in meine Richtung. »Lass uns ganz dicht neben ihr liegen. So können wir versuchen, sie zu wärmen.«
Um ehrlich zu sein, meine Reserven an Körperwärme waren inzwischen auch ziemlich aufgebraucht – das Haifischbiss-Kostüm war unterm Strich doch nicht so eine tolle Idee gewesen –, aber ich legte mich neben Katie und drückte ihr meinen Körper an die Seite. Ich erwartete fast, dass sie meinen Arm ärgerlich wegstoßen würde, aber sie tat es nicht. Lachlan legte sich zu ihrer anderen Seite nieder, seinen Rücken auf der Straße, und spannte seinen Arm über Katies Körper, sodass er auf meiner Schulter auflag.
Katies Augen waren immer noch geschlossen, und ihr Atem begann, langsamer und tiefer zu werden. »Okay, Katie«, sagte ich übertrieben laut. »Stell dir vor, du bist berühmt. Dein Agent hat dich für ein fantastisches Engagement in Paris gebucht, und ich bin eine Journalistin, die einen Beitrag über dich schreibt.«
»Und wer bin ich?«, fragte Lachlan.
»Du bist der Fotograf«, sagte ich.
Eines von Katies Augenlidern zuckte. »Für welches Magazin schreibst du?«
»Mmh … Yen. Also, ich höre, Sie sind 172 Zentimeter groß?«, parodierte ich einen Journalisten.
Katie riss die Augen auf und funkelte mich an. »Olive, ich bin 175!«
Als Lachlan lachte, schüttelte seine Hand meine Schulter.
»Verzeihung«, sagte ich. »Natürlich, 175, Katie. Ich glaube, Ihr erster großer Durchbruch war der Gewinn des Süßesten Lächelns beim Strandwettbewerb Ihrer örtlichen Zeitung. Können Sie uns sagen, was hinter Ihrem riesigen Publikumserfolg steckt?«
Wir drei lagen ungefähr zehn Minuten so, während wir auf den Notarztwagen warteten. Eng zusammengequetscht stellte ich Katie Fragen, um sie wachzuhalten, die ganze Zeit war ich mir Lachlans Hand auf meiner Schulter durchaus bewusst. Jedes Mal, wenn seine Finger sich auf meiner Haut bewegten, fragte ich mich, ob er das mit Absicht tat.
Endlich ertönte das Martinshorn, und das Blaulicht kam immer näher.
Lachlan und ich fuhren mit Katie im Krankenwagen.
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