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Du Durchschaust Mich Nicht

Du Durchschaust Mich Nicht

Titel: Du Durchschaust Mich Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Farid
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diese gespielte Person.
    Wie machen Schauspieler das? Filmschauspieler tun oft viel dafür, um ihre Rollen mit Leben zu füllen; statt sich Polster unter die Kleider zu stopfen, fressen sich manche regelrecht Kilos an, um die passende Figur zu haben. Charlize Theron hat für die Rolle einer aufgedunsenen Serienmörderin in dem Film
Monster
13  Kilo zugenommen. Und der sonst muskulöse Rapper 50  Cent nahm 25  Kilo ab, um einen krebskranken Footballspieler zu mimen. Schauspieler machen das unter anderem, um ein authentisches Gefühl für den übergewichtigen oder mageren Körper ihrer Rollenfigur zu bekommen. Sie lassen sich die Haare abrasieren und gehen für Recherchezwecke sogar freiwillig ins Gefängnis.
    Wenn man an Houdinis und Blaines Sensationsillusionen denkt, dann sind sie mit ihren Selbstexperimenten gar nicht so weit von den Schauspielern entfernt, die ihren Zuschauern ebenfalls extreme Gefühle vermitteln möchten. Und darum geht es in der Kunst der Magie: Es werden Emotionen vermittelt.
    Damit eine Illusion gelingt, müssen Gefühle möglichst echt rüberkommen. Und da können wir Magier einiges von unseren Kollegen beim Film lernen. Zum einen müssen wir Magier uns in Menschen und Situationen einfühlen können, damit wir genau steuern können, dass eine Illusion den gewünschten Ausgang nimmt. Und natürlich braucht es auch eine gewisse Schauspielkunst, um in seiner Rolle als Magier zu überzeugen; dass die Zuschauer mitgehen und sich dem Erleben der Illusion hingeben. Dazu kommt, dass wir so schauspielern müssen, dass niemand unsere geheimen Handlungen mitbekommt. Mit Hilfe schauspielerischer Techniken kann ich die Kunst der Ablenkung noch perfektionieren. Und dabei gibt es verschiedene Aspekte.
    Die Stimmung
    Um auf der Bühne zu überzeugen, muss ich eine Stimmung schaffen, die die Illusion plausibel erscheinen lässt. Es ist ein Unterschied, ob ich Rasierklingen schlucke oder das Erscheinen eines Autos präsentiere. Dabei sind das passende Licht und das passende Bühnenarrangement äußerst wichtig. Kommen gedämpfte oder helle Scheinwerfer zum Einsatz? Weißes oder buntes Licht, eine schwarze Stoffkulisse oder eine Gerüstkonstruktion im Hintergrund? Wird Rauch eingesetzt? Gibt es Klänge oder gar Musik?
    Jedes Detail beeinflusst die Stimmung auf der Bühne und welche Erwartung sich im Zuschauer einstellt. Auch die Wahl meiner Worte und die Art, wie ich mit dem Publikum spreche, wie ich mich bewege und wo ich mich in welchem Moment befinde, schaffen die nötige Atmosphäre und schüren Erwartungen.
     
    Schauspielerisch die Aufmerksamkeit des Zuschauers lenken:
    Ich muss sowohl die bewusste als auch die unbewusste Aufmerksamkeit des Zuschauers im Blick haben und manipulieren. Generell richtet man seine Aufmerksamkeit dorthin, wo man etwas von Interesse vermutet. Geht also ein Vorhang auf einer Bühne auf, wird sich der Zuschauer nicht umdrehen und zur hinteren Eingangstür des Saals schauen. Aber wenn ich aus Versehen eine Spielkarte fallen lasse, folgen die Zuschauerblicke der fallenden Karte, auch wenn das nicht von Interesse ist und ich im gleichen Moment vor meiner Brust eine bestimmte Karte präsentieren würde. In diesem Moment löst das unerwartete Fallen der Karte und die Bewegung, die diese verursacht, einen Wechsel der Aufmerksamkeit aus.
    Das bedeutet, dass ich immer das ins Zentrum der Aufmerksamkeit der Zuschauer rücken muss, von dem ich möchte, dass sie es wahrnehmen. Und ich muss vermeiden, dass dieses gezielt geweckte Interesse durch irgendetwas anderes gestört wird.
    Aber wie erreiche ich das? Ganz einfach. Es sollte immer möglichst eine Aktion nach der anderen passieren – es sei denn, ich möchte durch einen eröffneten Nebenschauplatz die Aufmerksamkeit kurzzeitig auf etwas anderes lenken.
    Es ist wichtig, dass ich in jeder Sekunde selbst Interesse an der Sache ausstrahle. Ein routinierter Magier, der seine Illusion zum hundertsten Mal vorführt, muss immer noch fähig sein, sich für seine eigene Nummer zu begeistern, um das Publikum mitzunehmen. Auch ein Theaterschauspieler muss jeden Abend neu in seine Rolle schlüpfen und sie mit Inbrunst spielen, als wäre es das erste Mal. Strahlt ein Schauspieler oder ein Magier Langeweile während seines Spiels aus, so wird auch diese Empfindung den Zuschauer erreichen und die Illusion stören.
    Die einfachste Form, das Interesse für einen Gegenstand zu wecken, ist, darauf zu zeigen. Der Zauberstab war über Generationen von

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