Du gehörst zu mir
es hervorragend, Mr. Scott.«
Offenbar zu erschöpft von dem Reden schloss Scott die Augen und lehnte seinen Kopf gegen die Rückbank.
Madelines Lächeln verschwand, und sie versuchte sich daran zu erinnern, was ihr Kindermädchen unternommen hatte, wenn sie und ihre Schwestern erkrankt waren … Wärme, Senfpflaster für die Brust und heiße Ziegel für die Füße, Fleischbrühe und in Milch eingeweichten Toast. Bei Erkältungskrankheiten hatte ihr Kindermädchen Zitronensirup und Süßmandelöl angewandt. Damit erschöpfte sich Madelines medizinisches Wissen. Sie seufzte frustriert, weil sie sich so überaus nutzlos vorkam.
Die Kutsche rollte in eine ruhige Nebenstraße des St. James Square und hielt vor einem riesigen bewachten Eingangstor, das von Bronzelöwen flankiert war. Madeline spähte durch die Vorhänge der Kutsche, während das Fahrzeug langsam über eine von Bäumen gesäumte Auffahrt fuhr und sich einem säulengeschmückten Herrenhaus näherte.
Als die Kalesche vor dem Haus hielt, sprang einer der Diener vom Kutschbock und eilte zu den Doppeltüren des Vordereingangs und klopfte stürmisch. Sobald sich eine der Türen öffnete, entwickelte sich hektische Betriebsamkeit.
Ein mit Wintermantel und Kappe bekleideter Bursche half dem Kutscher, die Pferde zu den Stallungen zu führen.
Zwei Lakaien kümmerten sich um Mr. Scott und hoben ihn aus der Kutsche. Dann schoben sie ihre Schultern unter dessen Arme, um ihn ins Herrenhaus zu führen, und Madeline schloss sich ihnen an. Sie fühlte sich wie ein Eindringling auf verbotenem Terrain, schließlich hätte Scott in gesundem Zustand nie etwas Derartiges gestattet.
Sie betraten eine großzügige Empfangshalle, die von einem riesigen Kristalllüster erhellt wurde. Diese Halle führte zu einem riesigen Wirtschaftsraum, in dem eine mütterlich wirkende Haushälterin einer Gruppe von Dienstmädchen gerade Anweisungen erteilte. »… Bezieht das Bett mit frischen Laken und sorgt für Wasser«, erklärte sie in unmissverständlichem Befehlston. »Tilda, hol mir meine medizinische Ausrüstung, und sag Gwyn, dass sie das Gefäß mit den Blutegeln bereitstellt. Wenn der Arzt eintrifft, braucht er sie vielleicht.«
Ein grauhaariger Butler wies den männlichen Bedienen in ähnlicher Form Aufträge zu, er befahl ihnen, dy und Whiskey bereitzuhalten und dem Kammerer zu helfen, Scott zu Bett zu bringen. Etwas abseits end beobachtete Madeline hilflos, wie Scott über einen riesigen Treppenaufgang aus weißem und grauem Marmor nach oben gebracht wurde.
Es dauerte nicht lange, bis die Haushälterin Madelines Anwesenheit bemerkte und sich ihr als Mrs. Beecham vorstellte. »Bitte verzeihen Sie, Miß …«
»Ridley.«
»Miß Ridley«, wiederholte die Haushälterin. Leider sind wir im Augenblick alle sehr beschäftigt, da es sich um eine eher ungewöhnliche Situation handelt.«
»Verstehe.«
Neugierig musterte die Haushälterin Madeline. Natürlich versuchte sie herauszufinden, wer Madeline war und insbesondere, in welcher Beziehung sie zu Mr. Scott stand. Trotzdem stellte sie keine Fragen. »Es war überaus liebenswürdig von Ihnen, Mr. Scott nach Hause zu begleiten«, bemerkte die Frau.
Madeline blickte in die Richtung, in der Scott verschwunden war. »Ich hoffe nur, dass er schnell wieder gesund wird.«
»Bis zum Eintreffen des Arztes werden wir für alles Weitere sorgen. Möchten Sie im Salon warten?«
»Danke, gern.«
Mrs. Beecham führte sie in einen geräumigen, in Gold und dezentes Pflaumenblau gehaltenen Salon, in dem Armlehnsessel mit Seiden- und Samtkissen sowie Tische standen, die mit Gedichtbänden und Bildern übersät waren. Eine Wand war mit einem Gobelin geschmückt auf dem eine französische Landschaft abgebildet war.
Zwischen zwei deckenhohen Fenstern befand sich ein langer Tisch mit fernöstlichen Figurinen.
Als sie Madelines Interesse an einer kleinen japanischen Statue bemerkte, die einen bärtigen alten Mann mit einem goldenen Szepter symbolisierte, lächelte die Haushälterin süffisant. »Der Gott des Glücks, sagt Mr. Scott. Seinen eigentlichen Namen kann ich nicht aussprechen. Er besitzt noch andere in seiner Sammlung, alles abergläubischer Kram.«
»Ich mag diese Figur.« Madeline berührte den Bart der Gottheit mit ihrer Fingerspitze. »Ich hoffe nur, dass er seinem Namen alle Ehre macht und Mr. Scott wirklich Glück bringt.«
»Manch einer würde behaupten, dass Mr. Scott bereits mehr davon beschieden war, als ihm
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