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Du findest mich am Ende der Welt

Du findest mich am Ende der Welt

Titel: Du findest mich am Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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aufgeregt an meinem Mantel herumwischte. »Gott sei Dank
war es nur Wasser. Mon Dieu, mon Dieu! Geht
es, Monsieur?! Wollen Sie den Mantel jetzt nicht doch lieber ausziehen,
Monsieur?«
    Ich
drehte mich um und starrte ihn haßerfüllt an. Wenn er noch einmal »Monsieur«
sagte, würde ich ihm den Hals umdrehen.
    Â»Der
Mantel bleibt an«, knurrte ich und steckte die Hände entschlossen in meinen
Trenchcoat. »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen
wollen! Ich habe zu tun!«
    Ich
machte ein paar Schritte, sah mich kurz um und stellte mit Genugtuung fest, daß
der Kellner verstört stehengeblieben war. Seine Augen hatten einen
mißtrauischen Ausdruck angenommen. Wahrscheinlich hielt er mich jetzt für so
einen schmierigen Privatdetektiv, der untreuen Ehefrauen hinterherspioniert –
und so fühlte ich mich allmählich selbst.
    Die
große Uhr zeigte fünf nach eins. Wo blieb die verdammte Principessa?
    Wieder
suchte ich die Tische nach einer mir bekannten weiblichen Person ab. Und dann
blieb auch ich verstört stehen, weil ich meinen Augen nicht traute.
    An
einem der Tische unterhalb der Bahnhofsuhr hatten zwei Frauen Platz genommen.
Die eine war ein Mädchen in Jeans und mit dunkelblondem Pferdeschwanz, der
unternehmungslustig wippte, als sie jetzt nach der Speisekarte griff. Die
andere war eine auffallend große Person mit feuerrotem Haar und riesigen
goldenen Creolen.
    Es war Jane Hirstman, und sie winkte mir enthusiastisch zu.
    Ich bete selten in meinem Leben. Nur wenn die Not wirklich groß
ist, erinnere ich mich wieder daran, daß es möglicherweise einen Gott gibt, der
das Schlimmste verhindern kann, wenn man ihn eindringlich genug darum bittet.
    Als
ich die fröhlich winkende Jane sah, fiel mir der himmlische Vater wieder ein.
    Bitte, lieber Gott, flehte ich stumm, laß es nicht Jane sein! Bitte
mach, daß nicht Jane diese wunderbaren Briefe geschrieben hat. Das ist nicht
möglich! Das darf einfach nicht sein, denn sonst …
    Ja, was war denn sonst? Sonst stürzte mein ganzes schönes
Phantasieschloß ein, das ich um die geheimnisvolle Principessa errichtet hatte,
einer ganz besonderen Frau, einer verlockenden Circe, die ebenso bezaubernd wie
erotisch war, klug und gewitzt, und die sich über die Maßen in mich verliebt
hatte.
    Und doch war es Jane, die hier im Train Bleu saß, zur Mittagszeit,
in Begleitung einer Freundin, die auch ihre Tochter hätte sein können. Es war
nicht zu fassen! Mein Herz schnurrte enttäuscht zusammen wie ein Ballon, aus
dem die Luft entweicht.
    Â»Jean-Luc!« rief Jane und winkte wieder. »Huhu, Jean-Luc!« Sie strahlte
über das ganze Gesicht. » How are you?! «
    Ich nickte beklommen und trat vorsichtig an ihren Tisch.
    Â»Hallo … Jane.« Mein Magen krampfte sich zusammen, und ich rang mir
ein Lächeln ab. »Was für eine Überraschung! Ich … ich wußte gar nicht, daß Sie
in Paris sind.«
    Â»Ja, es war ein ganz spontaner Entschluß«, sagte sie und grinste.
»Ich hätte mich auch noch persönlich gemeldet. So good to
see you, my friend! «
    Sie stand auf und gab mir einen schmatzenden Kuß auf die Wange. Ich
zuckte zusammen, aber sie bemerkte es nicht.
    Â»Bitte, setzen Sie sich doch zu uns und essen Sie mit. Ich hatte
gestern schon im Saint-Simon angerufen und nach Ihnen gefragt, weil ich Sie in
der Galerie nicht erreichte. Mein blödes mobile funktioniert nicht – alle Nummern sind weg! – Aber sehen Sie, es klappt auch
so! Das nenne ich Gedankenübertragung!« Sie sah mich erfreut an. »Und was
machen Sie hier, Jean-Luc?«
    Bildete ich mir das ein, oder hatte sie mir zugezwinkert?
    Â»Ich …? Ja, ich … äh …«, stotterte ich unsicher. »Ich hab eigentlich
jemanden gesucht …«
    Â»Sie können aufhören zu suchen, denn nun haben Sie uns gefunden,
Darling, hahaha.« Jane lachte über ihren eigenen Scherz.
    War es ein Scherz?
    Â»Das ist übrigens Janet, meine
Nichte. Sie studiert Kunstgeschichte.« Jane wies auf das Mädchen neben sich.
»Janet – das ist Jean-Luc, von dem ich dir schon soviel erzählt habe. Du mußt
unbedingt seine Galerie sehen. Amazing, just amazing! Die Bilder werden dir gefallen.«
    Janet reichte mir lächelnd die Hand. »Da bin ich mir sicher! Der
Galerist gefällt mir jedenfalls schon sehr«, erklärte sie kess.
    Ich

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