Du denkst, du weißt, wer ich bin
ganze Wochenende mit hin. Kannst du dir vorstellen, dass Oona Freundinnen hat?«
Das konnte ich tatsächlich nicht.
»Hier kommt das Beste«, fuhr Miranda fort. »Ich werde eine Party schmeißen. Eine superexklusive – gleich nach der Schule. Dann wird Oona schon weg sein.«
»Ich arbeite heute Abend«, sagte ich kühl.
Mirandas Gesicht verzog sich, wie immer, wenn jemand sie ärgerte. »Dann melde dich doch krank«, entgegnete sie. »Im Ernst. Das da kannst du unmöglich verpassen. Es wird incroyable .«
»Ich habe mich in letzter Zeit ein bisschen zu oft krankgemeldet«, gab ich zu bedenken. »Noah wird nicht gerade begeistert sein.«
Miranda runzelte die Stirn. »Bist du jetzt mit Absicht so dämlich?«, fragte sie. »Ich meine, noch dämlicher als sonst? Dann komm doch nach der Arbeit. Die Party wird die ganze Nacht durch dauern. Wahrscheinlich auch den ganzen Samstag.«
»Nein.« Ich war lange genug zu gehemmt gewesen, dieses Wort zu Miranda zu sagen. Aber als ich es jetzt tat, genoss ich es fast. »Ich habe meiner Mum versprochen, den Samstag zu Hause zu verbringen«, erklärte ich. »Wir backen einen Kuchen und sehen uns Filme an.«
Miranda kicherte. »Das meinst du doch nicht ernst .«
»Doch, sicher«, sagte ich.
»Du kommst also tatsächlich nicht?«
Ich schüttelte den Kopf. »Tut mir leid.« Obwohl das nicht stimmte.
Mirandas Hände verkrampften sich. Auch ihr Gesicht. »Du Schlampe .«
Das Wort traf mich wie eine Faust, und ich weiß, es sollte mich k.o. schlagen, oder mich zumindest auf die Palme bringen. Aber ich fühlte nichts.
»Du kannst mich nicht einfach so abservieren«, sagte sie. »Das lasse ich nicht zu.« Dann drehte sie sich um und stolzierte davon.
DREIUNDZWANZIG
Den ganzen Rest des Tages sprach Miranda nicht mit mir, noch sah sie in meine Richtung. Das sollte natürlich meine Strafe sein, aber es war in Wirklichkeit eine Erleichterung – als wenn man zu enge Jeans auszieht. Ich atmete aus. Entspannte mich ein bisschen. Als ich nach Hause kam, waren Mum und Toby draußen. Mum hatte dicke, viel zu große Gartenhandschuhe an und zerrte Efeu von der Vorderseite des Hauses. Zurück blieben winzige klauenartige Spuren auf der Mauer. Ralphy rannte mit einem langen Efeuzweig im Maul herum, schüttelte ihn wild und knurrte.
»Aber ich mag Efeu«, protestierte Toby gerade.
»Ich doch auch«, sagte Mum. »Er muss nur unter Kontrolle gehalten werden. Er wächst sonst in die Regenrinnen, und dann verstopfen sie.«
Das war früher immer Dads Job gewesen. Die Handschuhe gehörten ihm auch. Ich ging hinüber und genoss die Sonne auf meinem Gesicht. »Hi.«
Mum lächelte. »Hallo, Süße«, sagte sie. »Oh, bevor ich es vergesse. Noah hat angerufen. Er hat gesagt, es würde heute Abend so ruhig, also wird er dich nicht brauchen.«
»Wirklich?«
»Freust du dich nicht? Das heißt, unser Familienwochenende kann sofort anfangen.« Mum grinste frech. »Vielleicht kann es ja damit beginnen, dass du mir bei diesem Efeu hilfst?«
Ich nickte. »Klar. Ich gehe mich nur schnell umziehen.«
Als ich meinen Kleiderschrank öffnete, rasselten und klirrten die ganzen leeren Kleiderbügel aneinander. Trotzdem fand ich, was ich suchte – meine alte Trainingshose und einen verschlissenen Pullover mit einem Loch am Kragen. Sie waren ausgeleiert, aber wenigstens bequem.
Ich wollte gerade zurück nach draußen gehen, als mein Handy klingelte. Mirandas Name erschien auf dem Display.
Du brauchst nicht dranzugehen . Sie kann es ja nicht wissen . Aber schließlich antwortete ich trotzdem. Ich hoffte halb, sie würde sich dafür entschuldigen, mich Schlampe genannt zu haben, und mir gefiel die Idee, sie das sagen zu hören.
»Hallo, Olive.« Miranda klang kleinlaut. Ein wenig nervös. »Ich rufe nur an, um mich zu entschuldigen, dass ich heute so ein totaler Wonk war. Ich nehme an, ich war so sauer, dass du nicht zu meiner Party kommen wolltest, vor allem, weil ich die ganze Sache extra deinetwegen arrangiert habe.«
Ich wusste, die beste Art, damit umzugehen, war, es einfach zu ignorieren. Warum war das dann so schwierig bei Miranda? »Ich war nicht unhöflich«, sagte ich. »Ich –«
»Entschuldigung angenommen«, fiel mir Miranda ins Wort. Dann fügte sie mit einem tiefen Seufzer hinzu: »Ich lass dich jetzt besser gehen. Ich nehme an, du musst dich für deine Arbeit fertigmachen.«
»Tatsächlich ist meine Schicht abgeblasen worden«, gab ich zu und bereute es sofort.
»Wirklich?
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