Du gehörst zu mir
Verwandten?«
»Nein. Ich möchte Sie.« Er schloss die Augen, die Unterhaltung war beendet. Seine Finger umklammerten den Stoff ihres Kleides.
Trotz ihrer Besorgnis hätte Madeline lachen mögen. Selbst im Krankenbett verhielt er sich so befehligend wie immer. Aus irgendeinem Grund wollte er, dass sie blieb. Er vertraute ihr. Sie vergaß jeden Gedanken an einen Aufbruch. »Logan«, murmelte sie zärtlich seinen Namen.
Nachdem ihr ehrgeiziger Plan bisher gescheitert war, hielt sie nun in einem Krankenzimmer Wache. Nichts war planmäßig verlaufen. Und am sonderbarsten war, dass sie ihre eigenen Probleme völlig verdrängt hatte. Sie wollte nur noch, dass Logan bald wieder gesund wurde.
Sie ging zu einem Sekretär, der unter einem der Schlafzimmerfenster stand, und schrieb eine Nachricht an Mrs. Florence, in der sie ihre Situation schilderte.
Dann faltete sie den Brief sorgfältig, versiegelte ihn mit braunem Wachs und läutete einem Mädchen, dem sie auftrug den Brief an Mrs. Florences Adresse in der Somerset Street weiterzuleiten. »Bitte schicken Sie einen Diener dorthin, der meine persönlichen Sachen abholt«, fügte sie hinzu, und das Hausmädchen machte einen Knicks und verschwand.
Madeline nahm ihre Wache am Bettrand wieder auf Es schien, als verschlechtere sich Logans Zustand von Stunde zu Stunde, das Fieber stieg zunehmend. Er war zu erschöpft, um sich zur Wehr zu setzen, als sie ihm löffelweise Fleischbrühe einflößte. Aufgrund von Madelines hartnäckigen Bemühungen hatte er schließlich eine halbe Tasse der nahrhaften Flüssigkeit zu sich genommen; dann fiel er erneut in einen unruhigen Schlaf.
Irgendwo im Haus schlug eine riesige Uhr laut und vernehmlich zwölfmal. Madeline war erschöpft, von Müdigkeit übermannt rieb sie sich die Augen. Sie stand auf, streckte sich, um neue Kraft zu schöpfen, und wirbelte herum, als jemand den Raum betrat.
Mrs. Beecham und der Kammerdiener traten an das Bett. »Wie geht es ihm?« fragte die Haushälterin etwas freundlicher als zuvor. Es schien, als habe sie sich mit dem Gedanken an Madelines Anwesenheit angefreundet und ihren Argwohn verdrängt.
»Das Fieber ist gestiegen.«
»Damit hatte Dr. Brooke bereits gerechnet«, erwiderte Mrs. Beecham in sachlichem Ton. »Denis, Mr. Scotts Kammerdiener, wird mir dabei behilflich sein, ihn mit kaltem Wasser abzuwaschen. Vielleicht wirkt das fiebersenkend. Sie möchten sich vermutlich einige Stunden ausruhen. Ich habe mir gedacht, dass Sie das kleine Schlafzimmer in Mr. Scotts Privaträumen benutzen könnten.«
»Das ist überaus liebenswürdig von Ihnen«, erwiderte Madeline. »Aber ich möchte hierbleiben falls Mr. Scott mich braucht.«
»Bis zu Ihrer Rückkehr werde ich Wache halten«, versicherte ihr die Haushälterin. »Sie brauchen einige Stunden Schlaf, Miß Ridley, um morgen wieder frisch zu sein.«
Das war nicht von der Hand zu weisen. Madeline fühlte sich müde, und es lagen noch viele Stunden, möglicherweise Tage vor ihr, bis das Fieber besiegt war. »Ich danke Ihnen«, sagte sie, und die Haushälterin zeigte ihr das nur wenige Türen entfernte Gästezimmer.
Ihre Garderobe war bereits in einen Mahagonischrank gehängt worden. Das Bett war passend zu der gestickten Tagesdecke mit einem blauseidenen Himmel überspannt. Madeline lehnte das Angebot des Mädchens ab, ihr beim Entkleiden behilflich zu sein, da sie allein sein wollte.
Sie schlüpfte in ein blütenweißes Nachthemd mit Spitzenkragen und legte sich ins Bett. Sie war so unendlich müde.
Bald darauf umfing sie wohlige Dunkelheit, und sie schlief erschöpft ein.
Schon früh am nächsten Morgen erwachte Madeline ganz frisch und erholt. Schnell griff sie nach dem passenden Morgenmantel zu ihrem Nachthemd und eilte auf nackten Sohlen über die kalten Dielen in Logans Schlafzimmer.
Ein Hausmädchen entfachte gerade Feuer im Kamin, während Mrs. Beecham die feuchten Leinentücher einsammelte, die sie im Verlauf der Nacht für Logans kalte Umschläge gebraucht hatte.
Dunkle Schatten zeichneten sich unter den Augen der Haushälterin ab, und ihre Stirn war in sorgenvolle Falten gezogen, die Madeline am Tag zuvor noch nicht bemerkt hatte.
»Keine Veränderung«, bemerkte sie und kam damit Madelines Frage zuvor.
Madeline trat an das Bett und betrachtete Logan. Er fieberte, und seine trockenen Lippen waren spröde. Anstelle des Flanellschlafanzugs war er lediglich in ein dünnes Laken gehüllt das seinen durchtrainierten Brustkorb bis zum
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