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Du gehörst zu mir

Du gehörst zu mir

Titel: Du gehörst zu mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Gesicht in eines der Kissen vergraben, schlief er so tief und fest als habe man ihm ein Beruhigungsmittel eingeflößt.
    Als Madeline eintrat setzte der Kammerdiener gerade einen Wasserkübel und einen Stapel Leinentücher auf dem Nachtschränkchen ab. Ein zierlicher Sessel war neben das Bett geschoben worden, doch Madeline zog den Bettrand vor. Als sie sich auf das Bett setzte, drehte sich Logan unverständlich murmelnd zu ihr um, seine Lider blieben jedoch geschlossen. Sein Atem ging stoßweise.
    »Es ist alles in Ordnung«, flüsterte Madeline, während sie ein Leinentuch in das Wasser tauchte, es auswrang und auf seine glühende Stirn legte. Die Kälte schien ihm Erleichterung zu verschaffen, denn seine Haltung entkrampfte sich. Sie streckte ihre Hand aus und streichelte vorsichtig über sein schönes Haar, wie sie es sich insgeheim so häufig vorgestellt hatte. Es fühlte sich so weich und dicht wie kostbarste Seide an.
    Sie beobachtete sein Gesicht, die faszinierende Schönheit seiner ebenmäßigen Züge. Seine langen Wimpern berührten seine Wangen, die Lider flatterten, während er sich dem Fiebertraum ergab. Ein so stolzer, hünenhafter Mann lag hilflos schlafend vor ihr und murmelte wie ein ängstliches Kind vor sich hin. Wäre sie in ihn verliebt würde sie sein Anblick mit Entsetzen erfüllen.
    Madeline saß reglos da und versuchte den dumpfen Schmerz zu verstehen, der ihre Brust umfing. Wäre sie in, ihn verliebt würde der Schmerz nie versiegen. Die Erinnerung an ihn würde sie ihr ganzes Leben lang verfolgen … weil es nie wieder einen Mann wie ihn gäbe.
    Sie überdachte ihr eigenes Problem. Ihr blieb nur noch wenig Zeit. Vielleicht war es bereits zu spät und ihre Eltern hatten ihr Fernbleiben von der Schule bemerkt. Wenn dem so war, waren sie außer sich vor Sorge. Sie würden sie suchen – und wenn sie sie gefunden hätten, so lange zur Rede stellen und tyrannisieren, bis sie ihrem Druck nachgab. Trotz ihres versuchten Widerstandes würde sie die Braut von Lord Clifton werden. Es sei denn, sie war nicht mehr unberührt.
    Sie sollte umgehend verschwinden und eine Affäre mit irgendeinem Mann beginnen. Zweifellos gab es eine ganze Reihe von willigeren Kandidaten als Logan Scott. Keine Sekunde lang hatte sie damit gerechnet dass es so schwierig sein würde, ihn zu verführen – bei seinem Ruf. Allerdings hatte sie weder seine vielschichtige Persönlichkeit noch seine unerwarteten Skrupel berücksichtigt. Er hatte sie nicht entehren wollen, und sie durfte sich nicht einbilden, dass sie seinen Entschluss noch umstoßen könnte.
    Hier wurde sie nicht gebraucht. Scott hatte Bedienstete, die sich um ihn kümmerten, einen hervorragenden Arzt und zahllose Freunde und Bekannte. Er würde auch ohne ihre Hilfe wieder genesen. Stirnrunzelnd betrachtete Madeline den Schlafenden. Sie saß auf dem Bett, wechselte die kalten Umschläge und träufelte ihm einige Tropfen Medizin auf die Lippen, wenn sein Husten unerträglich wurde.
    Hin und wieder erschien ein Diener und fragte, ob Madeline etwas brauchte, was sie jedes Mal verneinte.
    Abgesehen von diesen kurzen Störungen erweckte es Anschein, als gäbe es kein Leben außerhalb dieses Schlafzimmer Die Minuten wurden zu Stunden, bis Nachmittagshimmel schließlich der Dämmerung wich.
    Als Madeline wieder Fleischbrühe bestellen wollte, echte Scott. Er streckte sich und blinzelte sie mit fiebrigen Augen an. Vorsichtig entfernte Madeline das feuchte Tuch von seiner Stirn und nahm ihren Platz auf dem Bettrand wieder ein. »Mr. Scott«, hauchte sie lächelnd.
    Er starrte sie mit verwirrtem, abwesendem Gesichtsausdruck an, als sei sie eine Traumgestalt, doch dann huschte ein Lächeln über seine Lippen. Von Hustenanfällen geschüttelt erwiderte er mit heiserer Stimme: »Mir scheint …
    ich werde Sie nie loswerden.«
    Madeline goss ein Glas Wasser ein und half ihm beim Trinken, während sie das Glas festhielt und seinen Kopf abstützte. Geschwächt lehnte er sich auf ihren Arm und trank einige Schlucke. Er war überaus schwer, und ihre Armmuskulatur verkrampfte sich unter seinem Gewicht. Als er fertig war, wandte er sein Gesicht ab, und sie drückte ihn zurück in die Kissen.
    »Möchten Sie, dass ich gehe?« fragte sie leise.
    Er schloss die Augen und schwieg so lange, dass sie schon glaubte, er sei erneut eingeschlafen.
    »Bleiben Sie«, erwiderte er schließlich.
    »Soll ich irgendjemanden holen lassen, der für Sie sorgt? Einen Freund oder einen

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