Du findest mich am Ende der Welt
immer Sie sind, die da mit goldenen
Pfeilen nach meinem Herzen zielt â denn von einem sanften Herabsinken kleiner
Goldpartikel kann nach einem solchen Brief doch nicht im Ernst die Rede sein â,
Sie sollen wissen, daà Ihr für mich so höchst überraschendes Schreiben die
beabsichtigte Wirkung nicht verfehlt hat.
Dennoch sollten Sie nicht so leichtfertig Ihre
Finger verwetten, Verehrteste, denn es könnte durchaus sein, daà Sie diese
schönen GliedmaÃen noch brauchen werden, sei es, um wiederum mir zu schreiben,
sei es, um andere Dinge damit zu tun, die ich an dieser Stelle aus Gründen der
Schicklichkeit nicht näher ausführen möchte (und wenn Sie jetzt erröten, so
soll mir das eine süÃe Rache sein für Ihre nächtlichen Träumereien mit offenen
Augen, in denen meine Hände ungefragt eine gewagte Rolle spielen).
Wenn ich Ihnen erst jetzt, unverzeihliche zwei
Tage später, antworte, so hat das seine Ursache darin, daÃ, warum auch immer,
mein wohltemperiertes Leben gerade auf höchst rasante Weise in eine Art
Schieflage zu geraten scheint, die mich ohne Pause in Atem hält.
Seit jenem Morgen vor zwei Tagen, als ich Ihr
himmelblaues Kuvert aus dem Postkasten zog, überstürzen sich seltsamerweise die
Ereignisse, ich bin kaum noch zur Ruhe gekommen, vom Schlafen ganz zu
schweigen, und wenn ich Ihnen versichere, daà dies mein erster ruhiger Moment
ist, müssen Sie mir bitte glauben!
Ihr Brief hat mich gleichermaÃen verwirrt und
bezaubert.
Seit Donnerstag denke ich ununterbrochen darüber
nach, wer sich hinter der Principessa verbirgt. Ist es eine Frau, die ich
kenne? Und wenn ja, woher und seit wann? Und in welchem MaÃe? Mein Gehirn
arbeitet fieberhaft und kommt doch zu keinem Ergebnis. Denn Sie enthalten mir
alles vor, alles auÃer Ihren Worten, die voller nebulöser Andeutungen und
unglaublicher Versprechungen sind.
Was soll ich davon halten, Principessa? Kommen
Sie aus Ihrem Versteck! Gerne möchte ich zum glücklichsten Mann werden, den
Paris, ja, den die Welt je gesehen hat! Aber zum Glück gehören nicht nur Worte,
sondern auch Taten, die ich allzugern vollbringen wollte, würden Sie es mir nur
erlauben.
So gerne hätten Sie mich geküÃt, als unsere Hände
sich berührten? Mon Dieu, wer so schreiben kann, der soll wohl gut küssen
können! War ich denn mit Blindheit geschlagen, daà ich diesen glücklichen
Moment einfach habe verstreichen lassen? Schon jetzt fange ich an mich zu
ärgern, daà nicht ich Sie geküÃt habe. Wie Sie so richtig bemerkt haben (und
Ihre Anspielung auf immer andere Frauen an meiner Seite ist nicht nur
indiskret, sondern auch ein biÃchen frech), bin ich ein Mann, der die Frauen
sehr anziehend findet und sehe darin auch kein Verbrechen. Dennoch ist
offensichtlich etwas sehr Wichtiges meiner Aufmerksamkeit entgangen â nämlich
Sie! Ein unverzeihlicher Fehler, wie mir scheint.
Und nun bestrafen Sie mich damit, daà Sie mich
rasend neugierig machen. Sie wissen einiges über mich, ich hingegen fast nichts
über Sie â und das finde ich bereits nach zwei Tagen nahezu unerträglich.
Muà ich nun in alten Alben und AdreÃbüchern
suchen, um Sie zu finden? In welche Richtung soll ich meine Schritte lenken?
Vor, zurück â oder noch ganz woanders hin?
Auch wenn Sie sich hinter spitzzüngigen Worten
verschanzen, aus Ihnen spricht eine liebende, zumindest aber eine verliebte
Frau, und deswegen bitte ich Sie, nein, ich fordere Sie auf, meine schöne
Unnahbare, Ihrem Herzen und dem Duc angemessenen Tribut zu zollen und mir
wenigstens einen kleinen Hinweis zu geben (dem gerne ein groÃes Dîner an einem
standesgemäÃen Ort folgen darf, zu dem ich Sie jetzt schon einlade).
Principessa! Seit zwei Tagen laufe ich aufs
schönste unkonzentriert durch die Welt, weil Sie mir nicht mehr aus dem Kopf
gehen. Ich verpasse Termine, ich höre nicht richtig zu, ich vergesse zu essen,
und Sie sind mein liebstes Rätsel. Aber das wollten Sie ja, nicht wahr?
Sie haben mich verführt, und nun bin ich
gespannt, wohin Sie mich noch weiter führen werden. Ich wäre nicht der Mann,
der ich bin, könnte ich mir da nicht einiges vorstellen.
Ihre Herausforderung ist hiermit angenommen, ein
Duc weià sehr wohl mit seinem Florett umzugehen und muà ein Duell, so zärtlich
oder heftig es auch immer ausgetragen werden mag, nicht
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